Bochum. . Nach dem Einsturz des denkmalgeschützten Fachwerkhauses in Linden laufen die Ermittlungen. Der Eigentümer erwägt, vom Kaufvertrag zurückzutreten.

Nach tagelangem Disput um den Denkmalschutz ist das alte Fachwerkhaus in Linden am Samstag teilweise eingestürzt. Befürchtungen, dass Menschen unter den Trümmern begraben wurden, bestätigten sich nicht. Das THW sicherte das Gebäude. Ob es noch zu retten ist, blieb zunächst ungewiss. Der neue Eigentümer erwägt, vom Kaufvertrag zurückzutreten.

Das Haus an der Nöckerstraße, unterhalb der Hattinger Straße, stammt aus dem Jahr 1836. Es ist in der Denkmalliste der Stadt aufgeführt, weil es „die bäuerliche Vergangenheit des Ortsteils bezeugt“. Nach massivem Verfall hat eine Hamburger Immobilienfirma das Anwesen gekauft. Nach einer Sanierung sollen neue Wohnungen eingerichtet werden, hieß es.

Rettungshund durchsucht Trümmer

In der vergangenen Woche wurde das marode Dach abgedeckt – ohne Genehmigung der Stadt (die WAZ berichtete). Um eine Einsturzgefahr zu bannen, gab die Verwaltung dem Eigentümer vor, die Giebel, Seitenwände, Türen und Fenster zu sichern. Diese Auflage, teilte die Stadt noch am Freitag auf Anfrage mit, sei erfüllt worden.

Ob und welche Arbeiten auch noch am Samstag vorgenommen wurden, ist nicht bekannt. Auf WAZ-Anfrage teilt der Beauftragte der Immobilienfirma, Philipp Hammann, lediglich mit: „Es durften sehr wohl Arbeiten im Außenbereich durchgeführt werden.“ Sicher ist: Am späten Nachmittag krachten Teile einer Seitenwand zusammen. Anwohner alarmierten die Feuerwehr. „Sie schilderten, dass sie kurz vor dem Einsturz mehrere Personen in unmittelbarer Nähe gesehen haben, die sich danach aber entfernt hätten“, so die Feuerwehr. Um sicher zu gehen, suchte ein Rettungshund die Trümmer am Gebäude ab. Nach wenigen Minuten konnte Entwarnung gegeben werden.

THW sichert Gebäude mit einem Gerüst

Das Bauordnungsamt entsandte einen Statiker nach Linden. Ergebnis: Auch der Giebel drohte wegzukippen. Das Technische Hilfswerk (THW) rückte mit 40 Kräften aus. Bis 4 Uhr früh wurde ein Stützgerüst aufgebaut, um den brüchigen Giebel samt Hauswand zu stabilisieren. Bis Sonntagmittag dauerte der Einsatz, an dem auch die Löscheinheit Linden beteiligt war.

„Wir haben die Anwohner vorsichtshalber gebeten, ihre Gärten vorerst nicht zu betreten“, sagt der stellvertretende THW-Zugführer Dominik Koch. Denn: Die Ruine steht inmitten einer Siedlung, mitunter nur wenige Meter von den beschaulichen Wohnhäusern entfernt. „Wir hatten schon lange Angst, dass so etwas passiert. Das ist alles total verfallen“, schimpft ein Nachbar, der ungenannt bleiben möchte, im WAZ-Gespräch. Jetzt, fordert er, könne und dürfe es nur noch eines geben: „Abreißen!“

Ob es beim geplanten Wiederaufbau bleibt, ist fraglich. Die Eigentümer kündigen für Dienstag ein Gutachten eines Statikers an. Derzeit sehe es so aus, „dass wir aufgrund der Vorkommnisse vom Kaufvertrag zurücktreten“.