Bochum. . Auf einem Friedhof in Langendreer haben unbekannte Diebe ein drei Meter breites sakrales Kunstwerk aus Bronze entwendet. Es hing seit 1966 dort.
Als Friedhofsgärtner Peter Bastendorf am Donnerstagmorgen vor der ersten Beerdigung zur Trauerhalle des Evangelischen Friedhofs in Langendreer ging, sah er es sofort: Die „Dornenkrone“, ein drei Meter breites sakrales Kunstwerk, das seit 52 Jahren an einer Wand gegenüber der Trauerhalle hängt, ist verschwunden. Metalldiebe haben es im Schutz der Dunkelheit gestohlen. Das wertvolle, aus Bronze geschaffene Werk des Künstlers Wolfgang Kreutter wiegt mehrere Zentner.
Bastendorf, der auch Friedhofsverwalter ist, rief die Polizei. Diese glaubt nicht, dass das Gelegenheitsdiebe getan haben. „Es ist davon auszugehen, dass die Diebe das Kunstwerk mit einem größeren Fahrzeug vom Friedhofsgelände abtransportiert haben“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte.
Kunstwerk steht für das ewige Leben
Der Verlust ist groß, auch der emotionale. Seit 52 Jahren hing die „Dornenkrone“ dort. Wenn die Trauergäste aus dem Trauerhalle schritten, fiel ihr Blick immer auf dieses würdevolle Werk. 1966 wurde es „zum Gedenken an die zivilen Kriegsopfer für unsere Gemeinde geschaffen“, sagt Bastendorf. „Die Dornenkrone ist ein Symbol der Wiederauferstehung, weil sie im Zusammenhang mit der Kreuzigung von Jesus Christus steht und damit für ewiges Leben.“
Die Täter gingen professionell und eiskalt vor. „Wahrscheinlich wurde mit der Säge gearbeitet“, sagt Bastendorf. Eine Flex wäre viel zu laut gewesen. An drei dicken Stahlstiften, die aus der Wand ragen, war die Dornenkrone befestigt. Die Stifte sind jetzt frisch durchtrennt. Von den Tätern fehlt bisher jeder Spur. „Ich denke, das waren Menschen, die das schon öfter gemacht haben.“ Schließlich musste das Wegschaffen ja auch logistisch vorbereitet werden. Bastendorf sagt aber auch: „Ich hoffe, dass die Täter nicht zu professionell sind und die Dornenkrone nicht sofort geschreddert haben.“ Die Diebe sollten es doch bitte zurückgeben. Oder einen Zettel hinterlassen, wo die Gemeinde es wieder abholen könne. Außerdem: Der Schrottwert sei im Verhältnis zur Bedeutung des Kunstwerks doch nur „pillepalle“. Der aktuelle Kilopreis beim Metallhändler soll bei rund vier Euro liegen.
Auch andere große Grabskulptur ist weg
Erst im Mai hatten Unbekannte auf dem Hauptfriedhof eine 85 Zentimeter hohe Grabskulptur aus Bronze auf einer Familiengruft gestohlen. Obwohl eine Angehörige 5000 Euro Belohnung für erfolgreiche Täterhinweise ausgesetzt hat, ist „die trauernde Frau mit Mohnkapseln“ bis heute verschwunden. 30 Jahre hatte das Kunstwerk des Düsseldorfer Bildhauers Joseph Enseling die Gruft geschmückt. 30.000 Euro soll es wert sein.
In den ersten zehn Monaten dieses Jahres wurden auf Bochumer Friedhöfe 54 Anzeigen wegen Diebstahls erstattet, im ganzen Jahr 2017 waren es 62.
>>> Künstler war ein Schüler von Gerhard Marcks
Wolfgang Kreutter (1924-1989) war ein Schüler von Gerhard Marcks, der auch die „Trauende Alte“ vor der Pauluskirche in der Innenstadt erschuf.
Zeugenhinweise zu dem Diebstahl nimmt das Kriminalkommissariat 32 entgegen: 0234/909-8205 und 909-4441 (Kriminalwache).