Bochum. . Stadtteil-Check Hordel: Bewohner stimmen der Leser-Bewertung mit der Gesamtnote 2 zu. Gastronomie und Nahversorgung sind allerdings Mangelware.
Hordel, „das ist unser Dorf in der Stadt.“ So sagt es Petra Bödefeld, überzeugte Hordelerin, die mit ihrer Familie in der Dahlhauser Heide nicht nur wohnt, sondern die „Kapps-Kolonie“ lebt und liebt. Petra Bödefeld kann die guten Noten, die die 105 Leser beim Stadtteil-Check ihrer Heimat mit knapp mehr als 3200 Einwohnern gegeben haben, nur bestätigen.
„Allerdings“, so schränkt sie ein, „kann ich die Bewertungen mangelhaft für die medizinische Versorgung, das Gastronomie-Angebot und die Einkaufsmöglichkeiten nicht nachvollziehen. Nein, es gibt keine Geschäfte, keine Ärzte und keine Restaurants. Aber jeder, der hier hinzieht, sollte sich vorher informieren, was es an seinem Wohnort gibt oder nicht.“ Und: „Ich kann nicht im Grünen wohnen und einen Supermarkt nebenan haben. Wir leben hier in einem kleinen Paradies. Und das wissen die meisten Leute, die hier wohnen, auch zu schätzen.“
Siedlung ist von 1905 bis 1911 gebaut worden
„Die Bödefelds sind in der Siedlung seit fünf Generationen verwurzelt“, ist die 64-jährige Heimatforscherin auch ein bisschen stolz auf die lange Familiengeschichte. Die Männer waren Bergleute, für deren Familien die Siedlung von 1905 bis 1911 gebaut worden ist.
Petra Bödefeld hat zwei Bücher über Hordel geschrieben und veröffentlicht: „Hordel einst und jetzt“ und „Hordele“, wie der Volksmund früher diesen Ortsteil genannt hat. Heute wird sie oft gefragt, etwa von Vereinen, ob sie über Hordel referieren möchte oder eine Führung anbietet. In der Grundschule oder im Erzählcafé ist sie ein gern gesehener Gast.
Es gibt Unterhordel und Oberhordel
Sie klärt auf: Es gibt Unterhordel und Oberhordel. Unterhordel grenzt an Eickel und Günnigfeld und als Oberhordel wird die Dahlhauser Heide – der Name ist vom Dahlhauser Gutshof abgeleitet – bezeichnet. Die Trennung ist durch den „Grünzug D“, die Frischluftzone von Bochum, markiert. Beide Ortsteile trennt der Friedhof. In Unterhordel sind beide Kirchen nicht mehr in Betrieb. Einkaufsmöglichkeiten gibt es wenige. Die Anbindung an Wanne-Eickel, Hofstede, Hamme und Günnigfeld ist gut.
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Viele junge Familien wohnen in der Siedlung
Die Gesamtnote 2 aus der Leser-Befragung kann Petra Bödefeld nur bestätigen. Auch in den Punkten Sicherheit (2-), Nahverkehr (2-), Kinderfreundlichkeit (2-) und Gemeinschaftsgefühl stimmt sie der Benotung des Leser-Stadtteil-Checks zu. „Wir haben hier viele Kinder, weil viele junge Familien hier wohnen.“ Ihre Kinder seien einst weggezogen, „sind aber jetzt mit unseren Enkeln wieder hergekommen.“
Freizeitangebot? Hordel ist ein Freizeitangebot!
„Freizeitangebot? Note 3 plus?“ fragt sie. „Wir sind ein Freizeitangebot.“ Man kann Radfahren, Reiten, Sportvereine sind vor Ort und auch ein Tennisplatz. Sie vergibt die Note 2. „Was will man mehr?!“ Seniorenfreundlichkeit: „Die Häuser sind über 100 Jahre alt, haben steile Treppen. Moderne, barrierefreie Seniorenwohnungen gibt es eigentlich nicht.“ Viele Senioren würden eher im Bereich Beamtenplatz wohnen.
Gestaltungssatzung einhalten
Der Leser-Note 4 plus für Kommunalpolitik und Stadtverwaltung stimmt sie zögernd zu. „Hier gibt es nicht großartig viel zu tun. Die Grundschule an der Schragmüllerstraße erhält einen größeren Bereich für den Offenen Ganztag. Das sei schon mal gut. An die Gestaltungssatzung indes, die die Stadt einst für die Dahlhauser Heide herausgegeben hat, „wird sich nicht unbedingt gehalten.“ Petra Bödefeld ist schon dafür, dass bestimmte optische Regeln in der Siedlung beachtet werden.
Einen Supermarkt gibt es nicht. Zur Versorgung mit alltäglichen Lebensmitteln „wäre ein Bauernwagen mit Lebensmitteln wünschenswert, der am Spätnachmittag durch die Siedlung fährt.“ Für Gastronomie „ist Hordel viel zu klein“. Ihre Idee: Die Möglichkeit eines gastronomischen Angebots, etwa eines Cafés, gebe es am Beamtenplatz/Hordeler Heide in der Senioren-Begegnungsstätte.
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Man will Hordel – oder nicht
Bernd Buttgereit ist samt Familien vor acht Jahren nach Hordel gezogen, hat schon im halben Ruhrgebiet gelebt. „Hier fühle ich mich wohl, hier bleibe ich.“ Er ist nicht nur Vorsitzender des SGV Hordel-Bochum, sondern auch vom SGV-Bezirk Bochum. „Ich geh’ auch nicht wieder weg“, ist der 68-Jährige von seiner Wahl-Heimat überzeugt.
Wenig Platz für Geschäfte – Grundstücke sind bebaut
Wir treffen ihn und viele SGV-Mitglieder im vereinseigenen Heim an der Hordeler Heide, weit draußen im Grünen. Die große Gemeinschaft hat sich zum Liedernachmittag getroffen. „Es gibt sogar das Hordeler Lied“, erklärt Buttgereit. Seine Überzeugung: „Man will Hordel – oder nicht“.
Seine einzige Kritik gilt der Nahversorgung. „Wir haben keine Geschäfte, keine Lokale, bis auf den Heidekrug.“ Und der liegt fast in Hamme. „Politik oder Wirtschaftsförderung könnten für eine Ansiedlung sorgen“, meint er. Doch räumt er ein, dass „hier wenig Platz ist. Die Grundstücke sind bebaut.“
Zechenbahn hat einst die Grenze gebildet
Buttgereit stimmt mit den meisten Leser-Bewertungen überein: Gesamtnote 2. Die Parksituation allerdings sei in manchen Straßen schwierig. Die Ortsaufteilung Unter- und Oberhordel indes ist Bernd Buttgereit bislang nicht untergekommen. Bis ein SGV-Wanderkamerad erklärt: „Als die Zeche Hannover noch aktiv war, da gab es die Zechenbahn an der Hannoverstraße. Sie bildete die Grenze.“