Bochum. Auf der Bühne ist er eine feste Größe. Doch Hypnotiseur Aaron ist auch für die Wissenschaft im Einsatz. An der Ruhr-Uni wirkt er bei Studien mit.

„Treiben lassen. Wirken lassen. Geschehen lassen.“ Mit sonorer Stimme schickt Aaron seine Kandidaten zuverlässig auf eine Reise ins Unterbewusstsein – aktuell im Varieté et cetera in Riemke. Was nur wenige wissen: Abseits der Showbühne stellt sich der Hypnotiseur in den Dienst der Wissenschaft. Mediziner, Psychiater und Philosophen der Ruhr-Universität nutzen seine außergewöhnliche Fähigkeit. Derzeit läuft die dritte Studie.

Letzter Test folgte

„Ich war sehr skeptisch.“ Albert Newen erinnert sich gut an seine erste Begegnung mit Aaron. 2010 war der Philosophie-Professor im Et-cetera-Theater zu Gast. Hypnose fand der Wissenschaftler interessant. Aber ernst nehmen mochte er die Trance-Revue nicht. „Alles abgesprochen“, argwöhnte er.

Aaron gastiert bis 4. November im Et-cetera-Theater

„Blackout – Schlaf los! in Bochum“, heißt die aktuelle Show im Varieté et cetera, in der Aaron als Moderator, Illusionist und – im zweiten Teil – als Hypnotiseur auf der Bühne steht.

Die Herbststaffel an der Herner Straße 299 läuft bis 4. November. Die Vorstellungen beginnen donnerstags bis samstags um 20 Uhr, sonntags um 19 Uhr. Info: www.variete-et-cetera.de

Erst ein zweiter Besuch räumte seine Zweifel aus. Newen lud Andreas Ahnfeldt (so heißt Aaron mit bürgerlichem Namen) in sein Institut für Philosophie an der Ruhr-Uni ein. Dort folgte ein letzter Test: Überwacht von drei Professoren, galt es für Aaron, mehrere Studenten in Tiefenhypnose zu versetzen. „Das Ergebnis war beeindruckend. Wir alle waren von seiner Leistung überzeugt“, so Newen.

Zwischen Traum und Bewusstsein

Seither wirkt Ahnfeldt regelmäßig an wissenschaftlichen Arbeiten des Lehrstuhls mit. Nicht nur die Philosophen, sondern auch die Mediziner des Universitätsklinikums setzen auf den 50-Jährigen, wenn Experimente der Verhaltens- und Wahrnehmungsforschung vorgenommen werden. Aarons Job: die Probanden ins Schattenreich zwischen Traum und Bewusstsein zu transportieren. So konnte bewiesen werden, dass Menschen in Hypnose toleranter auf ihr Gegenüber reagieren und ihr Sozialverhalten schärfen.

Nicht in der Esoterik-Ecke

Die Resultate der neuen, dritten Studie stehen noch aus. Es geht um die Frage, wie unser Hintergrundwissen unsere Wahrnehmung beeinflusst. „Spannend“, sagt Aaron, der sich über die wissenschaftliche Anerkennung seiner Arbeit freut: „Hypnose wird noch allzu oft in die Esoterik-Ecke gestellt. Da gehört sie definitiv nicht hin.“

Das glaubt inzwischen auch Prof. Newen. Bisher hat er nur die Zuschauerrolle eingenommen. „Aber bald“, sagt er, „werde ich mich auch hypnotisieren lassen.“