Bochum. . Mit „Vintage Flair“ haben sich zwei Frauen ihren Traum erfüllt: Sie verkaufen Brautmode in der Zwischenebene der U-Bahn-Station Schauspielhaus.

Größer könnte der Kontrast kaum sein. Draußen dominiert die graugeflieste Düsternis eines typischen U-Bahnhofs: Piktogramme weisen den Weg zum Notausgang, Schilder verbieten das Rauchen und Skateboardfahren, Leuchtkästen an der schrammeligen Lammellen-Decke stellen klar: „Zugang nur mit gültigem Fahrausweis.“

Drinnen bauschen sich Tüllröcke zwischen zarter Spitze und Chiffon, kleine Sträußchen weißer und rosaroter Blumen schmücken einen dunklen Holztisch, in einem weißen Körbchen liegen weiße Handschuhe parat, in die demnächst aufgeregte Bräute ihre Hände stecken werden, bevor sie sich auf die Suche nach dem einen Kleid machen.

Kleider, Fotos, Partymusik

Mit der Zwischenebene des U-Bahn-Tunnels am Schauspielhaus haben sich Ilina Lietz und Manuela Schultz-Herrschuh, Ili und Ela, einen ungewöhnlichen Ort für ihr Brautmodengeschäft „Vintage Flair“ ausgesucht. Die offizielle Adresse des Ladens, der am Samstag, 2. März, eröffnet, lautet Hattinger Straße 0.

„Die Post- und Paketboten haben noch ein paar Schwierigkeiten, uns zu finden“, sagt Ela lachend – doch das werde sich schon geben. Warum ausgerechnet dieser Ort? „Wir haben oft darüber nachgedacht, auch Brautkleider anzubieten“, erzählen die beiden Wittenerinnen, die schon seit drei Jahren Vintage-Dekoration für Hochzeiten gestalten. Was ihnen fehlte, war „die passende Location – wir wollten kein 0815“.

Fotostudio auf der anderen Seite

Im August 2018 konnten sie das Ladenlokal im Tunnel zum ersten Mal besichtigen: ein fensterloser Raum mit verklinkerten Wänden und Betonboden. Trotzdem sei die Entscheidung sofort gefallen. Den beiden gefiel nicht nur die Idee, Brautkleider „im Pott unter Tage“ anzubieten, sondern auch das Konzept, in das sie sich einfügten: Bald schon nämlich sollen Brautpaare fast alles, was sie für den großen Tag benötigen, in den neu belebten U-Bahn-Gängen finden.

Eröffnung am 2. März

„Vintage Flair“ eröffnet am Samstag, 2. März, um 18 Uhr. Anproben sind noch nicht möglich – es können aber Termine gemacht werden.

Für Terminanfragen sind die beiden Inhaberinnen auch telefonisch zu erreichen, unter: 0172/ 606 15 91.

Weitere Infos: vintage-flair.de, auf Facebook unter vintageflairwedding und auf Instagram unter vintage_flair_wedding

Auf der anderen Tunnelseite bietet bereits ein Fotostudio namens „Grubenglück“ Foto- und Videoservice rund um die Hochzeit an, ein mit Discokugeln dekoriertes Schaufenster wirbt für „Flower Music“, einen Hochzeits-DJ.

Geplant sind ferner: eine Papeterie, eventuell ein Herrenausstatter und stillgelegte Telefonzellen, die von weiteren Hochzeitsdienstleistern als Präsentationsfläche genutzt werden sollen.

Das Projekt Hochzeitstunnel

„Die Idee hatte Erik Schwarzer von Grubenglück“, erzählt Ela. So soll der „Hochzeitstunnel“ Brautpaaren in und um Bochum ein Begriff werden. Nun aber muss erst einmal der Laden fertig werden: Die Kleider haben Ili und Ela erst vor ein paar Tagen ausgepackt, einige müssen noch aufgebügelt werden.

50 Modelle eines Stralsunder Herstellers werden bald im Laden hängen, „keine Chinaware, das war uns wichtig“. Weitere 50 Modelle können auf Wunsch bestellt werden, versprechen die Inhaberinnen. 1600 bis 2100 Euro sollen die maßgefertigten Roben kosten.

Keine Anproben bei der Eröffnung

Zu gern hätten es Ili und Ela mit ihrem Laden in die VOX-Fernsehsendung „Zwischen Tüll und Tränen“ geschafft. Das Format begleitet Bräute bei der Suche nach dem perfekten Kleid und stellt dabei auch Geschäftsinhaber in den Fokus. „Bisher hat es leider nicht geklappt“, sagt Ili, „aber wenn die unseren Laden erst einmal sehen würden...“

Die neugierigen Blicke der Pendler, die Jubelschreie einiger Teenies, die Seufzer älterer Passanten scheinen ihr Recht zu geben. Vielleicht ist es aber auch gut, dass das Fernsehen erst einmal fernbleibt, denn die beiden Unternehmerinnen sind ohnehin nervös genug.

Obwohl am Eröffnungsabend noch keine Anproben stattfinden werden, machen sie sich Sorgen, was alles schief gehen könnte und Ela gesteht schließlich: „Ich bin aufgeregter als vor meiner eigenen Hochzeit...“