Bochum. Sie sind schön, sie sind groß und sie sind stark. Bis zu 120 Kilogramm können die riesigen Seerosen im Botanischen Garten der Ruhr-Uni tragen.
Die Seerosen im Botanischen Garten der Ruhr Universität Bochum sind gigantisch. Ihre Blätter haben einen Durchmesser von bis zu drei Metern.
Was aber kaum jemand vermutet, sie können auch Lasten tragen, „bis zu 120 Kilogramm“, sagt Dr. Wolfgang Stuppy, Pflanzenbiologe und Technischer Leiter des Gartens. Zum Beweis klettert sein Sohn Benny in eines der gewölbten Blätter, setzt sich hinein und bleibt mit der Pflanze an der Wasseroberfläche.
Dieses Jahr besonders schön
Die Seerosen sind immer eine Attraktion im Botanischen Garten. „Dieses Jahr sind sie ganz besonders schön geworden, wirklich makellos“, schwärmt Wolfgang Stuppy. Das liege daran, dass die Biologen die Schädlinge in der Wuchsperiode besser im Griff gehabt hätten und auch an den sehr hohen Temperaturen und dem vielen Sonnenschein. Ideale Bedingungen.
Rund ein Dutzend der imposanten Gewächse schwimmen unter einer Glaskuppel in einem großen Becken des Botanischen Gartens. „Sie stehen kurz vor der Blüte“, erklärt der Biologe. „Die Blume öffnet sich nur zweimal und zwar in der Nacht. Beim ersten Mal lockt die Seerose mit ihrem betörenden Duft Käfer an. Krabbeln die in die Blüte, schließt die Pflanze sie ein. In der zweiten Nacht öffnet sich die Rose und entlässt die mit Blütenstaub übersäten Käfer zur Bestäubung wieder“, erklärt Stuppy den genialen Fortpflanzungstrick des Amazonasgewächses.
Von der Riesenseerose, mit dem lateinischen Namen Victoria cruziana, gibt es nur zwei Arten im Amazonas und im südlichen Südamerika. „Das sind die größten Süßwasserpflanzen der Welt“, sagt Stuppy. Die kreisrunden Blätter erreichen einen Durchmesser von bis zu drei Metern und hängen an bis zu acht Meter langen Stielen. Sie sind nach oben gewölbt, um sich nicht gegenseitig zu überlappen. Schlitze in den Rändern sorgen dafür, das Regenwasser ablaufen kann.
Ein biomechanisches Wunderwerk
„Das ist wahnsinnig clever“, sagt der Biologe voller Bewunderung.„Die Blattunterseite ist ein biomechanisches Wunderwerk.“ Das habe man in viktorianischen Zeiten schon als Inspiration benutzt, um die Stahlkonstruktion für Gewächshäuser und den Crystal Palace in London zu designen, „weil eben die leistenartigen Verstrebungen eine große Stabilität geben“, so Stuppy.
Scharfe Dornen an der Unterseite schützen die Pflanze vor hungrigen Fischen und anderen Tieren. Fazit des technischen Leiters im botanischen Garten an der Uni: „Eine Riesen Portion Biologie.“
Für Besucher ist der Botanische Garten von 9 bis 18 Uhr geöffnet (Gewächshäuser bis 17 Uhr). Der Eintritt ist frei.