. Rolf Witte hat den Bau des Westkreuzes in Bochum geleitet. Im Dezember geht der Bauingenieur in Rente – und will sich nicht ganz verabschieden.
Um Himmels Willen, wenn das die Ärztin sieht...! Die Hüft-OP ist gerade acht Wochen her, da kraxelt Rolf Witte Schritt für Schritt den steilen Hang am Bochumer Westkreuz hinauf.
Der Eppendorfer hat als Projektleiter für den Landesbetrieb Straßen-NRW Autobahnen gebaut. Er war der Herr übers Bochumer Westkreuz, hätte mit dem Rad zur Baustelle fahren können.
Im Dezember geht der 65-Jährige jetzt in Rente – doch so richtig lassen ihn Versorgungsleitungen und unentdeckte Blindgänger an viel befahrenen Straßen noch nicht los.
Schotterhänge gefallen nicht
Auf der A 40 rauschen Lastwagen vorbei, Strommasten spinnen ihre Leitungen hoch über die Fahrbahnen, eine Eisenbahn rattert Richtung Stahlwerk. Rolf Witte steht stolz auf dem hohen Hügel und überblickt sein Werk: die verschlungenen Zufahrten, die lange rote Lärmschutzwand, die gepflanzten Latschenkiefern.
Voller Inbrunst gesteht er: „Ich finde das schön!“ Allein die dunklen Schotterhänge ärgern den 65-Jährigen. Dort war nach Regenfällen der Berg abgerutscht. Rolf Witte gibt Mährobotern die Schuld und runzelt die Brauen. Das hatte der Planer nicht eingeplant.
Die ganz große Baustelle war immer Rolf Wittes Ding. Der Ex-Zeitsoldat schmiss einst das Architektur-Studium, weil er sich nicht mit diesen „klitzekleinen Steckdosen“ beschäftigen wollte. Er bringt viel Erfahrung mit, hatte auch bei der sechsspurigen A 2 im Dortmunder Norden oder dem Anschluss der A 31 an die A 2 in Bottrop den Bleistift auf dem Planer-Papier.
Die Matsch-Zeiten sind vorbei
Und schon als Kind parkte er lieber den Bagger im Dreck, als beim Fußball im Tor zu stehen. Auch heute auf dem Hügel am Westkreuz – „bald gibt’s hier Rehe“ – sind die guten Schuhe wieder voller Matsch. Rolf Witte zuckt mit den Schultern: „Ich bin halt nicht so Etepetete.“
Doch die Matsch-Zeiten sind bald vorbei. Noch wenige Tage sind es bis zur Rente. Wird Ihnen dann mit sauberen Schuhen nicht langweilig, Herr Witte? Nun, die Gefahr besteht wohl nicht. Schon heute sitzt er in seiner Freizeit auf dem töchterlichen Pferdehof in Wetter auf dem Trecker und pflanzt Bäume. Nicht nur das: „Gerade baue ich eine Reiterhalle.“
Brücken und Tunnel
Und wenn doch mal wirklich frei war, ist Rolf Witte früher mit Frau Edith und den beiden Töchtern Sarah und Mayleen nach Asien gereist. Das will er wieder machen. Auch über mehr Zeit mit Enkelchen Maximilian (1) freut er sich. „Im Frühjahr bekomme ich das nächste Enkelkind. Von mir aus könnte ein ganzer Stall kommen!“
Ein Umbau mit großen Herausforderungen
Der Ausbau der Herner Kreuzes stellt die Planer vor große Herausforderungen. So müssen etwa von 25 Brücken 21 Bauwerke wegen Verschiebungen neu gebaut werden. Besonders schwierig ist die Erneuerungen von fünf Eisenbahnbrücken.
Während des Umbaus gelten knapp 200 verschiedene Verkehrsführungen.
Trotzdem will ihn die Baustelle einfach nicht ganz loslassen. Das nächste Großprojekt, der Umbau des A-43-Kreuzes bei Herne hat er mit begonnnen. Rolf Witte hat wieder nach Blindgängern gegraben, Tunnel geplant, Brücken umgelegt. Da kann der Bauingenieur doch nicht einfach in Rente gehen. „Ich frag’ mal, ob ich nicht noch als freier Mitarbeiter mitmachen kann“, sagt Rolf Witte und gerät angesichts des Riesen-Projektes schon wieder so ins Schwärmen, wie es wohl nur ein Bauingenieur kann: „Ach, die Versorgungsleitungen würde ich noch gerne machen...!“