Bochum. . Zwei „Pelz-Ermittlerinnen“ haben über das Leid der Tiere informiert, die für die Pelzindustrie getötet werden. Fußgänger reagieren zwiegespalten.

Wer am Dienstagvormittag vor der Drehscheibe und dem Citypoint herging und irgendwo ein Stück Pelz an der Kleidung hatte, musste damit rechnen, sich ins Gewissen reden zu lassen. Die „Pelz-Polizei“ drückte zahlreichen Passanten einen Flyer mit Infos über die Pelzzucht in aller Welt in die Hand. „100 Millionen Tiere sterben jährlich noch für die Pelzindustrie“, teilt Julia Weibel den Leuten mit.

Sie gehört zum Deutschen Tierschutzbüro mit Sitz in Berlin und reist zurzeit mit ihrer Kollegin Simone Sommerfeld in einer Aufklärungskampagne durch halb Deutschland. Ihre – natürlich pelzfreie – Kleidung ist ein bisschen einer Polizeiunform samt Schirmmütze nachempfunden. „Pelz-Ermittler“ steht in großen Lettern auf ihrem Rücken.

„Ich habe ein bisschen Angst“

Wer will, kann seinen Pelz oder Pelzbesatz testen lassen: Ist er echt oder unecht? „Ich habe ein bisschen Angst“, sagt eine junge Frau, die die Pelz-Ermittlerinnen sogar ihrerseits anspricht. Ihre Kapuze ist mit einem Fell verziert. Julia Weibel zieht ein paar Härchen aus dem Pelz und zündet sie an. Der Geruch ist eindeutig: Kunststoff, keine Haare. Zu erkennen ist unechter Pelz auch daran, dass unter dem Fell keine Lederhaut zu sehen ist, sondern eine textile Struktur.

Die Fußgängerin ist erleichtert und zieht von dannen. Mit einem Flyer, auf dem steht: „Marderhunde, Waschbären, Kaninchen, Füchse und Nerze werden grausam für die Pelzindustrie ermordet.“

„100 Millionen Tiere sterben jährlich für die Pelzindustrie“, sagen die Pelz-Ermittler.
„100 Millionen Tiere sterben jährlich für die Pelzindustrie“, sagen die Pelz-Ermittler. © Dietmar Wäsche

Die dicken langen Pelzmäntel sind aus dem Straßenbild fast verschwunden. „Was man aber jeden Winter immer mehr beobachtet, sind die Pelzbesätze an der Kragen, Pelzbommel an der Mütze und Pelzbesätze am Schuh“, sagt Simone Sommerfeld. Viele Träger von Pelz wüssten gar nicht, ob er echt sei oder nicht. „Meistens sind die Leute uninformiert, desinteressiert. Sie kaufen die Jacke für die Optik, egal ober der Pelz echt ist oder nicht.“

„Ich trage auch weiter Pelz. Weil ich das schön finde“

Beifall findet die Aktion von Holger Merkert, der mit seinem Hund Neo vorbeikommt. „Das ist eine ganz wichtige Sache. Es kann doch nicht sein, dass ich mir einen Pelz für eine Jacke hole, nur als Deko, damit ich ein bisschen toller aussehe – und dafür muss ein Tier sterben. Das macht mich traurig.“

Andere finden die Aktion allerdings nervig. Als die Pelz-Polizei eine Passanten mittleren Alters mit dickem Pelzkragen anspricht, geht sie demonstrativ weiter. „Ich trage auch weiter Pelz. Weil ich das schön finde.“

Doch dafür müssten Tiere leiden und sterben, ruft ihr die Pelz-Polizei hinterher. „Ein paar eingefleischte Pelzträger kann man natürlich nicht überzeugen. Sie umgehen uns“, sagt Simone Sommerfeld, die wie ihre Kollegin natürlich Veganerin ist.

>>> Echter Pelz oft preiswerter als unechter

  • Echter Pelz sei oft preiswerter als Kunstpelz, sagt die „Pelz-Polizei“. Das würde die Kunden beim Kauf täuschen. Die Annahme, ein günstiges Produkt könne keinen echten Pelz haben, sei falsch.
  • Die meisten Pelztierfarmen befinden sich laut Tierschutzbüro in Fernost, Finnland und Polen. In winzigen Käfigen würden die Tiere leiden und „brutal getötet, um ihnen das Fell abzuziehen“.