Bochum. Reichlich Dampf machten mehr als 5000 Steampunker in der Bochumer Jahrhunderthalle. Ihr Festival war auch Auftakt des Historischen Jahrmarkts.

Auf dem Weg zum Mittelpunkt der Erde machten sie im Westpark Halt: Mehr als 5000 Steampunker transferierten die Jahrhunderthalle am Samstag in eine bizarre Wandelhalle. In abenteuerlichen Gewändern schritten sie durch die Industriekathedrale und markierten damit den Start des Historischen Jahrmarkts.

Vor elf Jahren von der Bochumer Veranstaltungs-GmbH (BOVG) und dem Schaustellerbund aus der Taufe gehoben, ist die Anno-dazumal-Kirmes zum Erfolgsformat avanciert. 20.000 Besucher vergnügten sich 2018 an drei Wochenenden auf den mitunter 200 Jahre alten Karussells. Ein ähnlich großer Zuspruch wird auch bis zum 3. März erwartet.

Mit abenteuerlichem Zubehör schritten die Steampunker am Samstag durch die Jahrhunderthalle.
Mit abenteuerlichem Zubehör schritten die Steampunker am Samstag durch die Jahrhunderthalle. © Ingo Otto

Seit vier Jahren bildet der Historische Jahrmarkt die perfekte Kulisse für das Steampunk-Festival: eines der europaweit größten Treffen einer noch jungen, herrlich verrückten Kreativ-Bewegung, die sich den dampfgetriebenen Anfängen des industriellen Zeitalters verschrieben hat. Ganz nah bei Jules Verne und H.G. Wells, in grandiosen Roben und Gewändern, schreiten die Steampunker über den Jahrmarkt. Sehen und gesehen werden: Das zählt bei einer Schau, zu der die Szene auch aus den Nachbarländern anreist, um (sich) zu feiern und der modischen, bei den Damen gern auch erotischen Ästhetik des 19. Jahrhunderts zu frönen. Nicht umsonst ist das Pferdekarussell (die Mädels im züchtigen Damensitz!) das gefragteste Fotomotiv: Mit dem Baujahr 1884 ist es das älteste Fahrgeschäft auf dem Retro-Rummel.

Eigenes Gewerbe für Men-Stripper

Ohne die Steampunker ging es auf dem Historischen Jahrmarkt auch am Sonntag hoch her. Für die BOVG war es der Abschluss einer Woche, „die unser Team an den Anschlag gebracht hat“, so Geschäftsführer Andreas Kuchajda. Binnen sieben Tagen gab es in den drei Spielstätten mehr als 24.000 Besucher: vom Seniorenkarneval und Boulevardtheater in der Stadthalle Wattenscheid über die weitgehend ausverkauften Rockkonzerte mit Bastille, Ghost und Steven Wilson sowie Comedy gestern Abend mit Ralf Schmitz im Ruhrcongress bis hin zum Historischen Jahrmarkt und den gleichzeitig stattfindenden Retro-Gaming-Days mit alten Computerspielen in der Jahrhunderthalle.

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Heute geht’s im Ruhrcongress mit dem Bochumer Seniorenkarneval weiter. Als wenn die BOVG-Mannschaft nicht genügend Arbeit hätte, galt es für die Stadttochter, für ein Gastspiel am Dienstag einer Aufforderung der Stadtverwaltung Folge zu leisten. Für 20 Uhr haben sich die Men-Stripper von „Sixx Paxx“ am Stadionring angesagt. „Auf Verlangen des Ordnungsamtes musste ich für die BOVG eigens ein Gewerbe anmelden, das die ,Zurschaustellung menschlicher Körper’ zulässt. Dazu ist zusätzlich auch mein polizeiliches Führungszeugnis erforderlich“, sagt Kuchajda und schmunzelt.

Spätestens um Mitternacht müssen die Herren verschwunden sein: Das Gewerbe gilt nur für einen Tag.