2013 wurde die Idee geboren, 2019 wird sie umgesetzt. Am Donnerstag wurde in Bochum der Grundstein für ein zukunftsweisendes Wohnquartier gelegt.

Der erste Stein ist längst gelegt, ja ein ganzer Keller des Krone-Wohnprojekts ist bereits fertiggestellt. Symbolisch begonnen hat der Bau eines der derzeit spannendsten Projekte der Stadt aber am Donnerstag.

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Die Stadt Bochum veräußerte die 5700 Quadratmeter große Fläche des ehemaligen Stadtarchivs, das zuvor ein Möbellager war, im Rahmen eines Bestgebotsverfahrens.

Für das Filetstück in bester Innenstadtlage hatten die Wohnungsgenossenschaft Krone und die Gesellschaft Wohnprojekt Krone 250.000 Euro geboten.

Acht Teams aus Investoren, Architekten und Stadtplanern hatten am Wettbewerb teilgenommen und Konzepte für den attraktiven Standort entwickelt.

Das Preisgericht entschied sich aus inhaltlichen Gründen für das Krone-Projekt. Platz zwei im Wettbewerb belegte die Stadttochter VBW Bauen und Wohnen, die 200.000 Euro bot.

Private Bauträger hatten ganz andere Angebote gemacht. Das Höchstgebot aus Düsseldorf lag bei 850.000 Euro.

An der Kronenstraße wurde der Grundstein für ein zukunftsweisendes Quartier gelegt. Die eingemauerte Zeitkapsel enthält eine Ausgabe der WAZ Bochum vom 18. April 2019, Geld, die Satzung der Krone Bochum Genossenschaft sowie Fingerabdrücke aller 39 Genossenschaftsmitglieder.

Drei Häuser entstehen

Drei Häuser entstehen auf dem Geländes des früheren Möbellagers Hein de Groot. Gemeinsam bilden sie ein „einmaliges Projekt“, so die Berliner Architektin Anne Lampen. „Es verbindet Alt und Jung, Eigentumswohnungen und Mietwohnungen, geförderten und frei finanzierten Wohnungsbau. Das ist etwas besonderes.“

Eigentums- und Mietwohnungen werden an der Kronenstraße gebaut. Das „Genossenschaftshaus“ (rechts) ist eines von insgesamt drei Gebäuden des zukunftsweisenden Quartiers.
Eigentums- und Mietwohnungen werden an der Kronenstraße gebaut. Das „Genossenschaftshaus“ (rechts) ist eines von insgesamt drei Gebäuden des zukunftsweisenden Quartiers.

Insgesamt 20 Millionen Euro stecken die Genossenschaft Krone und Investor Willi Gründer in das Quartier. Errichtet werden insgesamt 75 Wohnungen sowie im größten Gebäude, dem Haus A, Co-Working-Spaces, ein Nachbarschaftscafé und eine Logopädiepraxis im Erdgeschoss.

Das Haus B, finanziert von der 2015 gegründeten Initiatorin des gesamten Projekts, der Krone Genossenschaft, umfasst 20 Wohnungen unterschiedlicher Größe mit großzügigen Balkons. Es wird, so Grünen-Ratsmitglied und Krone-Mitinitiatorin Barabara Jessel, ganz besonders die Idee von einer offenen und generationsübergreifenden Wohnform pflegen. Und es hätte – im Nachhinein sogar noch größer werden können, so Jessel. „Das Interesse ist groß“.

Schwierige Suche nach Investoren

Sie selbst ist froh, dass sechs Jahre nach der ersten Idee für das Projekt und vier Jahre nach der Gründung der Genossenschaft der Bau auf den Weg gebracht ist. „Im Vergleich zu anderen Wohnprojekten ist das schnell.“ Gleichwohl räumt sie ein: „Es ist gut, dass wir damals nicht die vielen Hürden kannten, die wir nehmen mussten.“

Viele Gäste applaudierten bei der Vorstellung des ehrgeizigen Projekts. Aus Berlin ist Architektin Anne Lampen (vorne, Mitte) angereist.
Viele Gäste applaudierten bei der Vorstellung des ehrgeizigen Projekts. Aus Berlin ist Architektin Anne Lampen (vorne, Mitte) angereist. © Dietmar Wäsche

Der nach einer „holprigen Suche nach Investoren“, so Jessel, als Investor gefundene Willi Gründer bedauert zwar, weniger als die zunächst 30 geplanten Sozialwohnungen bauen zu können. Schließlich seien die Bedingungen im geförderten Wohnungsbau für Investoren „nicht schlecht“.

Die Förderrichtlinien erlaubten keine Bezuschussung von Sozialwohnungen in sechsgeschossigen Gebäuden wie dem größten Krone-Gebäude, dem Haus A. Das Projekt ist für den Bochumer, der schon den Bau der Claudius-Höfe entscheidend mitgeprägt hat, dennoch etwas besonderes: „Ich bin Ehrenfelder und ich interessiere mich für gemischte Wohnformen.“

Stadt honoriert das beste Konzept

Dass die Genossenschaft an der Kronenstraße mit ihrem Projekt zum Zug gekommen ist, ist nicht selbstverständlich. Mit der politischen Entscheidung für ein Bestgebotsverfahren war klar, dass nicht das für die Stadt als Grundstückseignerin finanziell beste Angebot den Zuschlag bekommen muss, sondern das städtebaulich überzeugendste. Barbara Jessel dankte dem Rat der Stadt „für diese zukunftsfähige Entscheidung“.

Bildhauerin Dorothee Schäfer hat aus einem Anröchter Dolomit, einem Naturkalksandstein, den Grundstein für das Genossenschaftshaus geschaffen.
Bildhauerin Dorothee Schäfer hat aus einem Anröchter Dolomit, einem Naturkalksandstein, den Grundstein für das Genossenschaftshaus geschaffen. © Dietmar Wäsche

Die ist, so Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD), die richtige gewesen, weil an der Kronenstraße spannendes Wohnen entstehe. „Hier wird nicht irgendwie, sondern besonders gewohnt.“ Dazu trage die Architektur, das Miteinander der unterschiedlichsten Gruppen und die Lage bei. Eiskirch: „Das ist ein Top-Standort, der die ganze Lebensqualität Bochums umfasst.“

Grünes Dach ist positiv fürs Klima

Auch die Umgebung wird von dem zukunftsträchtigen Quartier profitieren, das Mitte 2020 in weiten Teilen und im Herbst endgültig fertig sein soll. 3000 Quadratmeter Erde werden entsiegelt, was sich ebenso wie die durchgehende Dachbegrünung positiv auf das Mikroklima auswirken soll. „Überhaupt wird das ganze Viertel davon aufgewertet“, so einer der Nachbarn, die zur Grundsteinlegung eingeladen wurden.