Bochum. Mit dem neuen Sonnenwagen „Thyssenkrupp Sunriser“ will die Hochschule Bochum bei den Weltmeisterschaften in Australien wieder ganz vor dabei sein.

. Ein Jubiläum der besonderen Art feiert die Hochschule Bochum in diesen Tagen. Für die Weltmeisterschaften der Solar-Autos in Australien stellte das Studierenden-Team vor rund 200 Gästen den aktuellen Thyssenkrupp Sunriser vor. Seit genau 20 Jahren arbeiten Studenten in und aus Bochum daran, die Technik von ausschließlich mit Sonnenenergie betriebenen Fahrzeugen weiter zu entwickeln.

Markenzeichen geworden

Es ist mittlerweile so etwas wie ein Markenzeichen der Hochschule geworden. Über die Jahre haben sich mehr als 500 junge Männer und Frauen an den Projekten beteiligt. Mittlerweile wurden sieben verschiedene Solar-Cars entwickelt und mit immer neuen Ideen fit gemacht für eine starke internationale Konkurrenz. Und die wird wieder erwartet, wenn vom 13. bis 20. Oktober 2019 knapp 100 verschiedene Teams sich auf den Weg machen, um die 3000 Kilometer lange Strecke von Darwin ganz im Norden des Kontinents bis nach Adelaide zu meister, wohlgemerkt nur mit der Kraft der Sonne.

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Besondere Herausforderung in diesem Jahr: Es gilt – sozusagen ohne zu tanken – erstmals eine Etappe von 1240 Kilometer an einem Stücke zu fahren. Ein Team von 60 Studierenden hat monatelang getüftelt und gewerkelt. Dabei sieht der jetzt präsentierte Wagen nur noch äußerlich so aus, wie das Modell von 2015. Unter anderem wurden Antrieb und Batterien sowie diverse technische Details komplett erneuert, um die Reichweite zu erhöhen und damit natürlich auch die Chancen auf einen Gesamtsieg. Bisher gab es fast immer gute Platzierungen, nur die Siegerehre in Australien, die blieb den Bochumern bislang noch verwehrt.

30-köpfiges Team fliegt nach Australien

Teamleiter Julius Werche wird mit 30 Kommilitonen nach „Down-Under“ fliegen. Am Mittwoch moderierte er schon einmal eine Jubiläums-Talkrunde, bevor der Sunriser seefest gemacht wird und per Schiff in einem Spezialcontainer nach Australien schippert. Friedbert Pautzke, der Vater des Bochumer Solarcars, holte das Projekt 2002 nach Bochum. Zuvor hatten Studierende aus Bochum 1999 an der South Bank University in England bei einer deutsch-britischen Kooperation den „Mad Dog III“ konstruiert, sozusagen den Urahn aller Bochumer Solar-Fahrzeuge. „Worauf ich besonders stolz bin, ist, dass es mittlerweile sieben ganz erfolgreiche Unternehmensgründungen gibt, die allesamt auf Erkenntnisse unserer Solarcars Projekte zurückzuführen sind.“

Ahnengalerie der Solarwagen aus Bochum

Das erste Modell hieß Mad Dog III (1998-2001) und legte 7.500 km zurück.

Es folgte Hans Go (2002 - 2005) mit einer Kilometerleistung von 8.300 Kilometern.

Weitere Autos aus der Werkstatt der Hochschule Bochum sind Solar-World No. 1 (2006-2007, 30.000 km), BOcruiser (2008-2010, 6.000 km), SolarWold GT (2011-2012, 68.000 km), Power Core Sun-Cruiser (2013-2014, 11.000 km) Thyssenkrupp SunRiser (2015-2016, 12.000 km, für 2019 aktuell aufgerüstet) und Thyssenkrupp blue.cruiser (2017).

Natürlich durfte ein prominenter Vertreter des Hauptsponsors und Namensgebers des Projektes nicht fehlen. Thyssenkrupp Forschungschef Reinhold Achatz erläuterte den Hintergrund des Engagements seines Konzerns: „Dies ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten.“ Thyssenkrupp liefert ultrahochfesten Stahl, Lenksysteme, Stoßdämpfer und spezielle fest und gleichzeitig leichte Sandwich-Elemente für den Sonnenwagen. Dabei betonte er: „Beinahe noch wichtiger als in Australien zu gewinnen, ist es Erfahrungen zu sammeln.“

Teststrecke auf Luftwaffenstützpunkt

Wer sich über Vertreter der Bundesluftwaffe bei dieser Jubiläumsveranstaltung wunderte und schon über eine mögliche Forschung für die Bundeswehr im Rahmen des Solar-Car-Projektes spekulierte, wurde schnell auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Es ist anders herum: Nich die Forscher helfen der Bundeswehr, vielmehr hilft die Luftwaffe der Hochschule. Das es auf dem Terrain in Querenburg nur eine winzige Teststrecke gibt, dürfen die jungen Forsche ihr Fahrzeug regelmäßig auf dem Luftwaffenstützpunkt ausprobieren, natürlich nur, wenn gerade kein Flugbetrieb herrscht.