Bochum. . Der große Abriss des früheren Justizkomplexes in Bochum hat begonnen. Nun wurden überraschend noch Mineralfasern in einer Fassade gefunden.

Hunderte Tonnen Ziegel, Beton und Bimsstein sind bereits gefallen, ein Großteil davon auch schon in Stücke bis zur einer Größe von bis zu 50 Zentimetern gebrochen. Tausende Tonnen werden noch folgen, ehe der gesamte ehemalige Justizkomplex in der Bochumer Innenstadt dem Erdboden gleichgemacht ist. Aber in den nächsten Tagen bleiben die ganz großen Maschinen, die den eigentlichen Abriss des Trutzburg-artigen Areals bewerkstelligen, aus. Erst muss klar sein, wie viel Gefahrenstoffe noch in der Fassade des Kopfgebäudes zum Husemannplatz, dort wo früher der Haupt-Eingang war, stecken.

Dämm-Material wird aufgestöbert

„Wir öffnen die Fassade im Moment an einigen Stellen und schauen nach, wo noch Mineralfaserplatten (KMF) zu finden sind“, erklärt Bauleiter Matthias Lögering vom Abbruchunternehmen Moß aus Lingen im Emsland. Das KMF an diesen Stellen zu finden, hat das Generalunternehmen überrascht. Aus den von Gutachtern erstellten Unterlagen war nicht ersichtlich, dass dort Dämm-Material verbaut wurde, so Lögering. „Das muss nachträglich geschehen sein.“

Erst wenn Umfang und Menge klar sei, werde entschieden, wie beim Abbruch weiter vorgegangen wird: mit schwerem Gerät oder aber zunächst mit einem Ausbau des KMF, ehe dann großvolumig abgerissen wird. Fortgesetzt werden sollen die Arbeiten an dieser Stelle erst in der übernächsten Woche, zumal auf dem Baugelände erst noch weiter Platz geschaffen werden müsse.

Spezialfirma baut Gefahrenstoffe aus

Bis dato hatten Matthias Lögering und seine Mannschaft keine großen Überraschungen in Sachen Gefahrenstoffe erlebt, so der Bauleiter. In den bereits abgerissenen Gebäuden und zum Teil auch in den beiden hohen Türmen auf der Westring-Seite, wo derzeit eine Spezialfirma mit dem Ausbau diverser Gefahrenstoffe beschäftigt ist, wurden bereits große Mengen ausgebaut. „Die beiden wesentlichen Stoffe sind dabei Asbest und KMF“, so Lögering.

Die Schätzungen der Gutachter gehen davon aus, dass auf dem gesamten Areal 400 Tonnen Asbest und 200 Tonnen KMF verbaut wurden. Sie müssen vor dem eigentlichen Abriss ausgebaut und auf Sonderdeponien entsorgt werden. Zum Vergleich: Beim Abriss des Opel-Werks I in Laer mussten 3000 Tonnen Asbest gesichert werden, außerdem 500 bis 600 Tonnen Mineralwolle, 7800 Tonnen Dachpappe und 1300 Tonnen Bahnschwellen.

Die Bezirksregierung Arnsberg attestiert dem Unternehmen aus Lingen, das vom Hamburger Investor HBB mit dem Abriss beauftragt wurde, große Professionalität, so Sprecher Christoph Söbbeler. Die Behörden, Arbeitsschutz und Berufsgenossenschaft, kontrollierten immer wieder die Lage und das Geschehen vor Ort.