Bochum. . Lange arbeitete Hermann-Josef Fuchs als Streetworker in Bochum. Um Jugendliche kümmert er sich immer noch. Nur nicht mehr so oft auf der Straße.
Hermann-Josef Fuchs muss nicht lange überlegen. Bedrohliche Situation habe es nie gegeben, wenn er auf Gruppen von Jugendlichen zugegangen sei. Nicht mit Punkern. Nicht mit Rockern. Nicht mit Motorradgruppen. „Nicht ein einziges Mal“, sagt der Diplom-Sozialpädagoge. Seit den frühen 80er-Jahren arbeitet er bei der Stadt. „Immer in der Jugendsozialarbeit.“ Ab 1995 war er dann als sogenannter Streetworker unterwegs. Auf der Straße kümmerte er sich um Jugendliche und ihre Probleme.
Auf der Straße sind Fuchs und seine Kollegen immer seltener aktiv. Streetworker im engeren Sinn sind sie längst nicht mehr. Ihre Aufgaben sind vielfältiger geworden. Es geht auch hier um mehr Bürokratie. Die Stadt hat das Arbeitsfeld Straßensozialarbeit deshalb nun neu aufgestellt. Sie ist nunmehr eine von mehreren Methoden in der sogenannten „aufsuchenden Jugendarbeit“.
Kooperation mit dem Jobcenter
Das liegt auch daran, dass Jugendamt und Jobcenter schon seit 2004 kooperieren und dass es inzwischen eine Jugendberufsagentur gibt. Zu den Aufgaben der Sozialarbeiter gehört seitdem, junge Erwachsene zu begleiten, die Leistungen des Jobcenters beziehen und denen Sanktion drohen. Darüber hinaus ist es ihre Aufgabe, junge Erwachsene zu begutachten, die aus schwerwiegenden Gründen aus der elterlichen Wohnung ausziehen wollen. Fuchs: „Das heißt, wir sprechen mit ihnen,mit ihren Eltern und stimmen uns dann mit dem Jobcenter ab, ob die eigene Wohnung finanziert wird.“
Zwei diplomierte Sozialpädagogen
Hermann-Josef Fuchs (60) und Jürgen Wolf (62) teilen sich die L eitung der Außenstelle des Jugendamtes im Stadtteil Langendreer. Ihr Aufgabengebiet umfasst unter anderem die Straßensozialarbeit und die Schulsozialarbeit.
Beide sind Diplom-Sozialpädagogen. Sie haben gemeinsam in Dortmund studiert und arbeiten seit 1980er für die Stadt.
Bei dieser Arbeit verhalten sich Fuchs und seine Kollegen neutral. „Das muss an dieser Stelle so sein“, sagt Fuchs. „Ansonsten aber sind wir parteilich. Wir arbeiten für unsere Klienten. Sie sind unser Auftraggeber, sie bestimmen den Umfang unserer Arbeit. Aber wenn jemand unsere Hilfe nicht will, zwingen wir ihn nicht.“ Das war immer schon der Ansatz der Jugendsozialarbeit.
Bochum war bundesweit unter Jugendamtsleiter Fred Krause Vorreiter in den 1980er Jahren bei der Straßensozialarbeit. Seinerzeit ging es darum, sich um Cliquen zu kümmern, die sich auf öffentlichen Plätzen trafen. Eben um Motorrad-Clubs, Punker, Rocker. „Wir sind dann auf sie zugegangen“, sagt Fuchs. „Wir haben sie gefragt, welche Probleme es gibt. Solche Gruppen gibt es jetzt kaum noch im öffentlichen Raum.“
Das große Plus: kein Druck
Weiterhin aber haben Heranwachsende Probleme mit Eltern, Behörden, Anwohnern oder der Polizei. Wenn die Jugendsozialarbeiter davon erfahren, suchen sie die Heranwachsenden auf. Das große Plus der Sozialarbeiter dabei: Sie gehen ohne Druck auf sie zu. „Jeder bekommt zunächst Entlastung“, sagt Fuchs. „Das heißt, wir drohen nicht mit der Polizei oder anderen Behörden. Wir stellen uns auf seine Seite und helfen ihm. Wir sind nicht zuständig für die Probleme, die Jugendliche machen, sondern für die Probleme, die sie haben.“