Über die Hilfsmaßnahmen der Aktion Adveniat in Mexiko berichtete die Kath. Hilfsorganisation am Wochenende in Bochum

300 Kerzen, für jeden Toten eine. Einmal im Jahr zünden die Einwohner der mexikanischen Stadt Ciudad Juárez diese Lichter rund um ihre Kathedrale an. Die Kerzen stehen dabei für all die Flüchtlinge, die beim Grenzübertritt starben. Ciudad Juárez ist einer der Orte, den Flüchtlinge aus Lateinamerika auf ihrem Weg in die USA durchqueren. Und gleichzeitig ein Auffanglager für ausgewiesene Flüchtlinge. Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche, versorgt diese Menschen. Von dieser Arbeit berichtete Kardinal Juan Sandoval Iñiguez, Erzbischof im mexikanischen Guadalajara, bei seinem Besuch in Bochum.

„Die Menschen wollen in die USA, um der Armut zu entfliehen”, erläuterte Iñiguez. Der 76-Jährige war mehrere Jahre Bischof in Ciudad Juárez und hat erlebt, wie seine Mitmenschen in die USA gelangten. Viele besorgten sich ein Touristenvisum und kehrten nach dessen Ablauf nicht zurück. Andere bezahlten tausende US-Dollars, um sich von Schleusern, so genannten "Coyoten", hineinschmuggeln zu lassen. Und manche nähmen gar den gefährlichsten Weg, durch die Wüste. Doch offenbar erreichen viele Menschen das Land ihrer Träume erst gar nicht. „Sie verdursten in der Wüste oder werden von amerikanischen Ranchbesitzern erschossen”, bedauerte der Kardinal. Nach Angaben von Adveniat versuchten im Jahr 2005 allein 1,3 Millionen Mexikaner, in die USA auszuwandern. Lediglich 400 000 hatten Erfolg. In den Adveniat-Lagern werden „Hoffende und Verzweifelte” betreut. Diejenigen, denen der Grenzübertritt noch bevorsteht, treffen auf die, deren Traum von einem besseren Leben geplatzt ist. In den Stationen des Hilfswerks bekommen sie ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen. Finanziert werden die Adveniat-Projekte durch Spenden. Am Adveniat-Stand auf dem Weihnachtsmarkt sammelt Gerhard Katzer mit 50 ehrenamtlichen Mitgliedern des Ost-West-Arbeitskreises Geld für Hilfsprojekte. Allein 2008 kamen durch den Verkauf von Glühwein und Schmalzbroten 37 000 Euro zusammen. „Wir können zwar das Problem der Migration nicht lösen”, so Dr. Franz Grave, ehemaliger Adveniat-Vorsitzender und Weihbischof im Ruhestand. „Aber wir können Solidarität zeigen und Ermutigung stiften.”