Bochum. . Zehn Bahnhöfe und Bahnstationen gibt es in Bochum. Nur der Hauptbahnhof ist, so sagen Tester des VRR, in einem akzeptablen Zustand.
Anhänger der Subkultur und Freunde schriller Farben haben sicher ihre helle Freude, wenn sie auf der Bessemerstraße die Eisenbahnunterführung passieren und den S-Bahnhof Ehrenfeld betreten; ebenso jene, die an den Bahnhöfen Langendreer und Langendreer-West zur S-Bahn gehen. Der Weg ist gesäumt von Graffiti – selten in künstlerisch ansprechender Optik, dafür meistens schräg und provozierend.
„Schön geht anders“, urteilen die Tester des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr. In ihrem jüngsten Stationsbericht attestieren sie den meisten der insgesamt zehn Bochumer Bahnhöfe und Stationen keinen guten Zustand. Das liegt in erster Linie an vielen verschmierten Wänden.
Bilanz hat sich binnen eines Jahres verschlechtert
Bochum hat sich binnen zwölf Monaten deutlich verschlechtert. Noch 2017 erhielten drei der zehn Stationen eine positive Gesamtbewertung, 2018 ist es nur der Hauptbahnhof. Selbst der gerade erst sanierte Bahnhof Dahlhausen rutschte in die Kategorie „noch akzeptabel“, weil Schmierereien den Zugang verschandeln und monatelang Aufzüge nicht funktionierten.
So fällt die Bochumer Bilanz der VRR-Tester ernüchternd aus. Beinahe tadellos steht aus ihrer Sicht nur der Hauptbahnhof dar, selbst wenn auch dort einige Wände mit Graffiti beschmiert sind. Dahinten folgen die Stationen Riemke, Dahlhausen, Hamme, Wattenscheid und Wattenscheid-Höntrop mit immerhin noch akzeptablem Zustand – sie allesamt haben ein Graffiti-Problem.
Modernisierungen nötig
Die Rote Karte gibt es allerdings für insgesamt vier Stationen, nämlich für Bochum West, Ehrenfeld, Langendreer und Langendreer-West. Beide Stationen in Langendreer hatten bei der Überprüfung im Vorjahr noch besser abgeschnitten. Insgesamt haben vier Stationen schlechter abgeschnitten als vor zwölf Monaten.
„Leider sind es immer wieder S-Bahn-Stationen, die besonders schlecht abschneiden“, so VRR-Vorstandssprecher Ronald Lünser bei der Vorstellung des Berichts 2018. Bei einigen Haltepunkten sieht der VRR längst schon einen Modernisierungsbedarf. Auf der Liste stehen Riemke, West, Hamme und Ehrenfeld. Die derzeit laufende Modernisierungsoffensive 2 (MOF 2) der Deutschen Bahn ist an ihnen vorbei gegangen, die Finanzierung der gebotenen Auffrischung ist daher „nicht gesichert“.
Bahn soll aktiv werden
Aus Sicht der Ratsfraktion der Grünen ist das mehr als unbefriedigend. „Schon seit Jahren ist der Zustand der Bahnhöfe in Bochum schlecht und verschlechtert sich immer weiter. Die Deutsche Bahn, die größtenteils Eigentümer der Stationen ist, muss nun endlich aktiv werden“, fordert Grünen-Ratsmitglied Martina Foltys-Banning als stellvertretende Vorsitzende der Verbandsversammlung des VRR. Ihr Fraktionskollege Sebastian Pewny ergänzt: „Zu einem attraktiven ÖPNV gehört nicht nur die Verbesserung des Angebots, sondern ebenso ein attraktiver Zustand der Bahnhöfe, der Fahrgäste dazu einlädt, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.“
„Eine riesige Lücke weist der Bericht auch für den barrierefreien Zugang zum Schienenverkehr aus“, heißt es in den Reihen der Ratsfraktion FDP&Stadtgestalter. „Die Barrierefreiheit ist an der Hälfte der Bahnhöfe nicht gewährleistet. Das muss dringend ausgebaut werden“, sagt Ratsmitglied Dennis Rademacher. Er fordert, Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) müsse „mit dem VRR-Bericht in der Hand bei der Bahn Sturm laufen und auf zusätzliche Maßnahmen pochen”.
>> BOCHUM IST KEIN EINZELFALL
Die Negativentwicklung in Bochum ist kein Einzelfall. Von den 296 untersuchten Stationen im VRR-Gebiet haben 61 erhebliche Mängel, 110 gelten als „noch akzeptabel“. Nur 125 Stationen seien in einem akzeptablen Zustand, heißt es im VRR-Stationsbericht.
Der Stationsbericht 2018 ist die zwölfte umfassende Darstellung des Zustandes der Stationen.