Bochum. . Wo Theater und Alltag sich treffen: Bochumer Jugendliche erkunden ihr Lebensumfeld und lassen Besucher daran teilhaben.
Die ganze Welt ist Bühne: Getreu dem berühmten Shakespeare-Motto machen sich Anfang April 75 Schüler dreier Bochumer Schulen auf den Weg, um ihr Publikum mitzunehmen auf aufregende Touren durch die Stadtteile. Vom Bestattungsunternehmen bis zum Friseursalon: Überall sind kleine Aufführungen geplant, an jedem Ort entstehen spontane Performances.
Recherche und Kontakte knüpfen
Möglich macht‘s das Junge Schauspielhaus, das mit dem neuen Format „Bespiel mal Bochum!“ den Weg hinaus in die Vororte einschlägt. „Wir wollen den Jugendlichen zeigen: Das Leben ist interessant. Und auch die direkte Nachbarschaft kann ein spannendes Feld sein“, sagt der künstlerische Leiter Darren O‘Donnell.
Infos zu den drei Touren
Tour 1 startet am Freitag (5.4.), 18 Uhr, an der Nelson-Mandela-Schule (Stiftstraße 25) in Langendreer. Stationen: Café Ana, Blumen Mesenich, Amts-Apotheke.
Tour 2 startet am Samstag (6.4.) um 15 Uhr, an der Willy-Brandt-Gesamtschule (Wittekindstraße 33) in Werne. Die Stationen: Feuerwache, Friseursalon Krone, Bestattungen Schäfer, Bäckerei Hansen.
Tour 3 startet am Sonntag, 7. April, 15 Uhr, an der Gesamtschule Bochum Bochum-Mitte (Feldsieper Straße 94). Die Stationen: Klassenzimmer, Atlantis Mega-Max und Café Kinkerlitzchen.
Festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung werden empfohlen. Kartenvorbestellungen (5 Euro) ab sofort an der Theaterkasse unter 0234 / 33 33 55 55.
Ein Schuljahr lang arbeiten O‘Donnell und die Künstlerin Jana Eiting mit den Schülern aus Langendreer, Werne und der Innenstadt in AGs und Kursen an ihrem Projekt. Die Idee geht zurück auf das Genre des „Social Practice“, in dem ungewöhnliche soziale Beziehungen ausprobiert und aufgebaut werden. Stadtpläne wurden ausgerollt, Fakten recherchiert und Kontakte geknüpft, um „Bespiel mal Bochum!“ in die Stadt zu bringen.
Jeweils 60 Zuschauer sind pro Tour dabei, um auf drei Gruppen verteilt zu verschiedenen Stationen geführt zu werden. Die Orte dienen den Schülern als Bühne: So erzählen sie in einem Café von ihren Lieblingsserien, widmen sich in einem Blumenhaus intimen Tagebüchern, treten bei der Feuerwehr im Marshmallows-Wettgrillen gegeneinander an und tauchen in einer Videothek in ein typisches Teenagerzimmer ein. „Die Ideen stammen von den Jugendlichen selber“, sagt Jana Eiting. „Natürlich geht es dabei oft auch um die Orte, an denen die Aufführungen spielen.“
„Als wir vom Jungen Schauspielhaus gefragt wurden, waren wir sofort begeistert“
So wie bei Eilin, Lea und Jolien: Die Mädchen im Alter von 13 bis 14 Jahren besuchen die Nelson-Mandela-Schule in Langendreer. Eine ihrer Stationen ist die nur wenige Meter entfernte Amts-Apotheke, die am Freitag, 5. April, um 18 Uhr für ihre Kunden schon etwas früher schließt, um ganz für die Kunst offen zu sein. „Als wir vom Jungen Schauspielhaus gefragt wurden, ob wir mitmachen wollen, waren wir sofort begeistert“, erzählt die Apothekerin Sabrina Schröder. „Für kulturelles Engagement sind wir immer zu haben.“
Eilin und Lea fragen die Zuschauer in der Apotheke dann, welche Sorgen und Ängste sie derzeit besonders bedrücken. „Am Ende bekommen sie von uns ein Glücks-Rezept, das ihnen helfen wird“, sagt Eilin. Mit ihrem Rezept in der Hand erleben die Besucher schließlich ein kleines Konzert, das hinter dem Tresen dargeboten wird. Jolien singt dann den Song „You don‘t know“ der amerikanischen Sängerin Katelyn Traver.
Zum ersten Mal überhaupt traut sie sich das in aller Öffentlichkeit zu. „Ich bin ganz schön aufgeregt“, sagt Jolien.