Bochum. . Die klarste Botschaft vergangener Monate: Nicht alle Unternehmen bilden Nachwuchs aus. Ein Jahresrückblick auf kluge Sätze auf markige Worte.

Und täglich grüßt das Murmeltier. Ja, diesen Zitate-Rückblick hat es schon im Vorjahr gegeben. Und auch im Jahr davor. Aber warum Bewährtes nicht wiederholen? Das haben sich doch auch schon ganz andere Leute gedacht.

Bewährte Formulierungen

Eric Weik zum Beispiel. Er hat bei der Begrüßung zum IHK-Empfang im Schauspielhaus Bochum charmant vom „schönsten Ort im Ruhrgebiet“ gesprochen – wie schon zwölf Monate zuvor.

Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) garniert seine Reden zum erfolgreichen Strukturwandel gerne mit dem zweifellos eindrucksvollen Vergleich, dass es im Ruhrgebiet vor 50 Jahren noch 300.000 Bergleute gegeben habe – und keinen einzigen Studenten. Heute sei es nach der Schließung der letzten Zeche genau umgekehrt: Es gibt 300.000 Studenten – aber keinen einzigen Kumpel mehr.

Merke: Politiker, Führungskräfte, Sportler, Künstler und natürlich auch Journalisten leben von bewährten Formulierungen. Was mich wiederum an meine erste Station als Redakteur bei der WAZ erinnert. Damals, im idyllischen Haltern am See, nahmen die Kollegen gerne mal hinter vorgehaltener Hand einen ehemaligen Bürgermeister auf die Schippe. Denn der ließ offenbar nicht eine einzige Gelegenheit aus, um von der „lebens- und liebenswerten Stadt Haltern“ zu sprechen. Stadtmarketing als Dauerschleife sozusagen.

Fachkräftemangel ist längst ein Problem der Gegenwart

Häufig wiederholt, allerdings weniger als schmückendes Beiwerk einer Rede, sondern vielmehr, weil es die Situation erfordert, werden auch die Forderungen in Richtung Wirtschaft, sich deutlich intensiver um die Ausbildung junger Menschen zu kümmern – und sei es nur aus purem Eigennutz. Denn: Der Fachkräftemangel ist keine Frage von morgen mehr, sondern längst ein Problem der Gegenwart. Vor allem jene Betriebe, die ausbilden könnten, es aber nicht tun und sich stattdessen Fachkräfte angeln, die anderswo mit zum Teil viel Mühen fit für die Berufswelt gemacht wurden, haben Kritiker auf dem Kieker.

Zu diesen Kritikern gehören Kreishandwerksmeister Michael Mauer, IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik, Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) und auch Arbeitsagentur-Chefin Regine Schmalhorst. Sie verweist auf die ernüchternde Bilanz, dass die Ausbildungsquote der Betriebe im Sinkflug ist. Sie ging seit 2009 von 26,1 auf 21,9 Prozent zurück – nur noch jeder fünfte Betrieb bildet aus.

„Ausbildung ist absolute Unternehmerpflicht“

Auch IHK-Präsident Wilfried Neuhaus-Galladé lässt keinen Zweifel daran, was er von den „Wellenreitern“ hält, die nur bequem mitschwimmen, ohne selbst Anstrengungen in Sachen Ausbildung zu unternehmen: „Ausbildung ist absolute Unternehmerpflicht“, sagte er bei der Ehrung der besten Azubis in der Region, den „Stars der Ausbildung“, in der Hattinger Henrichshütte. Dem ist an dieser Stelle nichts hinzuzufügen. Aber: Er sollte so oft wie möglich und noch so lange wie nötig wiederholt werden.

Eine Auswahl der Zitate des Jahres aus Bochumer

Martina Schmück-Glock, Vorsitzende des Umweltausschusses, vor einer Sitzung des Ausschusses

"Vielleicht für die, die einen Kaffee trinken wollen. Es ist kein Kaffee da."

Gisela Achenbach, frühere Nokia-Betriebsratsvorsitzendes, zehn Jahre nach der Werksschießung

"Die haben uns verarscht."

Carina Gödecke (SPD), NRW-Landtagsvizepräsidentin, beim Richtfest des Handelsunternehmens Picard

"Wir haben keinen Schiss vor dem Strukturwandel."

Thomas Eiskirch (SPD), Oberbürgermeister

"Vor 50 Jahren gab es 300.000 Bergleute und keinen Studierenden in der Region. Ende dieses Jahres werden es fast 300.000 Studierende und kein Bergmann sein."

"Als gelernter Maurer finde ich es gut, gelegentlich ein bisschen Zementgeruch in die Nase zu kriegen."

Eckart Kröck, Leiter des Amtes für Stadtplanung und Wohnen, auf der Vivawest-Baustelle an der Hermannshöhe

Christian Haardt, CDU-Fraktionschef, bei der Debatte über die Bochum-Strategie in Richtung „Die Linke“

"Als ich Ihre Ausführungen gehört habe, Herr Lange, dachte ich schon, unser Fraktionsbüro sei verwanzt. Auch wir halten die Bochum-Strategie für eine Luftnummer."

Martina Schmück-Glock (SPD), Vorsitzende des Umweltausschusses, in der Hundesteuer-Debatte.

"Es scheint heute schon weihnachtliche Stimmung zu herrschen. Die Einlassung von Herrn Rademacher erinnert mich aber eher an Karneval."

Eric Weik, IHK-Hauptgeschäftsführer, bei der Begrüßung zum IHK-Jahrestag im Schauspielhaus, über die mahnenden Glocken als deutliches Zeichen dafür, die Plätze einzunehmen

"Die Älteren unter uns haben bestimmt gedacht, dass ist der Anfang von Hells Bells." 

Dennis Rademacher, FDP-Ratsmitglied, über die von der Verwaltung herausgegebenen Tabelle, in der die Hundesteuern der umliegenden Städte miteinander verglichen werden.

"Wir vergleichen uns immer mit den Lümmeln aus der letzten Reihe. Aber das ist kein richtiger Umgang."

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