Bochum. . Wie ist es um unsere Natur bestellt? Der Naturschutzbund erhält bei der Zählung der Wintervögel auch darüber wertvolle Aufschlüsse.

Der Blick durch das Fernglas von Dieter Hasselmann gibt auch Laien eine Chance, zu erkennen, was da pickt. Die zehnfache Vergrößerung der Krone eines kleinen Apfelbaums fühlt sich an, als stecke man den Kopf direkt hinein in das Geäst. Das Auge ist ganz nah dran an dem Buntspecht, der sich an dem Futterspender niederlässt.

Am Wochenende schlug die Stunde der Wintervögel. Bundesweit sollten Menschen die Vögel in ihren Gärten, in Parks und Wäldern zählen. Auch der Stadtverband Bochum des Naturschutzbundes (Nabu) versammelte sich an seinem Häuschen im Südpark, um heimische Vogelarten und die Wintergäste zu zählen.

Nahrungsversorgung wird schlechter

Exkursion – Wintergäste am Stausee entdecken

Die nächste vogelkundliche Exkursion „Wintergäste am Kemnader Stausee“ findet statt am Sonntag, 3. Februar, von 10 bis 12 Uhr. Treffpunkt ist der Parkplatz am Haus Kemnade, An der Kemnade 10, 45527 Hattingen. Idealerweise bringen die Teilnehmer ein Fernglas mit.

„Wintergäste sind zum Beispiel der Zwergsäger aus Sibirien und der Gänsesäger aus Norddeutschland oder den baltischen Staaten“, so Exkursionsleiter Dieter Hasselmann.

„Es ist wohl so, dass sogar die Massentierarten wie Spatzen weniger geworden sind. Das liegt unter anderem an der schlechteren Nahrungsversorgung in den Städten, aber auch an fehlenden Nistplätzen, weil renovierte Häuser oft keine Höhlungen mehr bieten“, erläutert Hasselmann, der 1982 den Nabu-Stadtverband mitgründete.

Der Wald ist trüb und triefend – nicht ideal für die Zählung. Und doch zählt Karin Rodehüser mehr als zehn Vogelarten: Kohlmeise, Blaumeise, Buntspecht, Zaunkönig, Buchfink, Ringeltaube, Misteldrossel, Dompfaff, Gartenbaumläufer, Heckenbraunelle, Wintergoldhähnchen, Schwanzmeise. „Gehört ist genauso wie gesehen. Aber erst wenn zwei den Vogelgesang erkannt haben, ist die Art bestätigt“, so die 59-Jährige, die nach eigener Schätzung etwa 50 Vogelstimmen unterscheiden kann.

Besonderes Augenmerk liegt in diesem Jahr auf der Amsel, die sich viel in Gärten aufhält. „Der Nabu hofft herauszubekommen, wie sehr der Usutu-Virus der Amsel zugesetzt hat“, sagt Mathias Krisch, Vorsitzender des Stadtverbandes. Im Sommer hatte sich der seit 2010 in Deutschland grassierende tropische Virus auf viele Regionen ausgebreitet und tötete auch in NRW etliche Amseln.

Infektionsgefahr reduzieren

Die Epidemie sei von dem heißen Sommer begünstigt worden, heißt es. Um eine Verbreitung von Infektionskrankheiten unter Vögeln zu vermeiden, sei auch das richtige Füttern wichtig: „Am besten sind hängende Futterspender, in denen das Futter trocken bleibt und in denen die Vögel nicht herumlaufen können. Verlieren sie Kot, steigt die Infektionsgefahr untereinander“, so Birgit Debus.

Ein großes Problem für Feldvögel sei das häufige Mähen der Wiesen und der Einsatz aggressiver Pflanzenschutzmittel in der Agrarwirtschaft, so die Naturschützer. „Ein Beispiel ist der Kiebitz, der vor zehn Jahren südlich der Hustadt genistet hat. Durch weniger Wiesenlandschaft fehlt den Vögeln die Nahrungsgrundlage“, so Vogelkundler Dieter Hasselmann. Auch darum ist der Nabu-Vogel des Jahres 2019: die Feldlerche.