Bochum. . Bei der Ruhrtriennale vom 21. August bis 29. September steht die Jahrhunderthalle im Fokus. Aber auch ein Spielort an der Ruhr-Uni ist dabei.
Dieser Tage hat Intendantin Stefanie Carp das Programm für ihre zweite Spielzeit bei der Ruhrtriennale vorgestellt. Das Festival der Künste, das vom 21. August bis 29. September stattfindet, steht unter der Überschrift „Zwischenzeit 2019“. Es hat wie in den Vorjahren verschiedene Schwerpunkte auch in Bochum. Herausragendes Event hierzulande dürfte Christoph Marthalers Musikalisierung des Audimax der Ruhr-Uni sein.
Gefahr für Europa
„Nach den letzten Tagen. Ein Spätabend“ heißt die Kreation des renommierten Schweizer Musiktheater-Regisseurs. Aus Anlass des zunehmenden Nationalismus in vielen Ländern in und außerhalb Europas beschäftigt sich Marthaler mit dem Thema „Verlust von Demokratie“. Antidemokratische Auswüchse, Aggression, Rassismus und Antisemitismus sind wieder gesellschaftsfähig geworden – für den Künstler ein Menetekel, dass die Diktaturen der Vergangenheit sich wiederholen könnten.
In Zentrum seiner Produktion stehen einst verfemte Komponisten wie Pavel Haas, Viktor Ullmann, Alexandre Tansman, Józef Koffler, Erwin Schulhoff, Gideon Klein, Szymon Laks und Erich Wolfgang Korngold. Sie wurden deportiert, ermordet oder gingen in die Emigration. Manche Komposition, die im Audimax zu hören sein werden, sind im KZ Theresienstadt entstanden.
Programmbuch auch im Internet
Das Programmbuch 2019 der Ruhrtriennale gibt es in gebundener Form, es steht aber auch im Internet unter www.ruhrtriennale.de zum Download bereit.
Auf der Festival-Homepage finden sich auch viele weiter Informationen, etwa zu den teilnehmenden Künstlern, und es gibt einen Bild- und Archivbereich.
Tickets und Informationen unter Tel. 0221/28 02 10
Die Musik erklingt in einem imaginierten „Parlament“, in dem Schauspieler als „Abgeordnete“ dokumentierte Reden aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, der Gegenwart und der nahen Zukunft halten, die katastrophale Zivilisationsbrüche bezeugen. Das Auditorium Maximum verwandelt sich in ein „Weltparlament“, in dem die Zuschauer aus einer bereits erkennbaren Zukunft auf ein zerstörtes Europa blicken.
Flugzeug kommt zurück
Zum Triennale-Start wird das „Third Space“, die begeh- und bespielbare Flugzeug-Installation vor die Jahrhunderthalle zurückkehren. Das Set der Bauelemente wird ergänzt und neu zusammengesetzt. Wieder versammelt der „Third Space“ ein vielfältiges Programm aus Lesungen, Mitmach-Werkstätten, einen Writer’s Room sowie Performances, Konzerten und Parties.
Weitere Bochumer Programmpunkte, die interessant klingen:
Die großformatige Arbeit „Everything that happened and would happen“, mit der Heiner Goebbels (Ruhrtriennale-Intendant von 2013 bis 2015) in der Jahrhunderthalle Musik, Licht, Performance, Sprache, Objekte und Filme zu einer multimedialen Installation vereint (Premiere 23. August).
„Evolution“, eine Kooperation der Bochumer Symphoniker mit dem ungarischen Regisseur Kornél Mundruczó, dem Staatschor Latvija und dem Proton Theater. Im Mittelpunkt steht György Ligetis „Requiem“ von 1965. Die musikalische Leitung hat GMD Steven Sloane (Premiere 5. September).