Bochum. Diesen Donnerstag ist der Tag des Glücks. Wir stellen einen Glücksbringer vor. Jens Wellen ist Schornsteinfeger und demnächst auf Glücksmission.

Für kontaktscheue Menschen ist dieser Beruf nichts. Im Zweifel kommt fast täglich die Frage, ob man mal angefasst werden dürfe. Es soll doch Glück bringen. Die Frage nach dem Glück gehört bei Jens Wellen quasi zum Tagesgeschäft. Der Mann ist Schornsteinfeger. Und ja, er lässt sich anfassen.

Für den gebürtigen Wattenscheider bedeutet Glück nicht der Lottogewinn. Er sagt: „Ich bin gesund. Ich habe großes Glück.“ Auch deswegen geht er wieder mit dem Fahrrad auf Glückstour. Der Verein „Glückstour – Schornsteinfeger helfen krebskranken Kindern“ will die Forschung nach neuen Medikamenten gegen Krebs fördern sowie betroffene Kinder und deren Familien unterstützen.

Mehr als 2 Millionen Euro

Die Glückstour gibt es seit 2006. Seit 2013 fährt Wellen mit. Diesmal beginnt sie am 18. Juni, führt von Polch in Hessen bis nach Rostock. Mehr als 2 Millionen Euro hat der Verein bereits an Spenden gesammelt. Die Glückstour ist eine der größten privaten Hilfsaktionen in Deutschland. Einer für alle – alle für einen. Der Leitspruch der Musketiere ist auch der des Schornsteinfegerhandwerks. Zusammen mit der Tradition als Glücksbringer zeigt er sich bei der Glückstour. Alle Spenden werden direkt an Initiativen und Vereine übergeben, die sich um krebskranke Kinder und ihre Angehörigen kümmern oder die Forschung vorantreiben.

Aufgaben haben sich gewandelt

In der Woche Mitte Juni wird Wellen nicht in seinem Kehrbezirk sein. 28 davon gibt es in Bochum, seit Anfang 2018 ist er für Stiepel und 3000 Haushalte zuständig. Die Bezirke sind so eingeteilt, dass der zuständige Schornsteinfeger innerhalb von sieben Jahren jede Feuerstätte zweimal überprüft hat. Theoretisch lernt ihn in den nächsten Jahren jeder Stiepeler kennen. Das Glück kommt regelmäßig vorbei. Wellen würde dabei gerne auch einfach nur Schornsteine fegen. Seine Aufgaben aber haben sich gewandelt. Er ist Energieberater, informiert über den Brandschutz, macht Schimmelpilzanalyse, Holzfeuchtmessung und Heizkesselreinigung.

Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr

Bei all diesen Anforderungen hilft ihm, dass er, bevor er auf Schornsteinfeger umschulte, Installateur gelernt hat und dass er bei der Freiwilligen Feuerwehr ist. Wobei das früher Pflicht war. „Schornsteinfeger mussten bei der Feuerwehr sein“, sagt er. Mehr als 20 Jahre ist er bei der Freiwilligen Feuerwehr Höntrop. „Jetzt eher in der Ehrenabteilung“, sagt er. Der Job lasse nicht mehr zu. Selbst und ständig eben. Und selbst das habe irgendwann nicht mehr gereicht. Und das hat nichts mit Glück zu tun.

„Schornsteinfeger werden gesucht“

„Ich stand kurz vor der Pleite und musste reagieren, habe die Preise angepasst. Das merken die Kunden natürlich.“ Und um Glück geht es auch nicht, bei einer anderen Frage. Wellen sucht zum 1. August einen Auszubildenden. „Okay“, sagt er, „die Bezahlung in der Ausbildung ist im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen unterste Schiene. Aber bei uns dürfen die Auszubildenden nur mitgehen und keine Überprüfung von Feuerstätten alleine machen. Die Verantwortung wäre zu hoch. Dafür gibt es bei den Schornsteinfegern eine fast 100-prozentige Übernahmegarantie. Schornsteinfeger werden gesucht.“