Bochum. . Ein Investor hat das Dach eines denkmalgeschützten Bauernhauses in Linden abgedeckt. Eine Genehmigung der Denkmalbehörde lag aber nicht vor.

Ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus steht jetzt plötzlich ohne Dach da. Der Eigentümer hat den fast 200 Jahre alten Dachstuhl ohne Genehmigung mit der Denkmalbehörde abdecken und auch Dachsparren entfernen lassen. Jetzt steht das Bauernhaus völlig ungeschützt im Regen da.

Das Haus liegt an der Nöckerstraße 15 in Linden-Mitte zwischen enger Wohnbebauung. Am Sturz des Wirtschaftstores steht das Baujahr: 1836. Dieses Gebäude hat eine Menge zu erzählen.

Bauernhaus war seit vielen Jahren nicht bewohnt

„Das Bauernhaus ist bedeutend für Bochum und besonders den Ortsteil Linden, weil es die bäuerliche Vergangenheit dieses Ortsteiles bezeugt und sein Zurückreichen in vorindustrielle Zeit“, heißt es in der Denkmalliste der Stadt. „Das Gebäude ist ein anschauliches Beispiel für die Bauweise des niederdeutschen Hallenhauses im Ruhrgebiet im 19. Jahrhundert.“

Die Wirtschaftsdeele des Bauernhofes ist mit Trümmern des Daches gefüllt.
Die Wirtschaftsdeele des Bauernhofes ist mit Trümmern des Daches gefüllt. © Ingo Otto

Seit vielen Jahren war es nicht mehr bewohnt. Kein Wunder, denn das Gebäude, das einen zweistöckigen Wohnbereich und eine riesige Wirtschaftsdeele hat, ist von außen wie innen in einem schlimmen Zustand. „Aus meiner Sicht ist das einsturzgefährdet“, sagt Philipp Hammann. Er arbeite, sagt er, für den Eigentümer, eine Hamburger Immobilienfirma, die sich auf stark sanierungsbedürftige Häuser spezialisiert und das Haus vor wenigen Wochen von einer englischen GmbH gekauft habe.

Nach einer Kernsanierung wolle man dort wieder schöne Wohnungen einrichten. „Hier kann man doch wohnen“, sagt Hammann. „Wir versuchen, das Haus in seiner Beschaffenheit weiter zu erhalten.“ Mit Fachwerk. Eine Baugenehmigung erlaubt ihm, einen Teil unter Auflagen zu sanieren.

Nachbarn hatten Angst, dass das Dach einstürzt

Das Dach sei jetzt nur deshalb abgedeckt worden, weil Gefahr im Verzug gewesen sei. Nachbarn hätten sich gesorgt, dass Teile des Daches in die Tiefe stürzen könnten. Da habe er schnell gehandelt und nicht erst die Behörde informiert. Zwei Mütter aus der Nachbarschaft sagten am Donnerstag, dass sie ihren Nachwuchs dort nicht mehr spielen lassen. Zu gefährlich. Absperrungen wirken provisorisch.

So sieht das Gebäude von der Seite aus.
So sieht das Gebäude von der Seite aus. © Ingo Otto

Die Geduld der Stadt scheint nun am Ende zu sein, denn bereits vor dem eigenmächtigen Abdecken des Daches habe man den Eigentümer auf den Denkmalschutz mehrfach hingewiesen. „Das Haus darf nicht abgerissen werden, ohne vorherige Zustimmung der Denkmalbehörde“, betont Stadtsprecher Thomas Sprenger. Auch das Dach dürfe nicht ohne Genehmigung entfernt werden.

Am Donnerstagnachmittag hat ein Statiker vor Ort, im Beisein der Denkmalbehörde, „Notmaßnahmen“ angeordnet, damit das Haus nicht einstürzt: Bis Freitag muss der Eigentümer die Giebel, die Seitenwände sowie Fenster und Türen sichern. Ebenfalls noch Freitag soll dann erneut besprochen werden, wie es mit dem Haus weitergeht.

>>> INFO: Bei Verstößen gegen Denkmalschutz droht Geldbuße

  • Bei Verstößen gegen den Denkmalschutz droht eine Geldbuße. Philipp Hammann von der Eigentümerseite sagt aber: „Wir sind an einer kooperativen Lösung mit der Stadt interessiert.“
  • Auch am Donnerstag waren Arbeiter des Eigentümers mit Motorsägen am Außengelände tätig, um Wildwuchs zu beseitigen.