Bochum. Zwei unbekannte Verbrecher haben Mittwochmorgen den Praktiker-Baumarkt in Bochum-Gerthe überfallen und eine Mitarbeiterin bedroht. Die Täter konnten entkommen - wohl ohne Beute. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei stürmte den Baumarkt, weil die Täter noch im Innern vermutet wurden.
„Wenn du uns nicht zum Tresorraum bringst, erschießen wir dich!” Mit diesen Worten bedrohten am Mittwoch um 6.55 Uhr früh zwei bewaffnete und maskierte Verbrecher eine 46-jährige Mitarbeiterin des Praktiker-Baumarktes an der Josef-Baumann-Straße in Gerthe. Sie hatten ihr vor dem Personaleingang am Bürotrakt aufgelauert. Der eine hatte eine silberfarbene Pistole in der Hand, der andere einen Schlagstock. Die Frau war allein. Doch im Büro konnte sie laut Polizei den Tresorschlüssel nicht finden. Sie hatte panische Angst, Todesangst, dass man sie nun umbringen würde. Doch dann nutzte sie einen günstigen Moment und rannte durch den selben Eingang wieder ins Freie. Offenbar waren die Täter kurz abgelenkt und unkonzentriert. Die Frau war höchstens wenige Minuten in der Gewalt der Täter.
Nachbar hörte Hilferufe
Von draußen aus rief das Opfer laut Hilfe. Das hörte jemand aus einer Nachbarfirma. Er alarmierte die Polizei. Schnell eilten die Beamten herbei. Auch ein Spezialeinsatzkommando (SEK) rückte an, denn man hielt es für möglich, dass die Verbrecher noch immer in dem Baumarkt waren und sich dort versteckten. Während die Polizei den ganzen Baumarkt umstellte, gingen die SEK-Kräfte in voller Schutzmontur und mit einem Spürhund ins Gebäude und suchten in jeder Ecke nach den Männern. Aber sie fanden niemanden. Offenbar waren die Räuber bereits unmittelbar nach der Frau geflüchtet.
Nach Polizeiangaben haben sie keine Beute gemacht. Allerdings war in dem Baumarkt zu diesem Zeitpunkt auch höchstens Wechselgeld vorhanden.
"Sie stand unter großem Schock"
Die bedrohte Angestellte blieb körperlich unverletzt. ”Sie stand aber unter großem Schock”, sagte Polizeisprecher Axel Pütter der WAZ.
Die Polizei hat eine erste Beschreibung der Täter, deren Alter auf 20 bis 25 Jahre geschätzt wird: Der eine ca. 1,70 Meter groß, Jacke mit schwarzer Kapuze, der andere 1,75 bis 1,80 Meter, graue Kapuzenjacke, beide schlank, deutlicher Akzent, verwaschener Straßenslang. Vermutlich Südländer. Die Vermummung bestand aus Strickmasken mit Öffnungen an Augen und Mund. Am Lauf der Pistole waren Verzierungen oder Nieten. Der Schlagstock war mit einer Rohrisolierung umwickelt.
Während des SEK-Einsatzes sperrte die Polizei den ganzen Parkplatz ab. Als er wieder freigegeben wurde, warteten die ersten Kunden vor dem nach wie vor verschlossenen Eingang. Niemand von ihnen wusste genau, was los war. Das falsche Gerücht von einer Bombendrohung machte die Runde. Um 11.10 Uhr wurde der Baumarkt wieder geöffnet. Erst dann kam auch ein Geldtransporter auf den Parkplatz gefahren.
Raubmord bis heute nicht aufgeklärt
Der bisher schlimmste Baumarkt-Überfall in Bochum passierte 2003. Damals hatte ein Raubmörder in einem Baumarkt in Wattenscheid abends einen Wachmann (35) einer Sicherheitsfirma aus nächster Nähe kaltblütig erschossen und 27000 Euro erbeutet. Das Opfer hinterließ Ehefrau und zwei Kinder. Der Mörder ist bis heute untergetaucht.