Bochum. . Lange hat Bochum mehr Firmen verloren als hinzugewonnen. Das wandelt sich. Viele Flächen, nicht nur auf Mark 51/7, werden erfolgreich vermarktet.
Die Zeiten, in denen sich Unternehmen vorwiegend aus Bochum verabschieden, sind vorbei. Zumindest vorerst. 18 Firmen haben sich im Vorjahr allein mit Hilfe der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) in der Stadt niedergelassen oder haben Flächen für eine Ansiedlung erworben.
Darunter sind öffentlichkeitswirksame Bekenntnisse für Bochum wie die der Bosch-Tochter Escrypt. Das IT-Sicherheitsunternehmen lässt sich auf Mark 51/7 nieder. Auf dem Gelände des früheren Opel-Werks hat es ein 8200 Quadratmeter große Grundstück gekauft, auf dem Platz für drei Gebäude mit einer Kapazität von 2000 Arbeitsplätzen ist.
44 Unternehmen haben ihr Kommen vereinbart
Insgesamt haben 44 Unternehmen – über das gesamte Stadtgebiet verteilt – ihr Kommen vereinbart; erweitern, verlagern oder sichern ihren Geschäftsbetrieb. 4761 Arbeitsplätze werden so in nächster Zeit durch das Engagement der WEG neu geschaffen, gesichert oder verlagert. Flächen mit einer Größe von 174 461 m² wurden 2018 vermarktet. „Das ist ein bemerkenswertes Ergebnis“, sagt WEG-Ressortleiter Rouven Beeck.
Zwar setzt sich der Trend fort, dass sich Bochum zur Dienstleistungs-Stadt entwickelt – 23 der 44 Firmen mit 2365 Beschäftigten sind in diesem Sektor tätig. Aber auch 13 Unternehmen aus dem Produktionssektor hat die WEG für Bochum begeistert oder dazu beigetragen, dass sie in der Stadt bleiben und/sich hier vergrößern.
Bau für Produktion und Verwaltung
Auch das produzierende Gewerbe gewinnt wieder an Bedeutung. Die beiden bedeutendsten Zugänge kommen aus der Nachbarschaft. Nach dem Eisenbahnzulieferer Faiveley hat auch der weltweit tätige Kehrtechnik-Hersteller Brock seinen Wechsel von Witten nach Bochum angekündigt.
Letzterer hat sich indes nicht für eine der derzeit interessantesten Industrie- und Gewerbeflächen Deutschlands, nämlich Mark 51/7, entschieden. Er will im Sommer 2020 ein neues Werk in Werne beziehen – auf der Zechen- und Kokereibrache Robert Müser der Harpen-Gruppe. „Auf der zentralen Brachfläche von 46.000 m² wird eine 15.300 m² große Produktionshalle mit Fertigung, Lager und Logistik, ein zweigeschossiger, 1000 m² großer Bürotrakt mit Sozialbereichen sowie ein dreigeschossiges Verwaltungsgebäude mit 2300 m² Fläche für Büro- und Seminarräume entstehen“, erklärt Dirk Himmel, Projektentwickler der Harpen-Unternehmensgruppe.
Im Zuge der Debatte um fehlende Flächen für Gewerbeansiedlungen und die Ausweisung von Grünflächen als Industrie- und Gewerbeareale im Regionalplan ist der Verkauf der Brachlandschaft ein gutes Beispiel dafür, dass Altflächen Chancen auf eine Neuvermarktung haben.
Sanierte Zechenbrache vermarktet
Allerdings hat Harpen-Geschäftsführer Franz-Josef Peveling lange daran arbeiten müssen, um das „Herzstück“ des ehemaligen Zechengebiets an den Mann zu bringen. „Endlich der Durchbruch“, kommentiert Peveling. „Seit mehr als 25 Jahren betreiben wir die Reaktivierung dieser – nach dem Harpen-Gründer Robert Müser benannten – Zechen- und Kokereibrache.“ Den Ausschlag für die Vermarkung habe gegeben, „dass Brock Kehrtechnik kaum Emissionen freisetzt“ – und so die Nachbarschaft kaum gestört werde.
>>> Keine neuen Freiflächen
So sehr sie sich bei der WEG über die auch freuen, etwa die Hälfte der gut 174 000 m² stammt aus dem Pool von Stadt, WEG und NRW-Urban. Allmählich, so heißt es, werden die vermarkt- baren Flächen knapp.
Wenn das so weiter geht, dann können wir bald nichts mehr anbieten“, so Rouven Beeck (WEG).