Bochum-Hamme. Der Stadtumbau für Bochum-Hamme kann kommen. Der Rat entscheidet nach den Ferien über Projektideen in Höhe von 21 Millionen Euro.

Der millionenschwere Stadtumbau in Hamme nimmt Fahrt auf. Inzwischen liegt eine Liste geplanter Maßnahmen für den Stadtteil vor. In einer gemeinsamen Sitzung von Struktur- und Planungsausschuss sowie der Bezirksvertretung Mitte wurden die bisherigen Ergebnisse zu dem beabsichtigten Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) für den Stadtteil Hamme beraten. Investitionskosten in Höhe von 21 Millionen sind veranschlagt für einen Zeitraum von sieben Jahren.

Wochenmarkt und Supermarkt gewünscht

Weitere Ideen wurden gesammelt, für die indes keine Städtebauförderung zu erwarten ist. Dazu gehört, wieder einen Wochenmarkt in Hamme ins Leben zu rufen.

Auch der langgehegte Wunsch nach Ansiedlung eines Nahversorgers gehört dazu. Der Hochbunker an der Zechen-/Haldenstraße könnte neu genutzt werden. Impulse erhoffen sich die Planer auch für den Neubau von Wohnungen im Stadtteil.

Seit Jahren haben Politiker auf eine Beschleunigung des Verfahrens gedrängt, doch der Stadt fehlte es an Personal und auch an Geld. 2016 hatte Martin Oldengott, damals Fraktionschef der SPD im Bezirk Mitte, erklärt: „Die Ausgangslage in Hamme ist schlimmer als in Langendreer. Es besteht akuter Handlungsbedarf.“ Hamme blieb aber trotz aller sichtbaren Defizite hinten auf der Prioritätenliste.

Nachhaltigkeit nimmt Quartier

Doch die Akteure im Stadtteil blieben nicht untätig und traten mit dem Institut für Kirche und Gesellschaft der evangelischen Kirche von Westfalen als „Vorstufe“ des ISEK das Projekt „Nachhaltigkeit nimmt Quartier“ los, quasi aus Hintertür. Bürger nahmen teil, um Veränderungsprozesse im Stadtteil anzustoßen, den Umweltschutz zu fördern und vor allem um den sozialen Zusammenhalt im Viertel zu stärken. Auch die VHS widmete sich in Workshops den Defiziten in Hamme. An mehreren Terminen und Werkstattgesprächen konnten sich die Bewohner beteiligen und Ideen einbringen.

Büros haben die Arbeit aufgenommen

Im Mai 2018 nahmen die externen Planungsbüros Stadtraumkonzept und Reicher Haase Assoziierte ihre Arbeit auf. Ziel ist es, der Bezirksregierung Arnsberg bzw. dem Ministerium für Heimat, Kommunales,Bau und Gleichstellung Ende September 2019 ein Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) vorzulegen und damit Städtebaufördermittel zu beantragen.

Zu den Maßnahmen, die Hamme mit Hilfe von Städtebaufördermitteln sozial und städtebaulich verbessern sollen, gehören der Umbau des Hammer Parks mit 3,2 Millionen Euro als eines der ersten Projekte und die Umgestaltung des Amtsplatzes für 1,5 Millionen Euro. Hier wünschen sich die Bürger Blumenbeete, moderne Sitzgruppen und ein Wasserspiel. Vorgesehen auch: der Umbau des Parks Präsident für fast zwei Millionen Euro und des Friedhofs für drei Millionen Euro ab 2027; die Bürger schlagen bessere Ausleuchtung und Grünpflege vor.

Auch Straßenumbau gehört dazu

Die Gahlensche Straße könnte ebenfalls durch Fördermittel umgebaut werden; 2,5 Millionen Euro hat die Verwaltung dafür vorgesehen. Anwohner fordern seit langem eine Verkehrsberuhigung. Große Summen sollen zudem für die Gestaltung der Schulhöfe Feldsieper- und Gahlensche Straße eingespeist werden. Und nicht zuletzt wird ein Fassadenprogramm aufgelegt, das Hausbesitzer ermuntern soll. ihre Gebäude zu verschönern.

Der Umbau der Gahlenschen Straße gehört mit zum Paket der vorläufigen Maßnahmen.
Der Umbau der Gahlenschen Straße gehört mit zum Paket der vorläufigen Maßnahmen. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Weithin gibt es Zustimmung aus der Politik: „Die endgültige Beschlussfassung über das ISEK für Hamme steht im Rat nach den Sommerferien an. Wenn alles gut geht, könnten erste Maßnahmen bereits im nächsten Jahr anlaufen“, sagt Sascha Dewender, CDU-Ratsvertreter für Hamme.

Wissenschaftliche Begleitung

Um den Erneuerungsprozess für Hamme zu verstetigen, kooperiert die Stadt seit einem Jahr mit der Hochschule Bochum. Petra Schweizer-Ries, Professorin für nachhaltige Entwicklung, erläuterte in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Mitte voller Euphorie die Ideen, die ihre auf 15 Jahre angelegte wissenschaftliche Begleitung verwirklichen will. Sie erforscht und lehrt das Gestalten von Lebensräumen in den Quartieren. Es wurde ein „Team für Forschungs- und Aktionsräume“ für den ISEK-Prozess gebildet.

Schweizer-Ries: „Wir erfassen weiter die Leerstände, wollen ein Nachbarschafts-Café eröffnen, unterstützen die Idee des ,Urban Gardening’. Die Umgestaltung des Parks gehört ebenso dazu wie das ,Grüne Band’, das den Stadtteil durchziehen soll.“ Auf dem Amtsplatz plant das Team eine politische Aktion, indem ein Aquarium aufgestellt wird, aus dem man Plastikmüll fischen kann.