Bochum. Sven Mislintat ist nicht nur Sportdirektor beim VfB Stuttgart, sondern auch Teil einer Modemarke in Bochum. Der erste Shop hat gerade eröffnet.
Mode gibt es in Bochum viel zu kaufen – von angesagten Marken aus Metropolen rund um die Welt. Ruhrindustries setzt da auf andere Werte. Bei dem jungen Bochumer Modelabel werden Heimatgefühl, Individualität und Qualität groß geschrieben.
Hinter der Idee stecken Jamshid Ahadzai, Diana Nae und Sven Mislintat, der hauptberuflich sein Geld in der Fußballbranche verdient – nach langen Jahren beim BVB ist er für 1,7 Millionen Euro als Chefscout zu Arsenal London und kürzlich als Sportdirektor zum VfB Stuttgart gewechselt. Doch in diesem Fall geht es ihm nicht um Fußball, sondern um Mode. Im April hat das Trio seinen ersten Store auf dem Kleverweg eröffnet.
Hochwertige Streetwear aus dem Ruhrgebiet
Ahadzai hat Ruhrindustries schon 2011 gegründet. Als eines von vielen Start-ups in der oft unterschätzen Gründerszene des Ruhrgebie tes. Der Kreativschaffende war eigentlich als Mediendesigner unterwegs, als er eines Tages ein Fashion-Unternehmen beriet. „Daraus ist die Idee entstanden, ein eigenes Label zu gründen. Das war immer mein Traum“, sagt der Bochumer und verrät, was dahinter steckt: „Wir wollen hochwertige, kreative Streetwear aus dem Ruhrgebiet kreieren, so robust wie die Menschen hier. Etwas, das es so nicht auf dem Markt gibt. Individualität ist das Stichwort, die meisten Sachen bei uns sind limitiert.“
Mislintat ist 2014 eingestiegen, entwarf eine Corporate Identity und verfeinerte das Konzept. Der 46-Jährige kennt Ahadzai seit Jugendtagen, gemeinsam kickten die beiden beim VfL Kamen und dem Lüner SV, haben sich danach nie aus den Augen verloren.
Fußball-Kontakte bleiben außen vor
„Ich fand die Idee von Beginn an super, da musste mich Jamshid nicht lange überzeugen“, sagt Mislintat, der seine Fußball-Kontakte allerdings nicht nutzt: „Wir wollen Schritt für Schritt wachsen.“
Die dritte im Bunde ist Nae, die vor kurzem dazugestoßen ist und mit ihrer Mode-Affinität einen weiteren Impuls gegeben hat. „Wir sind eine bunte Mischung, haben alle woanders unsere Wurzeln. Das passt auch zum Ruhrpott, wo ein Mix aus Kulturen so genial zusammenlebt.“
„So ist auch Ruhrindustries entstanden, das ist unsere Identität“, sagt Mislintat, der aufgrund seines Fußball-Jobs nicht ständig vor Ort sein kann, aber an allen Entscheidungen beteiligt ist.
Modeshop in ehemaliger Werkstatt
Lange Jahre wurden die Sachen online und auf Design-Messen verkauft, nun gibt es sie im eigenen Laden. Stilecht zwischen besprayten Garagen auf dem Kleverweg, gleich zwischen Hauptbahnhof und Bermudadreieck. Der stylishe Shop war vorher eine Werkstatt und wurde vom Architekten Thomas Stark umgestaltet.
Die vierte Kollektion ist in Arbeit
Die aktuelle Kollektion trägt den Namen „RNDS“, davor gab es schon „Sons and Daughters of Industries“ und „Everything’s harder in the west“.
Die nächste Linie soll im Herbst erscheinen. „Wir machen uns da aber keinen Druck“, sagt Ahadzai.
Im Angebot hat Ruhrindustries Hoodies, Sweat-Shirts, T-Shirts und Caps. Alles aus reiner veredelter Baumwolle, im Vintage-Look gehalten und mit viel Liebe zum Detail. Das Erkennungszeichen ist der Wasserturm im Logo.
Im Internet: https://www.ruhrindustries.net/
„Jetzt wollen wir mal sehen, wo wir landen“, sagt Mislintat: „Wir haben den Riesenvorteil, dass wir alle fest im Berufsleben stehen. Das gibt uns Unabhängigkeit und lässt uns die Zeit, die Dinge in Ruhe zu entwickeln.“
Viele Ideen für die Zukunft
Das Trio macht alles selbst, von der Stange kommt hier nichts. Bis zu sechs Wochen nimmt ein Design in Anspruch. Noch ist die Auflage der Kollektionen recht gering, was die Produktion teurer und die Marge geringer macht. Der Kunde soll das nicht merken, die Preise sind vertretbar.
„Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen, aber der Start ist gut gelungen. Wir bekommen grundsätzlich positives Feedback“, sagt Ahadzai, der schon viele Ideen für die Zukunft hat: „Wir könnten einen zweiten Laden eröffnen und die Kollektion erweitern. Aber erst einmal muss es sich hier einspielen.“
Dann kann es eines Tages auch andersherum gehen: Von Bochum hinaus in die Metropolen rund um die Welt.
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