Bochum. . Sie sind umweltbewusst. Deshalb stellen die Pakuschs aus Bochum-Stiepel auf E-Mobilität um. Das allerdings hat für ungeahnte Tücken gesorgt.

Bei Familie Pakusch in Stiepel kommt der Kraftstoff demnächst aus der Steckdose. In gut zwei Wochen wird ihr neuer Kleinwagen geliefert – ein Elektrofahrzeug vom Typ Renault C-Zero. „Wir sind umweltbewusst und wollten umstellen“, sagt Harald Pakusch. Aber so leicht wie sich die Pakuschs die Sache vorgestellt haben, schien sie dann doch nicht zu werden.

Damit Anke Pakusch immer mobil ist, haben sie und ihr Mann entschieden, gleich auch eine Ladestelle in der Garage installieren zu lassen. Eine Wallbox, an der die Batterie des E-Autos über Nacht angeschlossen und so wieder aufgeladen werden kann. Für die Hebamme ist die ständige Verfügbarkeit des Autos und die Unabhängigkeit von öffentlichen Ladesäulen wichtig.

„Ich war total sauer“

Und dann das: Während der Händler die Auslieferung des E-Autos ankündigte, lässt die „Auto-Steckdose“ auf sich warten. Harald Pakusch hatte im Februar bei der Bezirksregierung Arnsberg einen Förderantrag für die 2000 Euro teure Wallbox gestellt, die mit maximal 1000 Euro bezuschusst wird.

„Es hieß, die Bearbeitung dauert vier Wochen. Das hätte gepasst. Aber als ich vor ein paar Tagen nachgefragt habe, war plötzlich von zwölf Wochen die Rede. Ich war total sauer. Demnächst haben wir ein Elektroauto, aber keinen Anschluss dafür. Da wird immer für die Umstellung auf E-Mobilität geworben. Aber wenn man sich dazu entschließt, wird es einem wirklich nicht einfach gemacht.“

Natürlich hätte der Anschluss längst gelegt werden können, zumal ein Elektromeister für den Förderantrag den Kostenvoranschlag erstellen musste. „Aber eine geförderte Ladesäule darf erst dann installiert werden, wenn die Förderung genehmigt ist, hat man mir gesagt“, so Harald Pakusch genervt.

„Wir müssen uns an die Richtlinien halten“, so eine Sprecherin der Bezirksregierung dazu. „Durch das Verbot, vor der Bewilligung mit der Maßnahme zu beginnen, soll der Förderempfänger vor finanziellen Nachteilen geschützt werden.“ Die lange Bearbeitungsdauer habe damit zu tun, dass die Zahl der Anträge deutlich zugenommen habe.

12.000 Anträge allein im Jahr 2018

Allein 2018 habe Arnsberg, das für das gesamte Land NRW die zuständige Bewilligungsbehörde im Bereich emissionsarme Mobilität sei, mehr als 12.000 Antragseingänge verzeichnet und 2000 Zuwendungsbescheide mit einem Umfang von 6,4 Millionen Euro für die Ladeinfrastruktur erteilt. Außerdem werde das System derzeit auf ein Online-Antragsverfahren umgestellt.

Wegen der sehr hohen Nachfrage, seit Jahresbeginn seien schon fast 1000 Neuanträge eingegangen, „kann leider eine eindeutige Angabe zu Bearbeitungszeiten nicht gegeben werden, was die Bezirksregierung Arnsberg sehr bedauert“, so die Sprecherin. Selbstverständlich tue die Bezirksregierung aber alles dafür, um die Bearbeitungszeiten zu verkürzen.

Über alle Formalitäten informieren

Und das ist in diesem Fall auch ganz plötzlich geschehen. 24 Stunden nach der WAZ-Anfrage bei der Bezirksregierung hieß es, die Genehmigung sei eben erteilt worden. Einen Tag später hielt Harald Pakusch tatsächlich den Förderbescheid und die Genehmigung zum Anschluss der Wallbox in den Händen. Ein Schelm, der dabei Böses denkt. „Ich weiß nicht, ob das so schnell gegangen wäre, wenn ich mich nicht an die WAZ gewendet hätte“, so Pakusch. „Aber das darf doch eigentlich nicht sein.“

Er rät jedenfalls allen weiteren Wechselwilligen, die einen Verbrenner gegen ein E-Auto tauschen möchten, sich über alle Aspekte der E-Mobilität und die damit verbundenen Formalitäten genau zu informieren.

>>> Vonovia-Ladesäulen werden mit 415.000 Euro gefördert

Förderbescheide in Höhe von 415.000 Euro hat das Wohnungsunternehmen Vonovia erhalten. Bundestagsmitglied Axel Schäfer (SPD) hat sie an den Vorstandsvorsitzenden Rolf Buch übergeben.

Der Bund unterstützt damit den Bau von 42 Ladesäulen für E-Autos überall in der Republik. In diesem Jahr sollen noch an 36 Standorten neue Säulen entstehen. Damit kann an mehr als 70 Stellplätzen gleichzeitig geladen werden.

Mit 15.000 Euro pro Säule trägt Vonovia zwei Drittel der Kosten, so das Unternehmen. Es hat auf dem Gelände der neuen Hauptverwaltung an der Universitätsstraße bereits 18 Ladepunkte für Mitarbeiter und Gäste eingerichtet.