Bochum. . 300 bis 700 Teilnehmer, darunter viele Männer, erwarten die Initiatoren des Bochumer Frauenkampfstages am Freitag bei einer Demo am Hauptbahnhof.

Der Rat der Stadt besteht zu mehr als 70 Prozent aus Männern. „Im Prinzip entscheiden die Männer, was in Bochum passiert. Auch bei dem, was Frauen betrifft“, sagen Katja (29) und Anne (32). Es muss sich was ändern, finden sie, und wollen auf die Straße gehen – am Freitag (8.), dem Internationalen Frauentag.

Gemeinsam mit einem Team aus 20 Frauen und auch Männern haben sie für Bochum die feministischen Aktionswochen organisiert. Ihren ganzen Namen wollen die beiden Frauen nicht veröffentlichen – und auch ihr Gesicht nicht zeigen. Sie stehen voll hinter der Sache, wollen aber nicht darauf reduziert werden oder auf der Straße Sprüche bekommen.

Motto der Demo: „Feminismus heißt Befreiung“

Das Programm der Aktionswoche besteht aus Vorträgen und Workshops über Geschlechtsbilder, Feminismus oder Emanzipation. Höhepunkt ist eine Demo, die am Freitag um 18 Uhr vom Hauptbahnhof zum Schauspielhaus führt. „Feminismus heißt Befreiung“, lautet das Motto. Die Organisatoren erwarten großen Andrang. „Unsere Schätzungen liegen zwischen 300 und 700 Teilnehmern. Ich bin mir sicher, dass wir es schaffen, etwas zu erreichen“, meint Katja.

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Doch was erhoffen sich die Initiatorinnen durch Aktionen und Demonstration? „Wir wollen auf die Probleme in der Gesellschaft aufmerksam machen. Und zwar nicht, um ein Bild zu schaffen, dass Männer diskriminiert, sondern um für Gleichberechtigung zu kämpfen“, erklärt Anne. In der Vergangenheit sei schon viel passiert: beginnend mit dem Wahlrecht für Frauen bis hin zur Frauenquote.

Frauen verdienen weniger als Männer

Außerdem loben die beiden Frauen, dass mehr hinterfragt werde: vom Abtreibungsparagrafen 219a bis hin zur Debatte um das dritte Geschlecht. Doch das reiche nicht. Noch immer seien Frauen von psychischer und körperlicher Gewalt betroffen, noch immer gebe es sexistische Aussagen und noch immer verdienten Frauen oft weniger als Männer. Auf Letzteres weißt auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hin. „In Bochum verdienen Frauen, die in Vollzeit arbeiten, zehn Prozent weniger als Männer“, teilt Gewerkschaftssekretär Adnan Kandemir mit und verweist auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Demnach kommen Männer mit Vollzeitstelle in Bochum auf ein durchschnittliches Bruttoeinkommen von 3405 Euro pro Monat – Frauen hingegen nur auf 3057 Euro.

„Menschen die Augen öffnen“

Anne erklärt dazu: „Wir wollen die Augen der Menschen für geschlechterspezifische Probleme öffnen. Sowohl bei Männern, die nicht immer der große Macker sein müssen, als auch bei Frauen, die nicht das kleine süße Mädchen sein müssen.“ Katja und Anne bezeichnen sich selbst als Feministinnen. Ihnen ist aber wichtig, klar zu machen, dass es noch häufig ein falsches Bild von Feminismus gebe. Katja sagt: „Jeder kann sein eigenes Verständnis von Feminismus haben. Für mich bedeutet Feminismus auch Befreiung – bezogen auf Gleichberechtigung, Solidarität und gegenseitige Rücksichtnahme.“

Die beiden Frauen und ihr Team wollen weiterkämpfen. Dafür vernetzen sie sich mit den Organisatoren in anderen Städten. „Nur zusammen können wir was erreichen“, sagen sie. Bei der Demo am Freitag in Bochnum bekommen sie unter anderem Unterstützung von Frauen aus Dortmund. Am Samstag geht es für sie zu einer großen Kundgebung nach Düsseldorf. Neben der Demo gibt es zudem eine Spendenaktion für Menstruationsprodukte. Am Lautsprecherwagen nehmen sie Tampons, Binden oder andere Hygieneartikel für Mädchen und Frauen in Notunterkünften entgegen.