Bochum. Nur zehn von 26 Brunnen sind in der Stadt in Betrieb. Die anderen sind kaputt. „Bedauerlich und ärgerlich“, sagt ein Bochumer Urgestein.

Die Dinos in der Innenstadt sind ein riesiger Erfolg. Überall ziehen sie Menschentrauben an, keineswegs nur Kinder. Ein Anziehungspunkt sind auch vier sprudelnde Brunnen in der City. Allerdings könnten es insgesamt viel mehr sein, denn im ganzen Stadtgebiet stehen 26 Brunnen, davon sind aktuell aber nur zehn in Betrieb, weil alle anderen ganz oder teilweise kaputt sind.

Beispiel sind die Wasserspiele unterhalb des Kuhhirten an der Massenbergstraße, auch sie zählen als Brunnen. Kein Tropfen kommt dort aus der Leitung. Ratsherr Lothar Gräfingholt (CDU), kulturpolitischer Sprecher der CDU im Kulturausschuss, sagt dazu: „Während Bochum Marketing sich erfreulicherweise bemüht, attraktive Angebote für Kinder in unsere Stadt zu holen, vernachlässigt die Stadt ihre Wasserspiele. Wer weiß, wie gern Kinder am Wasser spielen, vermag zu erkennen, welch eine tolle Stelle zum Spielen die Wasserspiele in unserer Stadt sein könnten. Bedauerlich und ärgerlich, dass die Verwaltung einfach die Brunnenanlagen nicht wirklich zum Laufen bringt beziehungsweise am Laufen hält.“

Stadt lässt Gutachten erstellen

Der wasserlose Brunnen am August-Bebel-Platz.
Der wasserlose Brunnen am August-Bebel-Platz. © Ellen Wiederstein

Aktuell sind von der zehn intakten Brunnen nach Angaben der Stadt diese vier in der Innenstadt in Betrieb: der Kugelbrunnen am Dr. Ruer-Platz, der Jobsiade-Brunnen am Husemannplatz, der Brunnen am Konrad-Adenauer-Platz und der Brunnen am alten Teich im Stadtpark.

Neun weitere seien teilweise defekt und weitere sieben schon „seit längerer Zeit“. „Derzeit lassen wir ein Gutachten erstellen, das die Mängel erfasst und beurteilt“, sagte am Montag Stadtsprecherin Katrin Müller. Ziel sei es, ab April 2020 schrittweise die Brunnen wieder in Betrieb zu nehmen. Die Stadt erarbeitet ein Gesamtkonzept für ihre Brunnenanlagen.

Problem mit den Ersatzteilen

Das Problem sind die Ersatzteile: Teilweise sind die Brunnen schon Jahrzehnte alt. Ersatzteile müssten extra angefertigt werden, weil es im Handel keine mehr gebe. Technik und Steuerung der Anlagen unterscheiden sich jeweils sehr.

Außer Betrieb ist zum Beispiel auch der große Brunnen auf dem August-Bebel-Platz in Wattenscheid. Zeitweise lag zuletzt viel Müll dort herum. Auch dieser Brunnen soll im nächsten Jahr wieder sprudeln.

Stadtwerke betreiben neun öffentliche Trinkwasser-Brunnen

Außer den zehn städtischen Brunnen stehen neun Trinkwasser-Brunnen in Bochum zur kostenlosen Nutzung bereit. Betrieben werden sie von den Stadtwerken. Hier die Standorte: Schmechtingwiese/Freiligrathstraße, Wattenscheider Rathaus an der Friedrich-Ebert-Straße, Heckertstraße in Grumme („A40-Deckel), Tierpark, Riemker Markt/Auf der Markscheide, William-Shakespeare-Platz/Königsallee, Alte Bahnhofstraße (Fußgängerzone), Am Varenholt (Klosterhof), Hattinger Straße/Dr.-C.-Otto-Straße.

Jeder Bochumer verbraucht im Schnitt 123 Liter Wasser am Tag

Während der Hitzeperiode im Juni dieses Jahres lieferten die Stadtwerke Bochum am absatzstärksten Tag mehr als 82 Millionen Liter Trinkwasser an ihre Kunden. Der Tagesdurchschnitt liegt bei 60 Millionen Litern. Der Gesamtabsatz des Jahres 2018 lag bei 22,2 Milliarden Litern.

Jeder Bochumer verbraucht am Tag im Schnitt 123 Liter Wasser. Das Trinkwasser für Bochum wird in den Wasserwerken Witten und Essen-Horst gewonnen und über ein weit verzweigtes Leitungsnetz mit einer Länge von 1166 Kilometern zu den Verbrauchern transportiert.

„Die Stadtwerke stellen mit regelmäßigen Kontrollen und Reinigungen sicher, dass der kostenfreie Schluck Wasser alle hygienischen Ansprüche erfüllt“, sagt Stadtwerke-Sprecher Christian Seger. „Die Brunnen sind rund um die Uhr für jedermann zugänglich und mit einer Höhe von rund einem Meter auch für Kinder gut zu erreichen.“

Bürger können sich private Brunnen bohren lassen

Brunnen können die Bochumer auch privat auf ihrem Grundstück anlegen lassen – echte Brunnen, aus denen Grundwasser gefördert werden kann. Das kann vor allem für die Gartenbewässerung sehr nützlich sein. Denn wer seine Pflanzen mit Trinkwasser versorgt, muss zahlen. Der Kubikmeter Trinkwasser kostet in Bochum 1,74 Euro. Die Nutzung des Grundwassers ist erlaubnisfrei und kostenfrei. „Allerdings muss die Bohrung der Unteren Wasserbehörde vorher angezeigt werden; so will es das Wasserhaushaltsgesetz“, wie Marc Kudella von der Wasserbehörde sagt. Und: Bohren muss eine Fachfirma. Allein die Bohrung kann je nach Tiefe des Grundwassers einen vierstelligen Betrag kosten.

Über die Anzahl an privaten Brunnen in Bochum liegen keine Angaben vor. Kudella sagt aber: „Es wird immer wieder regelmäßig nachgefragt.“