Bochum. In der Reihe „Mittagskirche“ las Karin Moog aus „Mittagsstunde“, einem Roman über das Landleben. Und über die Frage, wohin der Mensch gehört.
„Mittagsstunde“ in der „Mittagskirche“: Am Sonntag, 2. Juni, traf Dörte Hansens Roman auf die stets um 12 Uhr beginnende Veranstaltungsreihe in der Melanchthonkirche am Schauspielhaus: Einkehr und Besinnung zu einer Bochumer Mittagsstunde, die an diesem Juni-Sonntag bereits von Hochsommerhitze geprägt war. So mag es beizeiten auch gewesen sein zu jenen Zeiten, den 50er und 60er Jahren, in denen Hansens erfolgreiches Buch „Mittagsstunde“ spielt. Sommerwarm und still.
Es waren Zeiten, in denen die Menschen sich mittags hinlegten. Die Stunden zwischen zwölf und zwei bedeuteten: Siesta. Silentium. Nach dem Essen ruhten die Leute, denn sie waren zeitig aufgestanden, zumal im von Dörte Hansen beschriebenen Dorf in Norddeutschland, als es dort noch Bauern gab, die in aller Herrgottsfrühe ihre Kühe melken mussten. Von diesem Dorf Brinkebüll und vom Verschwinden nicht nur der stillen „Mittagsstunde“ erzählt Hansen in ihrem zweiten Roman.
Schauspielerin Karin Moog, Ensemblemitglied am Schauspielhaus, stellte Passagen daraus vor. Ihre Rezitation gelang einfühlsam, sie traf den schwebenden Tonfall von Hansens mal versonnener, mal realistischer Erzählung sehr schön - inklusive lautmalerischem Singsang anlässlich der vielen Schlager, die den Text durchziehen (“Wir wollen niemals auseinander geh’n“).
Raum zum Nachsinnen
Die Live-Musik-Begleitung mit ernsteren Tönen besorgte Melanchthon-Kantor Ludwig Kaiser an Orgel und Klavier mit moderat „modernen“ Kompositionen von Steve Nelson-Raney und Arthur Honegger. Eine im Wortsinn klangvolle Entdeckung war die beinahe schon minimalistisch klingende Klaviermusik Oskar Herzbergs von 1919/21.
„Mittagsstunde“ ist eher ein Herkunfts- als ein Heimatroman und ein Roman über die Frage, wohin der Mensch gehört. Die Mittagskirche gab den Besuchern Raum, darüber nachzusinnen.