Bochum. Der Bochumer Manfred Keller geht in seinem neuen Buch den Schutzpatronen des Bergbaus nach. Die Heiligenverehrung hat eine lange Tradition.

Einen Blick auf „Heilige und Schutzpatrone der Bergleute“ wirft Manfred Keller in seinem neuen Buch „Licht im Schacht“. Wer dachte, nur die Heilige Barbara sei segensreicher Tröster in der Not: weit gefehlt!

„Schicht im Schacht“ heißt es Ende des Jahres, wenn die letzten Zechen schließen. Das singuläre Ereignis war für Manfred Keller Anlass, sich noch einmal einem Thema zuzuwenden, das ihn seit langem umtreibt. Seit seiner aktiven Zeit als Leiter der Ev. Stadtakademie hat er sich immer wieder damit beschäftigt.

Schutz gegen die Gefahr

Zunächst war an einen Vortrag über die Schutzpatrone der Kumpel und ihrer Familien gedacht. „Die Bearbeitung des Stoffes hat mir dann aber soviel Freude gemacht, dass es am Ende ein umfangreicher Beitrag wurde“, so Manfred Keller. Durch Recherchen im Archiv des Deutschen Bergbaumuseums sowie bei diversen anderen Bergbaumuseen in Deutschland und Österreich bekam er viel Material, darunter auch schönes Bildmaterial, zusammen.

Wer Kellers „Licht im Schacht“ zur Hand nimmt, wird schnell feststellen, wie alt die Belege für die Verehrung von Heiligen im Silber-, Gold- und Kohle-Bergbau sind – sie reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Heilige waren sowohl Namensgeber für Gruben und Stollen als auch für Siedlungen, die von den Bergleuten errichtet wurden. „Die herausragenden Gestalten der Heiligenverehrung im Bergbau sind Daniel und Barbara“, hat Keller festgestellt. Daniel galt als „Bergkundiger“, als Gruben- und Metallexperte. Er sollte beim Entdecken und Aufschließen des erzhaltigen Gesteins helfen.

Namenstag ist Feiertag

Manfred Keller mit seinem Buch.
Manfred Keller mit seinem Buch. © Sabrina Didschuneit

„Die heilige Barbara wurde im Mittelalter als Patronin von Berufsgruppen verehrt, deren Arbeit gefährlich war“, so Keller. Im 16. Jahrhundert wurde sie in Oberschlesien zur Schutzheiligen der Bergleute. Schlesische Bergleute brachten die Barbara-Verehrung dann im 19. Jahrhundert ins Ruhrgebiet. Hier wurde sie in der Nachkriegszeit – die Wiederaufbaujahre waren eine Boomzeit der Kohlewirtschaft – zur ökumenischen Patronin der Bergleute stilisiert. „Ihr Namenstag am 6. Dezember ist im Ruhrgebiet ein inoffizieller Feiertag, Knappenparaden und Barbara-Feiern gehörten in allen Städte dazu“, so Manfred Keller.

Die Heilige Barbara hat das Selbstverständnis der Menschen im Revier ebenso geprägt wie das Ruhrgebiet die Menschen selbst. So wird Kellers informatives, reich bebildertes Büchlein zum anregenden Begleiter im Abgesang einer Epoche. Die Kohle mag gehen, der Glaube und die Hoffnung auf himmlischen Beistand werden bleiben.