Männer, die im Kindergarten als Erzieher arbeiten, kämpfen mit vielen Problemen. Davon können auch Philipp Reher und Dominic Weis berichten.

Es ist die Mutter, die beim Bringen des Kindes das Kuscheln mit dem Erzieher argwöhnisch beäugt. Die Kollegen, die über das Wickeln hinter verschlossener Tür tuscheln. Das haben auch Kinderpfleger Dominic Weis (23) und sein Chef Philipp Reher (26) aus der evangelischen Kindertagesstätte Rasselbande in Langendreer erlebt.

„Als Männer stehen wir in unserem Beruf oft unter Generalverdacht, das ist nicht schön“, sagt Kita-Leiter Philipp Reher. Gerade in der Ausbildung begegne Männern in den oft reinen Frauen-Teams der Kitas häufig eine gewisse Skepsis. „Ich habe dort erlebt, dass ich Kinder nicht wickeln sollte“, sagt Dominic Weis. „Offen hat da niemand drüber gesprochen. Das habe ich nur hintenherum mitbekommen.“

Sogar die eigene Familie begegnet dem Berufswunsch „Erzieher“ manchmal skeptisch. „Ich wurde gefragt, ob ich jetzt vom anderen Ufer bin“, sagt Philipp Reher. Der Dortmunder kann darüber heute lachen, das war allerdings nicht immer so. „Ich finde es diskriminierend, wenn wir als Männer anders behandelt werden.“ Er habe es erlebt, dass Bewerbungen von Männern in Kindertagesstätten benachteiligt würden. „Dabei gibt es so viele Vorteile, wenn Männer auch in Kitas arbeiten.“ Kinder bräuchten auch männliche Vorbilder.

Im Kita-Alltag sind Männer wertvoll

Im Kita-Alltag seien die männlichen Mitarbeiter wertvoll. „Wir spielen vielleicht etwas herausfordernder.“ So können Jungs und Mädchen in der Kita Rasselbande beim „Ringen und Raufen“ ihre Kräfte messen.

Auch Obst schibbeln gehört dazu: Kinderpfleger Domenic Weis (23) schneidet eine Birne.
Auch Obst schibbeln gehört dazu: Kinderpfleger Domenic Weis (23) schneidet eine Birne. © Svenja Hanusch

Seit 2017 ist Philipp Reher Leiter der Kita. Probleme mit den – mit ihm – drei männlichen Mitarbeitern gebe es in Langendreer nicht. „Mit den Jahren haben wir uns eine Wertschätzung erarbeitet“, sagt Philipp Reher.

Es sei ganz selbstverständlich, dass nicht nur Frauen im Kindergarten arbeiten. Und viele Probleme ließen sich von alleine lösen: „Die Kinder bestimmen selber, wer sie auf die Toilette begleitet oder die Windel wechselt. Das machen wir nicht seltener oder häufiger als andere.“

Nur ein Bruchteil der Mitarbeiter

Tatsächlich machen Männer nur einen Bruchteil der Mitarbeiter in den evangelischen Kindertagesstätten aus: Von 489 Mitarbeitern sind nur 18 Männer. Ähnlich sieht es bei den städtischen Kindergärten aus, genaue Zahlen gibt es dort nicht.

Von elf Mitarbeitern sind drei Männer – das ist viel

In der evangelischen Kita Rasselbande arbeiten insgesamt sieben Erzieher und vier Kinderpfleger mit den Kindern.

Nur drei Mitarbeiter sind Männer – und das ist im Gegensatz zu anderen Einrichtungen noch viel.

Drei Gruppen gibt es in der Kita, 66 Kinder besuchen die Kita an der Everstalstr. 25 in Langendreer.

Abseits von allen Vorurteilen machen es uns die Rahmenbedingungen auch nicht leicht“, sagt Philipp Reher. Finanziell sei der Beruf nicht attraktiv. Auszubildende müssten nebenher arbeiten, um überhaupt über die Runden zu kommen.

„Das ist bei Frauen natürlich genauso. Für Männer ist das aber schwieriger, schließlich sind sie häufig noch der Hauptverdiener.“

Es müsse normal werden, dass Männer auch in Kindergärten arbeiten. „Das darf eigentlich gar kein Thema mehr sein“, sagt Dominic Weis. „Wenn die Bedingungen stimmen, dann wird sich das auch ändern.“