Bochum/Hattingen. Gegen die Abschiebung eines Kochs wehrt sich der Hattinger Gastronom von Haus Kemnade. Um den Fall kümmert sich der Petitionsausschuss.
Gegen die drohende Abschiebung seines irakischen Küchenmitarbeiters Majid Said Krmanj wehrt sich der Chef der Gastronomie im Haus Kemnade, Heinz Bruns. Der 25-jährige Mann aus dem Irak wurde vor gut einem Jahr dort eingestellt. „Er ist in dieser Zeit für uns zu einem wertvollen Mitarbeiter geworden“, sagt Bruns. Krmanj bekam jetzt Post von der Ausländerbehörde der Stadt Bochum. In dem Schreiben vom 15. Juli wird er aufgefordert, freiwillig bis zum 23. August in sein Heimatland auszureisen. Dies beruht auf einer Entscheidung des Bundesamtes für Migration.
In der Küche seines Restaurants sei Krmanj laut Bruns mittlerweile in der Lage, verantwortliche Arbeiten und Aufgaben selbstständig zu erledigen. Der Kontakt kam im Mai letzten Jahres über „Quaz Ruhr“ zustande. Diese Gesellschaft arbeitet eng mit der Agentur für Arbeit und dem Bochumer Jobcenter zusammen.
Viele Ausländer in der Gastronomie
Es ist kein Geheimnis, dass in vielen Bochumer Gastronomiebetrieben etliche Menschen mit Migrationshintergrund, darunter auch viele Flüchtlinge, arbeiten. Heinz Bruns hat daher die Inhaber weiterer Restaurants aus Bochum und Hattingen zusammengetrommelt, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Denn auch Heino Borgböhmer (Borgböhmers Waldesruh), Adrian Dellwig (Mutter Wittig) oder Friedel Diergardt (Diergardts „Kühler Grund“, Hattingen) haben in der Vergangenheit ganz ähnliche Erfahrungen gemacht.
Erst im März gab es zudem in der Badalona-Bar im Bermudadreieck einen Abschiebefall. Besitzer und Kollegen hatten gegen die Abschiebung des Kochs aus Bangladesch und seiner Familie protestiert. In diesem Fall vergeblich. Rainer Nothoff ist Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Gelsenkirchen und kennt die Situation in Bochum gut. „Wir unterstützen das Anliegen von Heinz Bruns, diese Abschiebung zu verhindern.“ Gerade die Gastronomiebranche suche immer wieder Mitarbeiter.
Heinz Bruns hat mittlerweile alle Hebel in Bewegung gesetzt. In persönlichen Schreiben wandte er sich auch an Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) und den Bochumer Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel (SPD), der auch Vorsitzender des Petitionsausschusses in Düsseldorf ist. Die Stadt hat bereits reagiert und sieht aktuell gute Chancen, dass es im Fall des Irakers eine sogenannte „Beschäftigungsduldung“ geben könne. Dafür müssten jedoch bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Dies, so teilt die Stadt auf Anfrage mit, werde aktuell von der Ausländerbehörde geprüft.
Parallel dazu läuft das Petitionsverfahren in Düsseldorf. Die Petition ist dort vor etwa zehn Tagen eingegangen. Serdar Yüksel geht davon aus, dass es in der jetzigen Situation nicht zu einer Abschiebung kommen werde. „Es ist doch so. Man muss nicht ein Gefährder sein, um in Deutschland bleiben zu können“, formuliert der Landtagsabgeordnete zugespitzt seine Position.
Derweil arbeitet Majid Said Krmanj weiter in der Küche im Haus Kemnade. Sein Deutsch ist mittlerweile so gut, dass er sich ein wenig verständlich machen kann. „Ich fühle mich sehr wohl und möchte gerne hier bleiben“, sagt er. Dann entschuldigt er sich: Die Küche ruft.
Chance für eine Beschäftigungsduldung
Der Erlass zur Beschäftigungsduldung gilt seit Juli und regelt, dass Menschen, die bereits in einem Beschäftigungsverhältnis stehen, unabhängig vom Ausgang oder Verlauf des Asylverfahrens für eine gewisse Zeit in Deutschland geduldet werden können. Das Asylverfahren wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) geführt.
Damit dieser Erlass greift, muss jedoch die individuelle Situation des oder der Betreffenden genau geprüft werden. So sind Fristen einzuhalten, etwas seit wann und für welche Dauer das Beschäftigungsverhältnis genau besteht. Es wird also je nach Einzelfall entschieden.