Bochum. 100 Tage sind seit Johan Simons’ Spielzeitstart vergangen. In der kurzen Zeit hat der Intendant das Schauspielhaus ganz schön durchgeschüttelt.
Johan Simons’ Spielzeitstart am Schauspielhaus ist erst gut hundert Tage her, aber mit seinem Programm hat der niederländische Theatermacher schon für viel Aufsehen gesorgt. Die Außenwahrnehmung des Theaters ist in die Höhe geschossen, die Aufführungen werden sowohl goutiert als auch strikt abgelehnt. Künstlerische Höhenflüge wie die Feuchtwanger-Adaption „Die Jüdin von Toledo“ stehen neben dem Marquis-de-Sade-Abend „Philosophie im Boudoir“, an dem das Publikum aus dem Saal flüchtete.
„Wir wollen mit Qualität überzeugen“
Simons, der sich als Theaterkünstler von Rang u.a. an den Münchner Kammerspielen, aber auch als Leiter der Ruhrtriennale hohe Verdienste erworben hat, setzt für seine Arbeit in Bochum das Siegel „Qualität“ ganz oben an. „Wir werden mit anspruchsvollen, qualitätsvollen Programmen überzeugen“, ist die erklärte Absicht des Intendanten. Man sei gerade dabei, das Haus und das Publikum näher kennezulernen, verriet er im WAZ-Gespräch, „natürlich lernen auch wir dazu“.
Das beziehe sich etwa auf das kontrovers aufgenommene Weihnachts-/Familienstück „Alle Jahre wieder“; in diesem Jahr werde eine Aufführung geboten, die „wieder eine Geschichte erzählt“, weniger experimentell ausfallen werde. Ein Fazit nach 100 Tagen zu ziehen, scheint Johan Simons als zu früh: „Unsere Arbeit muss sich entwickeln und wir haben noch so viele Tage vor uns.“ Die Theaterarbeit sei für ihn – im Gegensatz zum Festivalbetrieb Ruhrtriennale – nun wieder ein tägliches Geschäft, „was ich sehr liebe“, so Simons. Theater sei ein Medium, das zwischen Künstlern und Publikum auf einer sehr persönlichen Basis funktioniere: „Ich bin sehr an einem guten Verhältnis zu Bochum und allen seinen Bürgern, nicht nur den Theatergängern, interessiert“, bekräftigt Simons.
Kulturelle Vielfalt abbilden
Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen gehöre ebenso dazu wie der Akzent der Internationalität. „Wenn ich über die Kortumstraße gehe, sehe ich Menschen aus allen möglichen Ländern“, sagt Simons. Er wolle diese kulturelle Vielfalt auch im Theater abbilden, weshalb das neue Ensemble aus vielen Nationalitäten besteht. Für das Schauspielhaus („eine Bühne, die große Stoffe braucht“) hat der regieführende Intendant als nächstes Shakespeares „Hamlet“ auf seiner To-Do-Liste.