Bochum. Das Fahrverbot für Lkw ab 3,5 Tonnen auf der Herner Straße in Bochum ist vom Tisch. Stattdessen prüft die Stadt die Einführung einer Umweltspur.
Das für die Herner Straße im Bereich zwischen den Autobahnen A 43 und A 40 angekündigte Fahrverbot für Lkw ab 3,5 Tonnen kommt nicht. Die Bezirksregierung lehnt die Maßnahme ab. Geprüft wird die Einführung einer Umweltspur.
Seit dem 24. Oktober 2018 gilt auf der Herner Straße im Bereich zwischen den Anschlussstellen Riemke (A 43) und Bochum-Mitte (A 40) ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde. Die Stadt beabsichtigt mit der Maßnahme, die Stickoxid-Belastung zu senken und ein drohendes Diesel-Fahrverbot zu verhindern.
Diesel-Fahrverbot vermeiden
Zweiter Blitzer kommt im Spätsommer
Zwei Blitzer sollten Tempo 30 auf der Herner Straße kontrollieren. Installiert wurde bislang nur einer und zwar im Bereich der Einmündung zur Wilbergstraße.
Das Ergebnis bislang: 833 mal fuhren Verkehrsteilnehmer bei Rot über die Ampel, 30.453 mal waren sie schneller als Tempo 30. In 41 Fällen trifft beides zu.
Der zweite Blitzer soll in Kürze als mobile Anlage aufgestellt werden.
Weil „Fragen zu Kosten, Wirtschaftlichkeit im Vergleich Miete oder Kauf und die Bereitstellung der Mittel“ geklärt werden mussten, sei die Anlage noch nicht im Einsatz, heißt es seitens der Stadt.
Im Spätsommer soll sie in Betrieb gehen.
Denn seit Jahren werden auf der bei Pkw- und Lkw-Fahrern beliebten Strecke die EU-Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) deutlich überschritten. Wer die rund zwei Kilometer lange Abkürzung fährt, vermeidet den Umweg über das Autobahnkreuz Bochum. Jede vierte Fahrt dient diesem Zweck.
Ziel der Stadt ist es, die Emissionen auf der Herner Straße um 50 Prozent zu senken. Außer Tempo 30 sollten auch „Klimahecken“ und ein Fahrverbot für Lkw ab 3,5 Tonnen helfen, die Luft sauberer zu machen. Bislang gilt das Fahrverbot für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen. Die Mispelhecken wachsen mittlerweile, das Fahrverbot lässt auf sich warten – es wird auch gar nicht mehr kommen, wie die Stadt auf Anfrage der WAZ jetzt mitteilte.
Bezirksregierung stoppt Lkw-Fahrverbot
Die Bezirksregierung Arnsberg machte einen Strich durch die Rechnung. Bereits im Dezember 2018 teilte sie der Stadt mit, dass das geplante Verbot „nicht vorstellbar“ sei. Zur Begründung heißt es: Ohne die Nutzung der Herner Straße sei der Ziel- und Quellverkehr zu angrenzenden Straßen (Cruismann-, Rensing- u.a.) nicht möglich.
Auch sei die Anzahl der Lkw ab 3,5 Tonnen nicht sehr hoch, so dass das angestrebte Verbot „keine großen Auswirkungen auf die Senkung der NOX-Schadstoffwerte“ habe.
Tausende Pkw nutzen die Abkürzung
Die Stadt listet dazu Zahlen einer Verkehrszählung vom 23. Juni 2016 auf. Demnach hätten von 6 bis 18 Uhr nur 2586 Pkw und 124 Lkw die Abkürzung von der A 43 zur A 40 genutzt und 2382 Pkw und 81 Lkw die Abkürzung in Gegenrichtung.
Ende dieses Monats soll eine „Video-gestützte Verkehrserhebung an verschiedenen Knotenpunkten der Herner Straße und im umgebenden Straßennetz“ analysieren, wie sich das Tempo 30 ausgewirkt hat. Eine zweite Messung ist für den Herbst geplant.
Auswirkungen einer Umweltspur werden geprüft
Dabei soll nach Angaben der Stadt auch geprüft werden, wie eine Umweltspur sich auf den Verkehr auswirken würde. In einem Gutachten („Green City Plan“) hatten Verkehrsexperten vorgeschlagen, eine Fahrspur der Herner Straße für Busse, Radfahrer und Elektrofahrzeuge zu reservieren. Nur so könnten die geforderten EU-Grenzwerte langfristig eingehalten werden, heißt es.