Bochum. . Ghazwan Assaf flüchtete aus Syrien. Inzwischen wohnt er in Bochum. Mit dem Malen von Bildern versucht er seine Kriegserlebnisse zu verarbeiten.

Ghazwan Assaf kommt lächelnd rein. Ein paar seiner gemalten Bilder hat er mit zum Gespräch gebracht. Man sieht ihm sein Schicksal nicht an. Er wägt seine Worte ab, erzählt mit viel Herzblut.

Seine Geschichte ist außergewöhnlich. Der 27-jährige Syrer verließ 2013 gemeinsam mit seinem Bruder die syrische Stadt Aleppo, seine Heimat. Dort war er aufgewachsen, hatte nach dem Abitur eine Elektriker-Ausbildung angefangen. Dann kam der Krieg. Aus Angst, als junger Mann in die Armee eingezogen zu werden, entschied er sich zur Flucht.

Sein erster Ort in Deutschland war Genthin

„Wir haben jede Möglichkeit genutzt, Hauptsache weg. Wir landeten in der Türkei, in Izmir. Dann ging es nicht weiter“, erzählt er. Sein Vater hatte ihm verboten, nach Deutschland zu gehen, doch er wollte raus. In der Türkei konnte er seine Lehre nicht weiter machen, also riskierte er es. „Ich dachte mir, es ist egal, wo ich sterbe. Ob jetzt in Syrien, im Meer oder in Deutschland.“

Er landete in Genthin, nahe Magdeburg. „Jede Stadt hat eine andere Flüchtlingsarbeit. Während andere Geflüchtete, mit denen ich mich austauschte, schon früh eine Lehrstelle oder eine Arbeit fanden, hatte ich das Gefühl, dass man mich hinhielt“, sagt er.

Die ersten Zeichnungen waren mit Bleistift

Die Langeweile kam. Durch die fehlenden Deutschkenntnisse war es schwer, Kontakte zu knüpfen, die Menschen sahen ihn auf der Straße komisch an. So zumindest nahm er es wahr. Manchmal kamen nachts die Alpträume. Von der Armee, die in mitschleppte in den Krieg.

Um all das zu verarbeiten, um Ruhe zu finden, begann er zu zeichnen. Zu Beginn nur mit Bleistift, Geld für Malutensilien hatte er nicht. Er zeichnete das, was ihn beschäftigte. Erfahrungen, Bilder aus der Heimat. Und das, was er vermitteln wollte. Seinen Wunsch nach Frieden. Nach einer Welt, in der Zusammenhalt regiert. „Es ist egal, welches Land. Das Gefühl von Krieg ist überall gleich“, sagt er. Eine Bekannte entdeckte seine Bilder und bot ihm an, sie ausstellen zu lassen.

Die Besucher waren begeistert

Nach anfänglichem Zögern willigte er ein. „Ich hatte Angst, dass die Leute negative Dinge über meine Bilder sagen würden.“ Es kam anders. Die Ausstellung lief sehr gut, viele Besucher waren begeistert. Er begann danach, die Bilder auf Facebook zu publizieren und mit der Zeit wurde die Reichweite immer größer. „Facebook ist für mich eine Plattform, auf der ich meine Ansichten über die Welt und meine Erfahrungen teilen kann.“

Was er erreichen möchte? „Wir Geflüchteten sind Menschen mit einer Heimat, mit Familie und einer Arbeit. Aber die Politik erlaubt es uns nicht, in unserem Land zu leben. Das vergessen viele Menschen, weil sie entweder nicht gut informiert sind oder einfach Angst haben.“

Er malt, was er fühlt. Die Ehrlichkeit ist den Bilder anzusehen. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, bringt Dinge, die er denkt, auf den Punkt. „Ich wünsche mir, dass die internationale Gemeinschaft endlich aufhört, sich in einzelnen nationalen Interessen zu verrennen, und handlungsfähig Kriege und Hunger bekämpft“, schrieb er auf Facebook. Viele Menschen teilen seine Beiträge, sie zeigen sich beeindruckt von seiner Anteilnahme.

Jobangebot in der Betriebstechnik

Inzwischen sind seine Deutschkenntnisse sehr gut, er ist nach Bochum gezogen wegen eines Jobangebotes in der Betriebstechnik. Er hat eine eigene Wohnung, eine Arbeit, die ihm Spaß macht. „Hier guckt mich niemand blöd an auf der Straße.“ Sein Ziel ist, die Ausbildung fertig zu machen, er möchte gerne in Bochum bleiben.

Seine Kunst ist weiterhin ein wichtiger Bestandteil, er stellt immer wieder bundesweit aus. Seine Botschaft bleibt dieselbe: „Wir haben alle nur ein Leben. Es ist viel zu kostbar, um sich die ganze Zeit gegenseitig Leid anzutun.“

>>> Nächste Ausstellung ist bereits geplant

Ghazwan Assaf plant im Sommer eine Ausstellung in Düsseldorf. Auch in Bochum würde er gerne seine Werke zeigen, sucht im Moment allerdings noch einen Ausstellungsort.

Seine Bilder stehen nicht zum Verkauf, sie sind alle auf seiner Facebook-Seite und seiner Instagram-Seite zu finden. Bei Interesse kann man kleine Bilder mit Blumenmotiven von ihm erwerben.