Bochum. . Immer mehr Menschen fühlen sich im Alter einsam. Der WAZ-Medizindialog in Bochum zeigt Ursachen und Auswege auf. Ort ist erstmals eine Kirche.

Immer mehr ältere Menschen fühlen sich einsam, beobachtet Prof. Georg Juckel, Ärztlicher Direktor des LWL-Universitätsklinikums. „Die Vereinzelung und die Kontaktabbrüche nehmen im Alter zu. Partner, Freunde und Bekannte ,sterben weg’. Familienmitglieder ziehen sich wegen Zwistigkeiten und durch die Belastungen am Arbeitsplatz zurück oder leben weit entfernt.“ Die Folgen können gravierend sein. Über sie und die notwendigen Konsequenzen informiert der WAZ-Medizindialog am Dienstag, 6. November, in der Lutherkirche am Stadtpark.

195.200 Haushalte gibt es in Bochum. In 95.100 Wohnungen lebt nur eine Person. Das sind natürlich nicht alle Singles. Schätzungen gehen von rund 25 Prozent aus. Gleichwohl: Gerade ältere Menschen, vor allem Frauen, bleiben nach dem Tod ihres Partners häufig allein. Ausscheiden aus dem Berufsleben, Zunahme von Krankheiten, längere Klinikaufenthalte: Die Gefahr der Isolation sei in dieser Lebensphase groß, warnt Juckel. Alsbald herrsche das bedrohliche Gefühl: Alles bricht weg. „Das kann zu psychischen Krisen wie Depressionen, Angst, aber auch zum verstärkten Konsum von Alkohol als ,Seelentröster’ führen.“

Vier Referenten in der Lutherkirche

In seinem Vortrag am 6. November zeigt der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie auf, wie es um die Einsamkeit im Alter bestellt ist, welche Risiken eine Rolle spielen und wie dem Alleinsein entgegengewirkt werden kann.

Es gibt drei weitere Referenten:
– Wer sind die Menschen, die unter Einsamkeit im Alter leiden? Welche Lebensereignisse führen dazu? Unter welchen Bedingungen leben sie? Antworten gibt Prof. Notburga Ott (Fakultät Sozialwissenschaften an der Ruhr-Uni).
– Wie kann Seelsorge bei der Einsamkeit im Alter helfen? Pfarrer Henri Krohn berichtet als Gastgeber über seine Erfahrungen.
– Welche psychotherapeutischen Ansätze haben sich bewährt? Diplom-Psychologin Marion Mohr vom LWL-Klinikum sorgt für Aufklärung. Ihre Erkenntnis: „Nicht das Alleinsein macht einsam, sondern das Gefühl, allein zu sein.“

„Kein Mensch darf verloren gehen“

Prof. Juckel sieht den Kampf gegen die Einsamkeit als gesellschaftliche Aufgabe. Zwar sei es wichtig und richtig, dass sich Seniorenbüros und weitere Einrichtungen und Initiativen der Altenhilfe um ältere Mitbürger kümmern. Man dürfe aber nicht nur darauf warten, dass sich die Betroffenen von allein melden. Dazu seien gerade Menschen mit Depressionen und Suchtkranke kaum in der Lage. Vielmehr müsse es einen ,aufsuchenden Dienst’ geben, der auf Sorgen und Hinweise von Nachbarn, Bekannten oder Ärzten reagiert und auf die Frauen und Männer zugeht. Juckel mahnt eine öffentliche Debatte an und formuliert ein gemeinsames Ziel: „Kein Mensch darf verloren gehen.“

>>> Anmeldungen ab sofort möglich

Der WAZ-Medizindialog „Einsamkeit im Alter“ beginnt am
6. November um 19 Uhr in der Lutherkirche an der Klinikstraße 10. Moderator ist WAZ-Redaktionsleiter Thomas Schmitt.

Wie immer ist die Teilnahme am Medizinforum für unsere Leserinnen und Leser kostenlos.

Anmeldungen sind ab sofort möglich: Tel. 0201/804 80 58