Bochum. . An einem Haus im Gerberviertel befindet sich ein auffälliges Muster an einer Ziegelwand. Es hat aber nichts mit jüdischer Geschichte zu tun.
Etwas versteckt an einer Hauswand am Rande des Gerberviertels kann man es entdecken: Hell zeichnet sich das riesige Hexagramm gegen die dunkleren Ziegel der Mauer ab. Über die Bedeutung dieses Symbols an dieser Stelle wurde in Bochum schon viel gerätselt. „Die heutige Assoziation zu einem Hexagramm ist ja der Davidstern“, erzählt Christoph Nitsch.
Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass dieses Haus einst einem Juden gehörte oder dass sich hier sogar eine Synagoge befand. Doch der Bochum-Kenner weiß, dass das Zeichen an dieser Stelle nichts mit dem Judentum zu tun hat.
Hexagramm wird auch als Brauerstern bezeichnet
„Ursprünglich war das gar kein jüdisches Symbol“, blickt Nitsch in die Geschichte des Hexagramms zurück. Erst 600 v. Chr. taucht es erstmals in einem jüdischen Kontext auf. Zuvor findet es sich als Zierde auch in Ägypten, China, Peru oder Japan.
Auch der in Bochum verschiedentlich kolportierten Version, dass das Hexagramm auf eine Brauerei hindeuten könnte, ist Nitsch nachgegangen. Ansätze dafür gab es durchaus. Schließlich befand sich die Rietkötter-Brauerei ganz in der Nähe, und „das Hexagramm wird auch als Brauerstern bezeichnet, denn es war ein Zunftsymbol der Brauer“, erzählt der Bochumer.
Symbol als Werbung für Freimaurer
Aber auch diese Spur erwies sich als falsch. Schließlich fand Christoph Nitsch doch des Rätsels Lösung: „Es ist tatsächlich ein Freimaurersymbol. Wilhelm Seippel ließ es hier als Werbung anbringen.“ Seippel betrieb in diesem Gebäude, damals hieß die Straße noch Altmarkt, zunächst einen Eisenwarenhandel und später die nach ihm benannte Wilhelm Seippel GmbH, die Grubenlampen, besonders Benzin- und Karbidlampen, herstellte. 1919 wurde die Firma eine Tochtergesellschaft der Concordia Elektrizitäts AG in Düsseldorf.
Seippels Firma zog 1935 in die damalige Langestraße, die heutige Karl-Lange-Straße. Wilhelm Seippel war Freimaurer und Mitglied in der Bochumer Loge „Zu den drei Rosenknospen“. Die Firma warb sogar mit freimaurerischen Symbolen, auch zu sehen auf einem Jubiläums-Spezialkatalog von 1908.