Bochum. . Die junge Schwedin Greta Thunberg hat zum Protest gegen den Klimawandel aufgerufen. In Bochum demonstrieren 200 Schüler – mit Eltern-Erlaubnis.
Der Aufruf zum zivilen Ungehorsam scheitert an einem Klausurtermin. Timo, Schüler der Widarschule, hat die erstmalige Demonstration von Bochumer Schülern gegen den Klimawandel auf dem Gustav-Heinemann-Platz hinter dem Rathaus mitorganisiert. Als sich am Freitag etwas mehr als 200 Schüler dort versammeln, fehlt er. Er muss eine Klausur schreiben.
Die, die da sind, sind das mit Erlaubnis ihrer Eltern und der Schulen. Das hatte sich Greta Thunberg anders gedacht. Die 16-jährige schwedische Aktivistin ist Auslöserin dieser Demonstration. Sie hatte im Dezember weltweit Aufmerksamkeit erhalten, als sie bei der Weltklimakonferenz im polnischen Kattowitz eine international viel beachtete Rede hielt. Sie glaubt, dass der Klimawandel die Zukunft der Jugend massiv bedrohe – und dass es höchste Zeit sei, dagegen vorzugehen. Und zwar nicht mit artigen Petitionen, sondern mit Protest.
Zwei Politikkurse der Heinrich-Böll-Gesamtschule
Gut und mutig finden das die Schülerinnen und Schüler, die in der Mehrzahl vom Schiller-Gymnasium, dem Graf-Engelbert-Gymnasium, dem Hildegardis-Gymnasium, der Heinrich-Böll-Gesamtschule und der Widar-Schule kommen. Die Schule schwänzen, wie von Thunberg angeregt, um ihrer Aktion mehr Nachdruck zu verleihen, machen sie erst einmal nicht.
Benjamin Kramm, Politik-Lehrer an der Heinrich-Böll-Gesamtschule, ist mit zwei Kursen da. „Wir machen Unterricht draußen“, sagt er. „Demokratie-Verständnis ist gerade unser Unterrichtsthema. Hier können die Schüler den Unterschied zwischen Streik und Demonstration erleben. Sie sehen, dass man in einer Demokratie etwas bewegen kann.“
Ortsgruppen in mehr als 100 Städten
Das glaubt auch Ingo Franke vom Arbeitskreis Umweltschutz. Er hatte von Greta Thunberg und ihren Ideen gehört und daraufhin die Schulen der Stadt angeschrieben. „Ich habe sie gebeten, jeweils die Schülersprecher zu informieren.“ Mit acht von ihnen traf er sich, plante die Demonstration.
An diesem Freitag steht Franke dann auf dem Gustav-Heinemann-Platz und freut sich. „Das ist ein Erfolg. Prima, dass so viele Schüler das Thema für so wichtig erachten. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele kommen. Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir auch einen Marsch durch die Stadt angemeldet.“ So aber bleibt die Schülergruppe an Ort und Stelle. Vielleicht gibt es den Marsch beim nächsten Mal. Angedacht ist, dass nun auch in Bochum jeden Freitag Schüler gegen den Klimawandel demonstrieren. In mehr als 100 Städten sind Ortsgruppen entstanden, die inzwischen im Wochentakt zu Demonstrationen aufrufen. Immer freitags. Immer zur Schulzeit. In Bochum soll dagegen nachmittags demonstriert werden.
Das würde es für die Schulen, Eltern und die Schulbehörden einfacher machen. „Schwänzen ist laut Schulgesetz verboten“, sagt Christof Söbbeler, Pressesprecher des Regierungsbezirkes Arnsberg. „Unentschuldigtes Fehlen wird im Zeugnis dokumentiert.“ Aber die Demonstrationen seien schon besonders und könnten besonders bewertet werden. Söbbeler: „Sie streiken ja nicht, weil sie keinen Bock auf Schule haben, sondern weil sie eine besondere Intention haben.“