Bochum. Vor 110 Jahren wurde das Polizeipräsidium Bochum gegründet. Die Polizei feiert mit etlichen Aktionen. Tag der Offenen Tür mit Leistungsschau.

Ob jetzt die grüne Badehose von Polizeisprecher Volker Schütte aus den 1970er Jahren das bemerkenswerteste Objekt aus 110 Jahren Bochumer Polizeigeschichte ist oder doch der sogenannte kleine Mordkoffer aus den 20er Jahren, sei einmal dahingestellt: Jedenfalls legt sich die Bochumer Polizei anlässlich der 110-jährigen Geschichte des Polizeipräsidiums in diesem Jahr kräftig ins Zeug.

Zwar stammt der Bau des Polizeipräsidiums an der Uhlandstraße aus dem Jahr 1929: Doch der Anlass für das Jubiläum ist der Erlass des preußischen Innenministers vom 1. Juli 1909, die Polizei in Herne und Bochum zu verstaatlichen. der erste Polizeipräsident wird Landrat Karl Gerstein.

Nazi-Zeit wird nicht verschwiegen

Am heutigen Mittwoch, 13. März, sind es genau 110 Tage bis zum 1. Juli. Für Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier, übrigens die 16. Leiterin der Behörde seit ihrer Gründung, Grund genug, um zurück und zugleich nach vorn zu blicken: „Wer seine eigene Geschichte nicht kennt, kann die Zukunft nicht gestalten.“ Für sie ist es ganz wichtig zu erwähnen, dass es in der Geschichte der Bochumer Polizei auch Schattenseiten gegeben hat. „Die Nazi-Zeit verschweigen wir nicht.“ Im Gegenteil, jeder neue Beamte fährt in einer Gruppe nach Münster zur Villa ten Hompel, eine Gedenkstätte für die auch von Polizisten verübten Verbrechen.

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Polizeidirektor Frank Nows hebt die 110 als „Markenkern“ der Polizei hervor, deshalb gebe es dieses aufwändige Jubiläum. „Wir als Polizei haben damit ein Alleinstellungsmerkmal.“ Auf die Frage, was sich denn seiner Meinung nach in den letzten Jahren verändert habe, betont er gemeinsam mit Kerstin Wittmeier, dass es „jetzt eine gewisse Respektlosigkeit gebe“. Dies sei nicht nur auf die Polizei bezogen: In der Gesellschaft generell sei der Ton rauer geworden.

Bei der Vorstellung des Jubiläums holte die Polizei etliche Exponate aus ihrer Geschichte hervor. Vor allem vielen älteren Menschen dürfte der Polizeitschako, die Kopfbedeckung der Polizei, noch in Erinnerung geblieben sein. Die letzten ihrer Art verschwanden aus dem Straßenbild in Nordrhein-Westfalen Anfang der 70er Jahre.

Technik hat sich verändert

Wie sich die Technik der Polizeiarbeit verändert hat, ist der eine Punkt, die Ausbildung und Arbeit der Mitarbeiter der andere. Heute arbeiten in der Kreispolizeibehörde Bochum, die auch für Witten und Herne zuständig ist. knapp 2000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Beim Vergleich der Gegenwart mit der Vergangenheit tun sich die Verantwortlichen etwas schwer. Eine Zahl ist aber dann doch sehr aussagekräftig. In den 70er Jahren verunglückten im Bereich des Bochumer Polizeipräsidiums bis zu 150 Menschen pro Jahr tödlich. Im letzten Jahr waren drei Todesopfer zu beklagen.