bochum. . Willi Gust erinnert sich an seine Zeit beim Bochumer Verein. Er organisierte selbst den Abriss des Hochofenwerkes mit.

Vom Küchenfenster seiner Wohnung in Werne blickt Willi Gust auf die Hallen des Reserveteillagers von Opel. Der 87-Jährige zündet sich eine Zigarette an. Gelernt hat er das Schlosserhandwerk. Doch als er 1955 beim Bochumer Verein anfängt, schert sich dort noch niemand um die Ausbildung. „Ich wurde damals als Hilfsarbeiter eingestellt. Doch es dauerte gar nicht lange, da haben sie gemerkt, was ich kann.“

Schließlich sollte er 31 Jahre im Werk arbeiten. Willi Gust absolvierte etliche Schulungen, so dass er später zum Experten rund um das Thema Gas für das ganze Werk wurde. Sie holten ihn sogar, als später mehr und mehr Werksteile abgerissen werden mussten. So überwachte er etwa die Arbeiten beim Abriss des Hochofenwerkes und später kam er in die Gaskraftzentrale. Nicht weit davon hatte er einst im Reparaturteam für die Trockengasreinigung mitgearbeitet.

Der Bochumer Verein 1962. Im Hintergrund  das Hochofenwerk.
Der Bochumer Verein 1962. Im Hintergrund das Hochofenwerk. © Stadt Bochum

Der Bochumer Verein, dieses Unternehmen hat ihn bis heute nicht losgelassen. Noch bis vor wenigen Jahren leitete er regelmäßig Führungen rund um die Jahrhunderthalle, kletterte sogar mit den Besuchern tief hinunter in die Katakomben unter der Halle. „Doch damit ist jetzt Schuss, meine Beine wollten nicht mehr.“ Mindestens einmal im Monat, bei schönem Wetter häufiger, zieht es ihn trotzdem immer noch in den Westpark. Kein Wunder, denn die Jahrhunderthalle, die hat er ein wenig selbst mit gerettet.

Das kam so. Als ein Vertreter der Abbruchfirma Hansa Rohstoffverwertung gemeinsam mit Willi Gust die Jahrhunderthalle besichtigte und erfuhr, dass die abgerissen werden sollte, sagte dieser Mann – Gust erinnert sich noch heute genau an die Worte: „Was. Diese Halle wollen sie abreißen. Die ist in Europa, wenn nicht in der Welt, einmalig.“ Sie war ja bekanntlich ursprünglich als Ausstellungshalle konzipiert worden. Wie andere Unternehmen, die was auf sich hielten, präsentierte sich 1902 auch der Bochumer Verein in einer eigenen, aufwendigen Halle.

Kleiner Bilderschatz

Die filigrane Stahlkonstruktion wurde später auf dem Werksgelände Träger für Träger wieder aufgebaut und diente als Gaskraftzentrale. Gust berichtete seinem Vorgesetzten und so kam es, dass Krupp vom schon fest geplanten Abriss Abstand nahm. Eine äußerst weise Entscheidung.

Fuhrwerke des Bochumer Vereins unterhalb des heutigen Colosseums.
Fuhrwerke des Bochumer Vereins unterhalb des heutigen Colosseums. © Nachlass Dieter Meyer

Einen richtigen kleinen Bilder-Schatz fand Monika Meyer im Nachlass ihres vor sieben Jahren verstorbenen Mannes. Dieter Meyer war 1953 in den Bochumer Verein als Kraftfahrer eingetreten. Sein ganzes Berufsleben über bewegte er Lastwagen, Transporter, später vor allem schicke Limousinen: „Er arbeitete als Vorstandsfahrer, war den ganzen Tag über unterwegs.“ In einem Briefumschlag fand sie später etliche Fotos, die einen guten Eindruck vermitteln vom Fuhrpark des Hüttenwerkes. Pferdefuhrwerke und altertümliche Automobile sind dort zu sehen.