Bochum. . Ein Gesprächsrunde im Bergbaumuseum in Bochum dreht sich um das Ende der Bergbau-Ära. Die Diskutierenden sind sich einig: Vieles wird überdauern.

Es klingt noch immer in Mustafa Calikoglus Ohren: „Glück auf, Kumpel!“ Zehn Jahre lang hat der ehemalige Bergmann diese Worte gehört. Heute sagt das Ratsmitglied (Grüne): „Auch wenn die aktive Zeit der Steinkohle vorübergeht, die Errungenschaften unter Tage überdauern.“

Er sei unter Tage sozialisiert worden und lasse die Erfahrungen noch in seine heutige Arbeit einfließen. „Unterschiede in Herkunft oder Glaube spielten keine Rolle, unter Tage waren alle gleich“, erinnerte er sich.

Wichtige Bedeutung der Gastarbeiter

Für Michael Kemper bedeutet das Steinkohle-Ende nicht nur Abschiednehmen. „Hinter der Epoche des Bergbaus stehen Menschen mit Familien – die Beziehungen bleiben“, so der Stadtdechant.

„Der Aufschwung des Bergbaus war mit den hier Ansässigen allein nicht zu stemmen“, sagt Wilhelm Beermann, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der RAG.
„Der Aufschwung des Bergbaus war mit den hier Ansässigen allein nicht zu stemmen“, sagt Wilhelm Beermann, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der RAG. © Dietmar Wäsche

Zunächst blicken die Teilnehmer der Gesprächsrunde im Bergbaumuseum in die Vergangenheit: Wilhelm Beermann, Ehrenpräsident des Gesamtverbandes Steinkohle und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der RAG, erinnert sich an die Bedeutung der Gastarbeiter: „Der Aufschwung des Bergbaus war mit den hier Ansässigen allein nicht zu stemmen. In drei Phasen kamen daher Arbeiter zunächst aus Bayern und Norddeutschland, dann aus Südeuropa und später aus der Türkei.“

Der Direktor des Deutschen Bergbau-Museums, Prof. Stefan Brüggerhoff, spricht über die kulturelle Befruchtung des prosperierenden Bergbaus mit anderen Gebieten: „Die Wechselwirkungen mit der Kunst, etwa der Literatur und Bildenden Kunst, sind zahlreich.“

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Oberbürgermeister a.D. Ernst Otto Stüber (SPD), der die Diskussion moderiert, hebt hervor, welche Rolle der Bergbau für die Stadt Bochum gespielt hat. „Wir wären ohne Bergbau heute nicht die Stadt, die wir sind.“

Bochum war die zechenreichste Stadt Europas

Noch im 18. Jahrhundert sei Bochum ein kleines Ackerstädtchen gewesen und sei Hand in Hand mit dem Bergbau zur Großstadt gewachsen. „In den 1920er Jahren waren wir mit 16 Schachtanlagen die zechenreichste Stadt Europas“, betont er und schiebt hinterher: „Es ging nie nur darum, Arbeit zu finden, sondern immer auch Heimat.“

Die prägende Kraft des Bergbaus bleibe sichtbar: In Einrichtungen wie dem Bergmannsheil, Straßennamen und Siedlungen. „So tief unter der Erde zu arbeiten, fasziniert noch heute kleine Museumsbesucher“, weiß Brüggerhoff. Er hoffe, dass Traditionen wie die Bergparade erhalten blieben. Calikoglu schlägt die Brücke: „Wir haben durch die Flüchtlingsbewegung rund 8000 neue Menschen in unserer Stadt. Beweisen wir auch diesmal, dass wir ein Labor für Integration sind.“

Nächste Diskussion  im Exzenterhaus

Eine weitere Veranstaltung wird am 29. November von 19 bis 21 Uhr im Exzenterhaus in Bochum stattfinden.

Über das Thema „Der Bergbau geht, was kommt?“ diskutieren die Regionaldirektorin des Regionalverbandes Ruhr, Karola Geiß-Netthöfel, der ehemalige Rektor der RUB, Prof. Elmar Weiler, und Stefan Grave aus dem Kompetenzfeld Unternehmen der IHK. Eintritt frei.