Bochum. . Vor 100 Jahren wurden die Bochumer Symphoniker gegründet. Die Anfangstage des städtischen Orchesters reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück.
Am 20. Mai 1919 gab das „Städtische Orchester Bochum” sein erstes öffentliches Konzert. Es war der Beginn der langen Erfolgsgeschichte der Bochumer Symphoniker, die 2016 in der Eröffnung einer eigenen Spielstätte – dem Anneliese-Brost-Musikforum Ruhr – gipfelte. Dass die Anfänge der klassischen Musik hierzulande noch weiter zurückreichen als 1919, ist so gut wie vergessen.
Tatsächlich war bereits 1870 eine städtische Kapelle ins Leben gerufen worden. Sie bestand anfangs aus nicht mehr als 15 Musikern, wuchs aber bis Ende des 19. Jahrhunderts auf rund 30 Akteure an. Allerdings war die Kapelle kein kommunaler Betrieb, sondern organisierte ihre Konzerte in Eigenregie, übernahm aber dazu bestimmte kommunale Pflichtaufgaben, etwa die Musikaufführung an „Kaisers Geburtstag“.
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Diese erste Stadt-Kapelle hatte sich bis 1900 zu einem exquisiten Klangkörper entwickelt. Heinrich Hammer war ein erfahrener Orchester-Chef, der in Stockholm, Den Haag, Paris und Amsterdam tätig gewesen war, bevor er nach Bochum kam. Dass die Bürger/innen Orchester zunehmend wertschätzten, belegt der Besuch eines „Wohltätigkeits-Concert“ am 12. Dezember 1899 zugunsten einer Unterstützungskasse für die Bochumer Musiker: 700 Gäste erlebten die Aufführung mit, bei der unter anderem Beethovens „Coriolan“-Ouvertüre erklang.
Gastspiele und Zusatzkonzerte
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Orchester als offizieller Klangkörper der Stadt Bochum umgewidmet. Bochum als aufstrebende Industriestadt wollte nicht nur seiner wirtschaftlichen Bedeutung wegen wahrgenommen werden, sondern auch als Stadt, die über Bildung und Kultur verfügt – ein Unterfangen, das damals viele große Ruhrgebietsstädte umtrieb.
Bereits der erste künstlerische Leiter, der erst 28-jährige Kapellmeister Rudolf Schulz-Dornburg, verschaffte dem neuen Orchester ab 1919 mit einem avantgardistisch ausgerichteten Programm einen überregionalen Ruf. „Moderne“ Komponisten wie Paul Hindemith, Ernst Krenek und Erwin Schulhoff führten Anfang der 1920er Jahre eigene Werke auf. Kein Geringerer als der später weltberühmte Komponist Anton Webern hatte sich um den Posten des ersten Generalmusikdirektors in Bochum beworben.
Verschiedene „Generäle“ führten die Bochumer Symphoniker durch alle (bewegten) Zeiten; ohne je eine eigene Spielstätte zu haben, musizierte das Orchester vielerorts in der Stadt, nach dem Krieg zunächst im „Parkhaus“ im Stadtpark, später im Schauspielhaus und in der Stadthalle Wattenscheid, zuletzt im RUB-Audimax.
Die Teilnahme an Festivals, zahlreiche Gastkonzerte, etwa in der Kölner Philharmonie, dem Konzerthaus Dortmund, der Essener Philharmonie und dem Concertgebouw Amsterdam haben den Ruf der Bochumer Symphoniker als vielseitiges Orchester ebenso gefestigt wie die regelmäßige Teilnahme am Klavierfestival Ruhr und der Ruhrtriennale. Den BoSy angeschlossen ist der Philharmonische Chor, und es gibt einen Freundeskreis, der die Aktivitäten des Klangkörpers privat unterstützt.