Bochum. . Das Thema zuckerhaltige Getränke wird an Bochumer Schulen heftig diskutiert. Viele Schulen verzichten auf Kakao, andere bestellen ihn bewusst.

Die Milch soll es ja machen. Im Zweifel vom Kindergarten bis zum Abitur. Das ist zumindest der Gedanke hinter dem Schulmilchprogramm der Europäischen Union. Milch liefert wertvolles Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine und gilt als Muntermacher und unerlässlicher Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung insbesondere in jungen Jahren, also bei Schülern. In Schulen wird aber oft auch Kakao, Erdbeer- oder Vanillemilch angeboten. Auch in Bochum. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert zudem, dass das Land NRW den Vertrieb von solch zuckerhaltigen Getränken in den Schulen noch fördert, indem sie die Verkaufspreise subventionieren. Wie halten es die Grundschulen in Bochum mit der Abgabe von milchhaltigen Getränken? Die WAZ fragte nach.

Schulen entscheiden selber

Ein einheitliches Bild hat sich dabei nicht ergeben. Das liegt vor allem daran, dass in Bochum jede Schule für sich alleine entscheiden kann, ob sie Milch und/oder Kakao, vielleicht sogar Vanillemilch bestellt und bei wem sie sie bestellt. „Die Schulen schließen Einzelverträge mit den Anbietern ab“, sagt Charlotte Meitler, Pressesprecherin der Stadt. „Die Stadt ist da nur dadurch beteiligt, dass der Verkauf der Schulmilch häufig über die Hausmeister läuft.“ Die sind Angestellte der Stadt.

An der Köllerholz-Schule gibt es noch Schulmilch. „Wir wirken aber darauf hin, dass das Angebot ausläuft“, sagt Schulleiter Stephan Vielhaber. „Die Schüler befassen sich dabei auch mit dem Thema fairer Handel. Sie haben das Landliebe-Unternehmen, unseren Anbieter, angeschrieben und wollen wissen, ob der Kakao fair produziert wird. Ich gehe davon aus, dass es bei uns auf absehbare Zeit keine Schulmilch mehr geben wird.“ Zumal im offenen Ganztag Wasser, Tee und Apfelschorle angeboten werden.

Es gibt Alternativen

Alternativen zur Schulmilch gibt es auch an der Grundschule Günnigfeld in Wattenscheid. Bis vor fünf Jahren gab es dort Schulmilch. Als die Schule kurzzeitig umziehen musste, weil das Schulgebäude an der Marktstraße saniert wurde, fehlte die Kühlmöglichkeit. „Seitdem verzichten wir auf Schulmilch“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Gabriele Vit. „Bis dahin gab es bei uns aber sogar Karamellmilch.“ Jetzt gibt es kistenweise Wasser in den Klassen.

An der Hans-Christian-Andersen-Schule gibt es schon länger keine Schulmilch mehr. Am Schulverbund der Lina-Morgenstern-Schule denken sie darüber nach, zukünftig auf die Schulmilch zu verzichten. An der Sonnenschule will Schulleiter Mario Zappalá aus der Schulmilch kein Thema machen. „Man muss nicht so ein Theater damit machen. Man darf eben auch nicht vergessen, dass Schüler ohne Frühstück zur Schule geschickt werden.“ Da würde ein zuckerhaltiges Getränk eher helfen. Auch an der Liborius-Schule ist ein Ausstieg aus dem Schulmilch-Programm kein Thema. An der Waldschule dagegen schon.

„Die Abrechnung wurde immer komplizierter“

Aber aktuell bekommen dort 80 Schüler jeden Milch oder Kakao. „Das ist fast ein Drittel der Schülerschaft“, sagt Schulleiter Peter Spieckermann. „Wenn wir die Schulmilch nicht mehr wollen, müssen wir das aber mit den Eltern und den Schülern in der Schulkonferenz so festlegen.“

Dieser Prozess ist an der Don-Bosco-Grundschule bereits abgeschlossen. „Die Abrechnung wurde immer komplizierter“, sagt Schulleiterin Dr. Elisabeth Hennecke. „Als dann die öffentliche Diskussion dazu kam, war unsere Entscheidung schnell gefallen.“