Bochum. Es ist eines der schönsten Firmengebäude der Stadt – aber es steht leer. Die Thelen-Holding sucht für die frühere GEA-Zentrale einen Mieter.

Sie ist ohne Übertreibung eine der auffälligsten und schönsten Gewerbeimmobilien der Stadt. Aber sie steht leer seit dem endgültigen Auszug von Kelvion, einem der Nachfolgeunternehmen des 2011 nach Düsseldorf abgewanderten Anlagenbauers GEA. Das vierstrahlige, halb-sternenförmige Gebäude im Stadtteil Hofstede mit der markanten, alles überragenden Glasrotunde wartet auf einen neuen Mieter.

Platz für mindestens 500 Mitarbeiter

„Wir suchen einen oder mehrere langfristige Partner“, sagt Christoph Thelen, Junior-Chef der Thelen-Holding, die 2017 das 44.000 Quadratmeter große Gelände an der Dorstener Straße in Steinwurfweite zur Herner Stadtgrenze gekauft hat. Da die Wahrscheinlichkeit wohl eher gering ist, mal eben ein Unternehmen mit einer Verwaltungsgröße von etwa 500 Mitarbeitern nach Bochum zu locken, denn mindestens so viele Beschäftigte finden Platz auf den knapp 5000 Quadratmetern Bürofläche, gehen die Überlegungen eines der größten deutschen Immobilienentwickler wohl vor allem in eine andere Richtung – nämlich die zum Gewerbepark.

Schmucke Firmenadresse mit Entwicklungspotenzial. Die Thelen-Holding hat die frühere GEA-Unternehmenszentrale 2017 gekauft, ein Jahr später hat sie die Fläche daneben von der Stadt Bochum erworben.
Schmucke Firmenadresse mit Entwicklungspotenzial. Die Thelen-Holding hat die frühere GEA-Unternehmenszentrale 2017 gekauft, ein Jahr später hat sie die Fläche daneben von der Stadt Bochum erworben. © www.blossey.eu | Hans Blossey

„Wir sind flexibel“, sagt Christoph Thelen zwar. Aber vorsorglich hat die Holding im Vorjahr das benachbarte, 31.500 Quadratmeter große, an der Herzogstraße gelegene Grundstück „Schmidts Kamp“ von der Stadt gekauft, um die Entwicklung des gesamten Areals und damit eine erfolgreiche Vermarktung voranzutreiben. Es gebe Gespräche mit Interessenten für die bestehende Immobilie ebenso wie Überlegungen zur Entwicklung des gesamten Geländes. Aber es gibt noch nichts Spruchreifes. Fakt ist: Der Bebauungsplan Nr. 567 weist das Areal als Gewerbe- und Industriefläche aus. Auch das steigert die Vermarktungsmöglichkeiten.

Bürogebäude der Superlative

Dass die hohe Qualität der 1991 gebauten früheren GEA-Zentrale die Vermietung erschweren könnte, im Exposé ist von einem „Bürogebäude der Superlative“ die Rede, glaubt Christoph Thelen nicht. Und sicher hilft bei der Vermarktung nicht nur die gute Anbindung an A 40 und A 42, sondern auch der Aufschwung, mit dem Bochum seit einigen Jahren in Verbindung gebracht wird. „Es gibt drei Städte im Ruhrgebiet, die sich meines Erachtens sehr positiv entwickeln“, so Thelen. „Essen, Dortmund und Bochum“; die natürlich von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung profitieren, aber auch Kapital aus eigenen Bemühungen schlagen.

Kelvion hat seinen Sitz weiter in Bochum

Zuletzt hat die Kelvion GmbH das Gebäude an der Dorstener Straße genutzt. Der Anlagenbauer stellt industriell genutzte Wärmetauscher her und hat insgesamt 4500 Mitarbeiter, deren weltweite Tätigkeit mit einem Jahresumsatz von etwa 900 Millionen Euro aus Bochum gesteuert wird.

Bis 2014 war das Unternehmen als Gea Heat Exchanger Teil der Gea-Gruppe. Nach dem Verkauf an den schwedischen Finanzinvestor Triton wurde die Wärmetauscher-Sparte in drei Unternehmen aufgeteilt. Kelvion blieb in Bochum, die anderen Geschäftsbereiche werden bei Denco Happel und Enexio in direkter Nachbarschaft in Herne weitergeführt.

Daher gibt sich der Immobilienexperte gelassen, was die Entwicklungs- und Vermarktungschancen an der Dorstener Straße betrifft. Ohnehin ist die zweifellos große Fläche längst nicht der einzige Besitz der Thelen-Holding in Bochum. Sie hat nicht nur 2016 ein 1040 Hektar großes Paket mit Grundstücken im Ruhrgebiet von Thyssen gekauft, darunter auch Flächen in Bochum. Es gibt auch noch weiteren Besitz in der Stadt.

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© Stefan müssner / WAZ

Der bekannteste ist das ehemalige Nokia-Gelände in Riemke. „Und dort ist es uns auch gelungen, ein Gebiet zu entwickeln, auf dem vorher ein einziges Unternehmen tätig war“, so Christoph Thelen mit einem weiteren Wink, in welche Richtung die Entwicklung an der Ecke Dorstener Straße/Herzogstraße gehen könnte. Auf dem 235.000 Quadratmeter großen Areal, eine dreimal so große Fläche wie die in Hofstede, sind heute u.a. DHL mit einem Verteilzentrum, der Online-Versandhändler Amazon, die Lueg AG und auch der Anlagenbauer Kelvion zu Hause, der von der Dorstener Straße zur Meesmannstraße umgezogen ist.