Bochum. . Ende des Jahres beschließt der Rat erstmals ein Trinkwasserversorgungskonzept. Pro Tag verbraucht jeder Bochumer 140 Liter. Es gibt auch Risiken.
Erstmals bekommt die Stadt Bochum ein Wasserversorgungskonzept. Bis zum Jahr 2023 gibt es an, mit welchen Einrichtungen, Maßnahmen und mit welcher Infrastruktur die Versorgung mit Trinkwasser für die Bevölkerung, aber auch mit Nutzwasser für das Gewerbe und die Industrie gesichert wird. Die Stadt setzt damit eine Vorgabe des Landeswassergesetzes für Nordrhein-Westfalen um.
Das auf gut 80 Seiten dargestellte Konzept wird gerade von den politischen Gremien beraten und soll noch in diesem Jahr, am 29. November, im Rat verabschiedet werden.
Warum kommt dieses Konzept jetzt?
Die Stadt Bochum folgt damit den Anforderungen durch das Landeswassergesetzes NRW. Das Gesetz schreibt vor, dass es die kommenden sechs Jahre, also bis einschließlich 2023, abzudecken hat. Im Kern geht es darum, dass jede Kommune nachvollziehbar beschreiben soll, wie sie die öffentliche Wasserversorgung in der nahen Zukunft sicherstellen möchte.
2023 muss dieses Konzept fortgeschrieben werden. Das bedeutet, dass es aktualisiert und eventuell den geänderten Rahmenbedingungen angepasst werden muss.
Wo kommt unser Wasser her?
Nach der Stilllegung des Wasserwerks Stiepel im Jahr 2016 wird das Bochumer Trinkwasser zu zwei Dritteln durch das Wasserwerk Essen und zu einem Drittel vom Wasserwerk Witten gefördert. Übrigens sind 99,9 Prozent aller Bochumer Haushalte an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen.
Unser Trinkwasser wird mit dem Verfahren der Grundwasseranreicherung gewonnen. Es stammt ausschließlich aus der Ruhr. Das Wasser wird behandelt, versickert, wird gefördert und dann weiter zu Trinkwasser aufbereitet.
Die Wege des Wassers
Für die rund 365.000 Einwohner der Großstadt Bochum mit ihren zahlreichen kleinen und großen Betrieben steht ein von den Stadtwerken im Auftrag der Stadt betriebenes riesiges Leitungsnetz zur Verfügung. Insgesamt hat dieses Netz eine Länge von 1829 Kilometern. Das entspricht in etwa der Entfernung zwischen Bochum und Athen (Luftlinie).
Aufgeteilt ist es in die über einen halben Meter dicken Transportleitungen (115 km), das Verteilnetz (1050 km) und private Hausanschlüsse (664 km). Das Durchschnittsalter der Leitungen Netzes beträgt 33 Jahre.
Wie hoch ist der Verbrauch in Bochum?
Der Wasserverbrauch in Bochum sinkt stetig. Zwischen 2007 und 2016 ging er um rund zehn Prozent auf 23,7 Millionen Kubikmeter zurück. Immerhin ist das die nicht unerhebliche Zahl von 175.000 gut gefüllten Badewannen. An dieser Kurve sind deutlich die Veränderungen in der Bochumer Industrielandschaft zu erkennen: wie etwa die Schließung des Nokia-Werks 2008 oder von Opel im Jahr 2014. Jeder Bochumer verbraucht im Schnitt pro Tag 142 Liter Wasser.
Wie gut ist die Wasserqualität?
Regelmäßig wird die Qualität des Trinkwassers untersucht. Dafür werden Proben entnommen. Besonderes Augenmerk wird auf die Nitratkonzentration gelegt, die mit 10,7 mg/l deutlich unter dem Grenzwert von 50 ml/l liegt. Als 2006 ein organischer Spurenstoff (PFT) in der Ruhr entdeckt wurde, musst ein Altlastenstandort saniert werden. Heute ist dieser Stoff kaum noch nachweisbar.
Welche Risiken gibt es?
Konzept muss Arnsberg vorgelegt werden
Sobald das Wasserversorgungskonzept verabschiedet ist, wird es veröffentlicht und stellt die Grundlage für den Umgang mit unserem Trinkwasser dar.
Das Konzept, das die Stadt gemeinsam mit den Stadtwerken erstellt hat, muss dann zudem der zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg vorgelegt werden.
Die Wasserwerke befassen sich zudem mit möglichen Risiken, die die Trinkwasserversorgung der Stadt stören könnten. Auswirkungen durch ein verändertes Klima oder die Neuansiedlung von Firmen sind ebenso wenig vorhersagbar wie Bodenverunreinigungen, Stromausfälle oder Anschläge auf das Wassernetz. Selbst dafür gibt es Notfallpläne. Eine extreme Trockenheit wie in diesem Jahr könnte ebenfalls Auswirkungen auf die Versorgung haben.
Was kostet das alles?
Um das Wassernetz instand zu erhalten und regelmäßig zu erneuern, investieren die Stadtwerke im Schnitt 4,3 Millionen Euro pro Jahr. Größtes Einzel-Projekt der letzten Jahre war die Erneuerung des Trinkwasserbehälters an der Kemnader Straße (8,2 Mio. Euro).
Geplant ist jetzt die Sanierung eines solchen Riesenbehälters an der Ministerstraße. Diese Maßnahme soll 4,2 Millionen Euro kosten.