bochum. . Auf einen „Road Trip“ begibt sich Urbanatix 2018. Die Premieren-Besucher waren sich einig: Das Bochumer Festival übertrifft sich nochmals selbst.

Der „Road Trip“ führt auf einen Schrottplatz. Was sich dort bietet, ist künstlerisches Edelmetall: Urbanatix hat sich im Jahr 9 nochmals übertroffen. Mit begeistertem Applaus belohnte das Premieren-Publikum in der Jahrhunderthalle eine Inszenierung, mit der das Streetart-Festival seinen schon ausgezeichneten Ruf weiter aufpolieren wird.

Alte Garagentore und Tanksäulen, Ölfässer, Graffiti, Autowracks: Es ist scheinbar seelenlose Ruhrpott-Tristesse, in der zwei Weltenbummler (verkörpert von den Folkwang-Absolventen Nils Kretschmer und David Vormweg) mit leerem Tank stranden. Was folgt, sind zwei Stunden voller Action und Anmut, Kraft und Kreativität, purer Lebenslust und coolem Lifestyle. Der schäbige Hinterhof wird zur glitzernden Bühne. Zur Heimstatt für Artisten, bei denen die Übergänge zwischen Passion und Profession fließend sind.

Roter Faden tut Produktion gut

© Ingo Otto

Intensiver denn je wird der Markenkern von Urbanatix in der zehnten Staffel erkennbar. Amateure und Profi-Akrobaten verschmelzen zum Gesamtkunstwerk, zu einer Show aus einem Guss, die neben Mastermind Christian Eggert erstmals die Handschrift von Frank Hörner (Theater Kohlenpott) trägt. Als Co-Regisseur verpasst er der Produktion mit den beiden Schauspielern einen roten Faden. Die künstlerischen Elemente passen sich in eine nachvollziehbare Handlung ein. Das macht Urbanatix geordneter, reifer, ohne die gewisse Anarchie zu opfern, die Streetart stets innewohnen muss.

Entwicklung der Vorjahre setzt sich fort

Bei den 30 Straßenkünstlern setzt sich die Entwicklung der Vorjahre fort: Die Jungs und Mädels werden immer besser! Ob als Tänzer mit herrlich verrückten Choreographien, Parkour-Läufer oder Biker: Urbanatix funktioniert als Talentschmiede. Die Schüler und Feierabend-Artisten werden längst höchsten Ansprüchen gerecht.

„Pippa the Ripper“ begeistert als Hula-Hoop-Tänzerin der etwas anderen Art. Publikumsliebling bei der Premiere war auch der Kanadier Maxime Poulin (links).
„Pippa the Ripper“ begeistert als Hula-Hoop-Tänzerin der etwas anderen Art. Publikumsliebling bei der Premiere war auch der Kanadier Maxime Poulin (links). © Ingo Otto

Einen Glücksgriff landet Eggert mit den internationalen Profis. Salah Yazdani mit vollendeter Handstand-Kunst auf einem hölzernen Schaukelpferd, das elegante Berliner Duo Sienna an Luftring und Pole, der urkomische Kanadier Maxime Poulin auf dem Rad, die „Dunking Devils“ aus Slowenien mit atemberaubender Basketball-Flugshow oder Pippa mit einer Hula-Hoop-Nummer, die man so prollig und zugleich perfekt noch nie gesehen hat: Am Ende sind die Weltenbummler froh, auf dem Hinterhof gelandet zu sein. „Lass uns hier bleiben“, sagen sie. Gut so.

>>>Längste Urbanatix-Staffeln seit dem Auftakt

Mit 22 Vorstellungen an 17 Tagen ist es die längste Urbanatix-Staffel seit dem Auftakt im Kulturhauptstadtjahr 2010. Die Shows in der Jahrhunderthalle laufen täglich bis auf montags. Es gibt mehrere Familientage: der erste am 6. November.

Die Tickets kosten ab 29,50 Euro und sind im Vorverkauf u.a. auf www.urbanatix.de erhältlich. Hier gibt es auch ausführliche Informationen zur Show. Im vergangenen Jahr besuchten 20.000 Menschen das Bochumer Streetart-Festival.