Bochum. . Ein Betonklotz neben dem Kunstmuseum hat die Form einer Verkaufstheke. Die Irritation ist beabsichtigt. Denn es handelt sich um moderne Kunst!
Was ist denn das? Ein Betonklotz steht verloren neben dem Kunstmuseum, aber er hat die Form einer Verkaufstheke! Man erwartet fast, dass eine Bedienung Waren herüberreicht. Sogar eine Kasse – auch aus Beton – kann man erkennen. Was aber sollte jemand neben dem Museum verkaufen wollen? Und noch dazu an einer Theke aus Beton. Kunst? „Nein“, lacht Gästeführer Alexander Schwegl. „Diese Theke ist selbst Kunst. Und sie hat einen Namen: Olympia-Hymne.“
So weit, so spannend. Was aber hat eine Fleischtheke mit Olympia zu tun? Dass die Betrachter ins Grübeln geraten, ist fast schon Teil des Kunstwerks, wie der Künstler selbst klarmachte: „Die Leute stehen meinem Betonklotz genauso sprachlos gegenüber wie den Olympischen Spielen, einem Pseudo-Ereignis, das als Staatsreklame keine Rücksicht auf die arbeitenden Menschen nimmt. Es wird der Gesellschaft suggeriert, dass sie überall teilnehmen kann. Jedoch sind das alles nur Pseudo-Erlebnisse in Form von Konserven, Klischees und Reflexionen.“
Ein Pionier der Installation und Videokunst
Der Künstler heißt Wolf Vostell (1932-1998), war ein Pionier der Installation, des Happenings und der Videokunst. „Seine Kunst hatte auch immer eine politische Dimension“, sagt Schwegl. „Er thematisiert den Zweiten Weltkrieg, den Holocaust, den Vietnamkrieg, den Koreakrieg, den Kalten Krieg und den Krieg in Bosnien.“ Aber auch Deutschlands Innenpolitik beschäftigt den Künstler. Wirtschaftswunder und Mauerfall zum Beispiel. Und die Kritik am Kapitalismus.
In diesem Zusammenhang, sagt Schwegl, sei 1972 auch die „Betontheke“ entstanden. Doch ist hier nicht das Kunstwerk selbst das Eigentliche; wesentlich ist die Idee dahinter. „Das Kunstwerk entstand im Zusammenhang mit dem Ruhr-Park, dem riesengroßen Einkaufszentrum, in dem es vor allem um Kommerz geht“, erklärt Schwegl.