Bochum. Schwarze Flecken breiten sich an einer Böschung auf einem ehemaligen Bochumer Zechengelände aus. Die Bezirksregierung kündigt eine Prüfung an.
Teerähnliche Substanzen, die aus einer Böschung auf dem ehemaligen Zechengelände Constantin sickern, sorgen für Unruhe in Hiltrop. Die Stadt spricht von „zechentypischen Altlasten“. Die Bezirksregierung Arnsberg kündigt eine zügige Kontrolle an.
Üppiges Grün und artenreiche Vegetation, wohin man schaut: Der Volkspark Hiltrop ist eine grüne Idylle. Die jedoch sei gefährdet, warnt ein Anwohner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen mag. Er weist auf schwarze Flecken und schmierige Ablagerungen hin, die sich auf und an dem brüchigen Pfad Im Brennholt unweit der Wiescherstraße ausbreiten.
„Schwarzes Zeug“ sickert aus der Böschung
Schon im Sommer 2018 habe er mit Sorge beobachtet, dass das „schwarze Zeug aus der Böschung auf den Weg herausläuft“. In diesem Sommer sei es in dem Landschaftsschutzgebiet noch schlimmer geworden. Auch in den angrenzenden Büschen und auf den Pflanzen breitet sich die dunkle Masse massiv aus. Große Teile sind verhärtet, so auf einem gut zwei Meter langen Wegabschnitt. Doch es gibt auch frische, noch zähflüssige Ablagerungen, die wie ein Schwamm nachgeben, wenn man darauf drückt.
Der 70-jährige Anwohner ist alarmiert – und hat reagiert. Vor wenigen Wochen meldete er seine Beobachtungen dem Umwelt- und Grünflächenamt. „Doch dort wollte man nur wissen, wo genau sich die Teerreste befinden. Wenig später war die Stelle mit Sand abgestreut“, berichtet der WAZ-Leser und wundert sich: „Kann das alles sein, was die Stadt unternimmt?“
Stadt spricht von PAK-Verbindungen
Tatsächlich trete „die Problematik in diesem Bereich nicht zum ersten Mal auf“, erklärt Stadtsprecherin Charlotte Meitler auf WAZ-Anfrage. Es handele sich um eine Kontaminierung durch PAK: Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe. Schon mehrfach sei der Boden unterhalb des Abhangs Im Brennholt durch diesen „zechentypischen Cocktail“ verunreinigt gewesen. Dies sei mutmaßlich auf die Zeche Constantin zurückzuführen, die hier bis zur Stilllegung 1967 über 100 Jahre in Betrieb war – bis zuletzt mit einer Kokerei.
Zeche Constantin war bis 1967 in Betrieb
Die Zeche Constantin war über 100 Jahre in Betrieb. 1854 wurde die erste Steinkohle gefördert: bis zu 2,8 Millionen Tonnen jährlich.
10.600 Mitarbeiter waren zu Spitzenzeiten Ende der 1920er Jahre beschäftigt.
1967 war Schicht am Schacht: sowohl für den Zechenbetrieb als auch die Kokerei.
Heute ist der einstige Pütt in Hiltrop ein Landschaftsschutzgebiet.
Eigentlich seien die Altlasten in den Landschaftsbauten sicher konserviert. Bei den anhaltend hohen Temperaturen der vergangenen Wochen sei es aber möglich, dass sich die Substanzen verflüssigen und durch die Böschung austreten. „Wir tragen sie dann ab und füllen Sand auf die betroffenen Stellen“, so Charlotte Meitler. Dabei sein man ausdrücklich dankbar für Hinweise aus der Bevölkerung. Ob eine Gesundheitsgefahr von der schwarzen Masse ausgeht? „Man sollte zumindest einen Direktkontakt vermeiden“, heißt es im Rathaus.
Bezirksregierung kündigt Prüfung an
Bei der Bezirksregierung Arnsberg will man genauer hinschauen. Zwar müsse man zunächst prüfen, ob die Verunreinigungen womöglich durch illegal entsorgten Müll entstanden sind, erklärt Fachdezernent Werner Isermann. Es sei aber nicht auszuschließen, dass die teerähnlichen Stoffe etwas mit der Bergbau-Vergangenheit in Hiltrop, insbesondere der Kokerei, zu tun haben. „Das werden wir ermitteln“, versichert Isermann im Gespräch mit der WAZ.
Handele es sich tatsächlich um PAK, sei Gefahr in Verzug. Einige der Stoffverbindungen gelten als eindeutig krebserzeugend.