Bochum. . Beim WAZ-Nachtforum erläutern Fachärzte ein „kompliziertes Gelenk“. Therapien bei Krankheit sind vielfältig: Spritzen, Operation oder Implantat.

Das Interesse am 54. WAZ-Nachtforum war groß. Mehr als 130 Zuhörer wollten etwas wissen über das Schultergelenk, das uns Menschen viel Ärger machen kann. Es handelt sich um ein „kompliziertes Gelenk“, ließ zu Beginn Dr. Jozef Colemont wissen.

Der niedergelassene Orthopäde präsentierte den Aufbau der Schulter: Schlüsselbein und Schulterblatt, Schultereckgelenk, Schleimbeutel, Gelenkpfanne, Gelenkkapsel und noch mehr. Die Palette der möglichen Störungen ist groß, die Therapie vielfältig. Sie reicht von Kortison-Spritzen über Akupunktur bis hin zu Wärme- oder Kälteanwendungen.

Verschleiß des Gelenkes bei fast jedem über 50

Der Verschleiß des Gelenks sei die häufigste Arthrose beim Menschen, fast jeder über 50 zeige Anzeichen, aber nicht alle hätten Probleme, so Medizinerin Stephanie Verhoeven. Außer angeborener oder durch eine Verletzung hervorgerufene Veränderungen der Schulter, können sich im Laufe des Lebens krankhafte Prozesse entwickeln. Häufig handelt es sich dabei um entzündliche Reaktionen, zum Beispiel in Folge eines Impingement-Syndroms, bei dem es zu Enge im Schultergelenk kommt: anlagebedingt, durch Überlastung oder knöcherne Enge.

„Dreißig Prozent der Gesamtbevölkerung über 30 hat es, aber nicht jeder bekommt Schmerzen“, informierte Oberärztin Verhoeven. Die Unfallchirurgin beschäftigte sich in ihrem ersten Vortrag mit der minimalinvasiven Schulterchirurgie, die bei dem Engpasssyndrom Abhilfe schaffen kann.

Eine Zuhörerin, die diese Erkrankung hat, fragte, ob es für sie als Herzpatientin Hilfe geben könne, weil eine Operation schwierig sei. Stephanie Verhoeven schloss einen Eingriff trotz Herzleiden nicht kategorisch aus und bot die Sprechstunde im Knappschaftskrankenhaus an. „Jetzt habe ich wieder Hoffnung. Danke!“, so die Patientin.

„Ohne die Physiotherapie ist die Operation nichts wert“

Dr. med Jozef L. Colemont informierte über Therapien wie Kortison-Spritzen und Stoßwellentherapie.
Dr. med Jozef L. Colemont informierte über Therapien wie Kortison-Spritzen und Stoßwellentherapie. © Dietmar Wäsche

Zufrieden zeigte sich auch Arno Diekhöner im Patienteninterview. Der 63-Jährige Triathlet tastet sich nach Sehnenrissen und Operation durch Verhoeven zurück in sein Sportlerleben. Die Physiotherapie könne schmerzhaft und langwierig sein, schilderte die Chirurgin. „Aber sie ist genauso wichtig. Ohne Physiotherapie ist die Operation nichts wert“, betonte sie.

Aus dem Publikum kam aber auch eine kritische Frage zu den Operationen am Schultergelenk. Es gebe Statistiken darüber, dass 80 Prozent der Operationen unnötig seien, so der Einwurf. „Statistiken sind sehr schwierig. Da werden viele Krankheitsbilder in einen Topf geworfen“, antwortete die Oberärztin. Aus ihrer Erfahrung könne sie sagen, dass ein Großteil der operierten Patienten zufrieden sei. Abschließend referierte sie über die Chance, den Patienten mit verschiedenen Implantaten aus Metall und Kunststoff eine bewegliche Schulter wiederherzustellen.