Bochum. Das Publikum feiert die „Godmother of Punk“ im ausverkauften Schauspielhaus. Die Berliner Sängerin bleibt eine wichtige Stimme der Gegenwart.
Für ihren Brecht-Abend bekäme sie sehr schlechte Kritiken, aber das sei ihr „scheißegal“. Das kann ihr tatsächlich egal sein, denn das Publikum dankt es Nina Hagen im Schauspielhaus mit ausverkauften Haus und stehenden Ovationen.
Die „Godmother of Punk“, Jahrgang 1955, war dort am Dienstag- und Mittwochabend zu erleben. Noch bevor alle saßen, kam die Künstlerin schon auf die Bühne und zitierte Bertolt Brechts „Das Gedächtnis der Menschheit“ mit den Zeilen „Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen,/damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde!...“ Ihre gebrochene Stimme klang wie ein Reibeisen, vielleicht war sie noch etwas krank, im Januar musste Hagen wegen einer Halsentzündung ihre Bochumer Aufritte absagen.
Kommentare zur Lage der Welt
In ihren Songs klingt dann aber doch immer wieder diese irrsinnige Mischung aus ausgebildeter Singstimme und abgedrehter Performance durch. Und Nina Hagen „glotzt immer noch TV“, um ihren größten Hit „TV-Glotzer“ zu bemühen: Irgendwo hat sie etwas über „Wetterkrieg“ – also die angeblich manipulative Macht über das Wetter – gesehen, in den Nachrichten nicht nur den „Aussi“ (Außenminister) Heiko Maas verfolgt und auch einen Brecht-Themenabend geschaut.
Sie tritt für die Rechte der Verdammten dieser Erde ein und singt Bert Brechts/Ernst Buschs „Legende von der Dirne Evelyn Roe“. Dazu schlägt Hagen die Gitarre, Warner Poland schaut ihr die Akkorde ab und begleitet an der E-Gitarre, Fred Sauer am Flügel.
Immer authentisch
Sie kommt scheinbar von Höcksken auf Stöcksken und ist dabei nie langweilig. Die Rechte psychisch erkrankter Menschen sind ihr wichtig, da legt sie dem Publikum eine Kampagne für die Patientenverfügung ans Herz. Dann wieder Brecht-Lieder, darunter die „Moritat von Mackie Messer“ in Kurt Weills Noten.
Nina Hagen ist absolut authentisch und eine wichtige Stimme der Gegenwart. Echter geht’s nicht.